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Landeshauptstadt: Engpass an bezahlbaren Wohnungen

Stadt reagiert mit Stadtentwicklungskonzept auf erwarteten Bevölkerungszuwachs/Schwerpunkt:Senioren

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Bezahlbare Wohnungen werden in Potsdam immer knapper. Grund ist unter anderem die Streichung der Wohnungsbauförderung. Wie Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz auf der „Werkstatt 2006“ der Wohnungsgenossenschaft (WG) „Karl Marx“ am Sonnabend darstellte, sei die Stadt dabei, durch entsprechende Konzepte die Voraussetzungen für neue Förderrichtlinien zu erfüllen. So sei am 15. September ein „Standortentwicklungskonzept“ beim Land eingereicht worden. Bis Ende des Jahres folge das geforderte „Integrierte Stadtentwicklungskonzept“. Es gehe darum, die Voraussetzungen für den erwarteten Bevölkerungszuwachs von derzeit 146000 auf 160000 Einwohner im Jahre 2020 zu schaffen. Dabei steige der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen. Im Stadtteil Stern seien bereits mehr als die Hälfte der Bewohner über 50 Jahre alt.

Zur „Werkstatt“ waren Mietervertreter der WG „Karl Marx“ eingeladen. Diese drängten auf ein seniorengerechtes Wohnumfeld mit Einkaufsmöglichkeiten und bezahlbaren Mieten. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft (Gewoba) bietet zum Beispiel als „Wohnung der Woche“ eine 68 Quadratmeter große sanierte Zweizimmerwohnung in der zweiten Etage eines Fünfgeschossers am Schlaatz für eine Gesamtmiete von 478,61 Euro an. Außerdem ist eine Kaution in Höhe von drei Monatsmieten zu zahlen. Ein „Durchschnittsrentner“ müsste die Hälfte seiner Bezüge für die Wohnungsmiete aufwenden und nahezu zwei Monatsrenten als Kaution hinterlegen. Die WG „Karl Marx“ hat ihre preisgünstigste Wohnung ebenfalls am Schlaatz: 60 Quadratmeter unsanierte Platte für 216 Euro plus 125 Euro für Betriebskosten. In begehrteren Wohnlagen wird für die selben Wohnungsgrößen mehr als das Doppelte verlangt.

Dr. Elke Marek, Aufsichtsratsvorsitzende der WG „Karl Marx“, nennt die hohen Altschuldenbelastungen, derzeit noch 40 Millionen Euro, als eine der Ursachen für die „recht hohen“ Netto-Kaltmieten. Die Baubeigeordnete führt die Modernisierungskosten, die auf die Mieten umgelegt werden, ins Feld und fragt: „Soll denn alles so bleiben wie es ist, auch die unwirtschaftlichen Heizungen?“

Das letzte geförderte Neubauprojekt war das Französische Quartier der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft (PWG) 1956 am Platz der Einheit mit 146 Wohnungen. Die PWG verwirklicht hier unter anderem ein Konzept des altengerechten Wohnens. Wie Vorstand Wolfram Gay gegenüber den PNN sagte, war die PWG einer der Bieter für den so genannten D-Zug, die Plattenbauanlage an der Neuendorfer Straße. Das städtische Unternehmen ProPotsdam hatte die 800 Klein-Wohnungen zum Kauf ausgeschrieben. Den Zuschlag hatte das Unternehmen Semmelhaack erhalten. Gay äußerte sich enttäuscht, dass innerhalb der Stadtspuren-Unternehmen, zu denen sowohl ProPotsdam als auch die PWG gehören, keine Übereinkunft getroffen werden konnte. Auf der Karl-Marx-Werkstatt stand ebenfalls die Frage im Raum: „Warum haben wir den D-Zug nicht gekauft?“

Elke von Kuick-Frenz verteidigte ein vom Unternehmen „Complan“ im Rahmen eines Masterplans vorgeschlagenes Projekt zum Familienwohnen im Schäferfeld, nahe des Baggersees am Stern. Dem Projekt sollen 750 Garagen zum Opfer fallen. Kuick-Frenz: „Wenn wir die Weichen für die Zukunft stellen wollen, brauchen wir bebaubare Flächen und müssen für die Autos andere Lösungen finden.“

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