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Landeshauptstadt: Engpass beim Gewerbe

Leerstehende Büros in Potsdam sind Mangelware. Mit Folgen für Firmen, die sich ansiedeln wollen

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Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Gewerberäume in Potsdam zu finden. Das geht aus einer aktuellen Studie der renommierten Immobilienmaklerfirma Engel und Völkers hervor. Demnach fehlen in der Landeshauptstadt vor allem moderne Büroflächen. Aufgrund der hohen Nachfrage stiegen die Spitzenmieten in der Innenstadt im ersten Halbjahr 2016 auf bis zu 14 Euro pro Quadratmeter. Im vergangenen Jahr waren es noch zwölf Euro pro Quadratmeter. Im Schnitt wurden für Gewerbeflächen knapp zehn Euro verlangt.

Zudem gibt es kaum noch Leerstand in Potsdam. Die entsprechende Quote sank der Studie zufolge auf 4,3 Prozent (2015: 4,7 Prozent). „Insbesondere moderne Flächen ab 500 Quadratmeter in zentralen Lagen sind knapp, sodass eine Vielzahl an Flächengesuchen nicht bedient werden konnte“, sagte der Bereichsleiter Büroflächenvermietung bei Engel und Völkers Commercial in Potsdam.

Ähnlich sieht es Carmen Liersch, die bei dem Immobilienmakler für Wohn- und Geschäftshäuser zuständig ist. „Angebot und Nachfrage passen nicht mehr zusammen“, sagte sie den PNN. Es werde immer schwerer, geeignete Immobilien zu vermitteln. Laut Liersch wurden in Potsdam insgesamt rund 30 000 Quadratmeter Bürofläche im vergangenen Jahr vermittelt. Auf Engel und Völkers entfielen davon fast 5000 Quadratmeter.

Den Eindruck, dass es eng wird auf dem Gewerbemarkt, bestätigte auch die Berliner Immobiliengesellschaft Berlinovo, die unter anderem in Potsdam den Weber-Park in Babelsberg betreibt. Derzeit sei man, anders als vor drei Jahren, bis auf wenige kleine Flächen ausgebucht, sagte Berlinovo-Sprecher Stefan Siebner.

Auch die ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) als Wirtschaftsförderung des Landes sieht durchaus Handlungsbedarf bei Gewerberäumen. „Es ist in der Tat nicht ganz einfach. Potsdam ist ein Hotspot der Gründerszene“, sagte ZAB-Sprecher Alexander Gallrein den PNN. Dennoch habe man immer noch „für jeden, der gründen wollte, eine passende Lösung gefunden“. Man solle das nicht dramatisieren. Wichtig sei für Unternehmensgründer vor allem, bezahlbaren Gewerberaum zu finden. Da könnten auch Initiativen wie Mietwerk helfen, die Co-Working–Plätze anböten (siehe Interview).

Vor allem in der Innenstadt, in Babelsberg und im Süden Potsdams suchen demnach Firmen und Start-Ups nach neuen „kleinteiligen“ Räumen. Sie kommen aus der Film- und Medienindustrie, der Medizinforschung, und dem Energiesektor sowie dem Dienstleistungsbereich. Positiv bewertete Engel und Völkers in diesem Zusammenhang die Bemühungen der Stadtverwaltung, für Start-Ups entsprechende Flächen zur Verfügung zu stellen. Die aktive Gründerszene werde durch branchenorientierte Technologie- und Gründerzentren – etwa die geplante Erweiterung in Golm – unterstützt.

Einen Mangel gibt es in Potsdam aber an größeren Büroeinheiten. Hier übertreffe die Nachfrage das Angebot deutlich, heißt es in der Studie. Firmen würden dazu übergehen, nun mehrere kleine Flächen anzumieten, um ihren Raumbedarf zu decken. Größere Projekte würden zudem häufig von den späteren Nutzern selbst errichtet, so Weber. Er nannte hierbei vor allem den Neubau der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), der noch bis Ende des Jahres am Hauptbahnhof eröffnet werden soll.

Auch im kommenden Jahr rechnet Engel und Völkers nicht mit einer Entspannung. Zwar gebe es einige Neuentwicklungen wie etwa rund um die Medienstadt in Babelsberg oder in der südwestlich vom Hauptbahnhof gelegenen Speicherstadt. Dennoch würden die dortigen Büroflächen den Markt nicht nachhaltig entlasten, hieß es.

Der Mangel an Gewerberäumen ist für die Potsdamer Wirtschaft nicht neu. So stellte die Stadt kürzlich wie berichtet den Maßnahmenplan zur Sicherung der knappen Gewerbeflächen vor. Im vergangenen Jahr hatten nur noch zehn Prozent der Nachfragen nach weiteren Flächen – sei es für Neuansiedlungen oder Erweiterungen von Unternehmen – bedient werden können, wie der Leiter der Potsdamer Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, Anfang September sagte. Das betreffe speziell den Bereich Logistik, heißt es in dem Bericht.

Für das Handwerk etwa gebe es aktuell keinerlei kurzfristig verfügbare Flächen. Auch für höherwertiges Gewerbe stünden nur noch 1,8 Hektar sofort zur Verfügung. Der Engpass bei den Gewerbeflächen sei „ein Risiko für die zukünftige Entwicklung“ der Stadt, hieß es in dem Bericht.

Und Besserung ist laut der Studie von Engel und Völkers in den kommenden Jahren auch nicht in Sicht.

Stefan Engelbrecht

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