WENDLANDS Sicht: Enten
Ach ja, denke ich, ich muss ja noch die Kolumne für die PNN schreiben: Themen gebe es genug: Kunsthalle im Lustgarten, dem ältesten Garten der Stadt noch vom Großen Kurfürsten, Brauhausberg, Staudenhof, Hotel Mercure, Haus Dietz, Treppengeländer im Stadtschloss Ach denke ich, alles schon mal beschrieben, analysiert und gewettert. Und was ist passiert?
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Ach ja, denke ich, ich muss ja noch die Kolumne für die PNN schreiben: Themen gebe es genug: Kunsthalle im Lustgarten, dem ältesten Garten der Stadt noch vom Großen Kurfürsten, Brauhausberg, Staudenhof, Hotel Mercure, Haus Dietz, Treppengeländer im Stadtschloss
Ach denke ich, alles schon mal beschrieben, analysiert und gewettert. Und was ist passiert? Das vom Baubeigeordneten so hoch gelobte Leitbautenkonzept wird irgendeinem politischen Deal geopfert, das Ensemble Haus Ulrich und Haus Dietz weicht einem Fünfgeschosser in der Pufferzone, die Potsdam so vorbildlich vorweist und und und. Irgendwie kenne ich das seit langer Zeit, und doch ist eine neue „Qualität“ dazugekommen, Diskussion und Dialog mit Fachleuten und Bürgen finden nicht mehr statt, und wenn, dann wird trotzdem darüber hinweg gegangen.
Nein, ich höre nicht auf, mich einzumischen, doch heute will ich mal über etwas anderes schreiben, was mir beim abendlichen Spaziergang an der Freundschaftsinsel aufgefallen ist: Irgendwie sehen sie nämlich einsam aus, die zahlreichen Erpel auf dem Wasser. Was ihnen fehlt sind die Weibchen. Weit und breit sieht man nur die männlichen Entenvögel und ich komme ins Nachdenken. Nein, die Stadt und die Politik mache ich dafür nicht verantwortlich, denn natürlich sind die Weibchen mit der Brutpflege beschäftigt, Aber da könnten die Männer doch helfen? Also schaue ich nach und lese, dass für „den Nestbau gewöhnlich das Weibchen zuständig ist“. Also die Einsamkeit ist artbedingt und temporär.
Doch auch die Weibchen haben offensichtlich keinen zu großen Aufwand: „Es werden vier bis dreizehn Eier gelegt, gebrütet wird für einen Zeitraum von 22 bis 40 Tagen. Die Jungen schlüpfen nach durchschnittlich 21 Tagen und verlassen nur ein bis zwei Tage später das Nest. Sie sind sofort vollkommen selbstständig. Sie werden jedoch noch einige Wochen von den Elternvögeln begleitet. Bei den Entenvögeln, die alljährlich neue Paare bilden, übernimmt diese Aufgabe allein das Weibchen. Die Rolle besteht vor allem darin, die Jungvögel zu Nahrungsgründen zu führen und sie zu bewachen.“
Na gut, denke ich, dann werden demnächst auch die Weibchen wieder zu sehen sein und, wenn keine Entendramen stattfinden wie neulich das Entennest im Lüftungsschacht, auch Entenküken. Da ich aber nun mit den Enten schon mal angefangen habe, lese ich den Artikel auch gleich zu Ende: Und schon wieder tun mir die Enten irgendwie leid, denn da steht, dass vierzig bis sechzig Prozent der Entenvögel vor dem Erreichen der Geschlechtsreife, die bei den meisten Arten nach einem Jahr eintritt, sterben. Und auch danach haben Entenvögel eine verhältnismäßig geringe Lebenserwartung. Sie beträgt nur zwei bis drei Jahre. Das ist aber immerhin noch länger als manche Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung.
Unser Autor lebt seit 1945 in Potsdam. Er studierte in Berlin und Dresden und ist seit 1968 als Architekt in Potsdam tätig.
Christian Wendland
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