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Landeshauptstadt: Engpässe bei Mietwohnungen

CDU: Marktgesetze sind in Potsdam außer Kraft gesetzt

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Alt-Drewitz – Den Potsdamer Wohnungsmarkt beherrscht die Mangelwirtschaft. Wer eine Wohnung sucht, wird eher in Berlin fündig als in der Landeshauptstadt. „Wir haben kein Angebot“, erklärt Carsten Hagenau den Bankrott von sechs großen Potsdamer Wohnungsunternehmen, für die er spricht. Hagenau war Donnerstagabend Gast beim CDU-Ortsverband Stern/Drewitz im Restaurant „Zum Lindenhof“.

Landtagsabgeordneter Sven Petke hatte zu dieser öffentlichen Veranstaltung, auf der es vor allem um die Wohngebiete Stern und Drewitz gehen sollte, eingeladen. 25 Gäste waren zum Abendschoppen in den Biergarten des Lindenhofs gekommen.

„Die Marktgesetze auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt funktionieren nicht – wir haben einen reinen Vermietermarkt“, hieß es am Ende. Vor allem Wohnungen im mittleren Preis-Bereich sind nicht im Angebot. Laut Hagenau gibt es in Potsdam nur zwei Standorte, wo Leute mit geringem Einkommen wohnen können: Schlaatz und Drewitz. Letzteres unterscheide sich gravierend vom benachbarten Stern. Während am Stern mehr Senioren wohnten, sei deren Anteil in Drewitz gering. Dafür gebe es hier eine größere Zahl von Mehrpersonenhaushalten, mehr Arbeitslose, Geringverdienende, Alleinerziehende und Migranten. Die sozialen Probleme würden sich in Drewitz zuspitzen, ohne dass es berechtigt wäre, hier schon von einem Problemgebiet zu sprechen. Laut Hagenau müsse eine Stadt wie Potsdam Wohngegenden vorhalten, in denen arme Leute existieren könnten. Das müssen deshalb keine Slums sein. Vielmehr müsse in diesen „Armenvierteln“ die Sozialarbeit verstärkt werden. Wie Hagenau beschreibt, halten sich immer mehr Menschen den ganzen Tag über in den alten DDR-Neubaugebieten auf. „Dafür sind diese Stadtteile nicht gemacht“, meint er. Ziel müsse es daher sein, den Leuten Beschäftigung anzubieten. Als Beispiel führte er den Integrationsgarten am Schlaatz an. Auch ehrenamtliche Arbeit könnte das Vakuum ausfüllen.

Mit Inkrafttreten der Hartz-IV-Gesetze und der Übernahme der Unterkunftskosten durch die Kommune entstand ein neuer Bedarf an kleinen Wohnungen. „Wir haben kaum Wohnungen, die Hartz IV-konform sind.“ Nach der neuesten Statistik gab es im Juli 9178 Bedarfsgemeinschaften in Potsdam, für welche die Kommune die Wohnkosten bezahlt. Dahinter verbirgt sich die Zahl von 12 196 Leistungsempfängern von Arbeitslosengeld II. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Probleme auf dem Wohnungsmarkt sich so stark zuspitzen“, sagt Petke am Ende der Veranstaltung. Und: „Als Politiker müssen wir nach Lösungen suchen.“ Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer von ProPotsdam, verkündet zum wiederholten Mal: Pro Potsdam wolle „in den nächsten Jahren“ tausend Wohnungen neu bauen. Ob diese den Bedarf im mittleren Bereich decken können, bezweifelt er selbst. Westphal spricht von Baukosten in Höhe von 1500 Euro pro Quadratmeter. Aufgrund der Zinsforderungen lägen die Mieten daher bei neun Euro pro Quadratmeter.Es gebe keine Möglichkeiten, die Mieten „runter zu subventionieren.“ Westphal: „Wir müssen weg von der Objektsubventionierung und müssen zu einer Subjektsubventionierung kommen.“ Mit anderen Worten: Der Mietzins soll sich nach dem Einkommen staffeln. Wie das zu machen ist, ließ er unbeantwortet.

Für Petke ist angesichts der Probleme klar, dass das Thema Mietwohnungen beim Kommunalwahlkampf im nächsten Jahr eine große Rolle spielen werde. Auch die Betriebskosten, die sich in den vergangenen sechs Jahren fast verdoppelt hätten, wolle die CDU genauer unter die Lupe nehmen. Günter Schenke

Günter Schenke

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