zum Hauptinhalt

Von Michael Meyer: Entgegen der Fußball-Lehre erfolgreich

Mit Stürmerin Bianca Schmidt in der Dreier-Abwehrkette bekam Turbine Potsdam die wenigsten Gegentore. Am Sonntag kommt Schlusslicht Crailsheim an den Babelsberger Park

Stand:

Obwohl sie als gelernte Stürmerin kein Tor schoss, erntete die Potsdamerin Bianca Schmidt am vergangenen Sonntag viel Lob. Sie hatte im Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga FCR Duisburg – Turbine Potsdam nämlich Tore verhindert: Treffer der derzeit besten deutschen Torjägerin Inka Grings. Schmidt legte als Teil der Turbine-Abwehrreihe die Nationalstürmerin an die Kette, so dass Grings bei Potsdams 3:0-Sieg ohne Torjubel blieb. „Bianca hat die völlig abgemeldet und ihre Sonderaufgabe sehr gut gelöst“, zeigte sich Turbine-Trainer Bernd Schröder auch gestern noch angetan vom Auftritt der dreifachen Jung-Nationalspielerin beim FCR.

„Ich musste schon sehr konzentriert zur Sache gehen, denn Inka Grings ist immer wieder für überraschende Spielzüge gut. Aber es hat Spaß gemacht, gegen sie zu spielen, denn wir waren erfolgreich“, erzählte Bianca Schmidt gestern. Eine ähnliche Sonderaufgabe wie bei Spitzenreiter Duisburg wird die Jung-Nationalspielerin nicht erfüllen müssen, wenn sie mit dem Tabellenzweiten am kommenden Sonntag Schlusslicht TSV Crailsheim empfängt. Das Hinspiel hatte Turbine durch zwei Tore Anja Mittags mit 2:0 gewonnen. „Dieses Spiel wird nicht leichter werden als das letzte“, glaubt Schmidt. „Es wird schwer, auch gegen einen solchen Gegner die ganze innere Spannung hoch zu halten. Und in den letzten Spielen gegen Crailsheim haben wir uns ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“

In Turbines Taktikplanung ist Schmidt inzwischen ganz vom Angriff in die Abwehr gerückt. „Das geschah in Absprache mit Nationaltrainerin Silvia Neid, die mit Bianca rechts in der Vierer-Abwehrkette plant“, so Schröder. Die 19-Jährige selbst stört das nicht. „Von dort aus kann ich mich doch auch nach vorn orientieren“, sagt sie. „Aus der Viererkette allerdings besser als aus der Dreierkette, die wir hier in Potsdam spielen.“ Schröder hat mit seiner 3-4-3-Taktik – also drei Abwehr-, vier Mittelfeld- und drei Angriffsspielerinnen – einem völlig unüblichen Spielsystem Leben eingehaucht. „Wir haben mit nur 13 Gegentoren die wenigsten der ganzen Liga – das geht mit einer Dreier-Abwehr eigentlich gar nicht“, staunt der Coach selbst. „Das widerspricht der momentanen Fußball-Lehre – aber was soll’s. Die Mädels haben das System verinnerlicht und wir sind erfolgreich.“

So erfolgreich, dass nun übermorgen ein deutlicher Heimsieg Pflicht ist. „Und das ist das Gefährliche: Crailsheim wird mit elf Spielerinnen hinten drin stehen und wir werden froh sein müssen, wenn wir zwei-, dreimal treffen“, so Schröder, der nach Lage der Dinge bis auf Stürmerin Jessica Wich (Bänderanriss im rechten Knöchel) mit allen Spielerinnen planen kann. „Wir dürfen uns nicht einbilden, dass wir jetzt der Überflieger der Liga sind. Das 3:0 in Duisburg war eine Momentaufnahme. Wichtig sind am Sonntag vor allem drei Punkte – auch mit einem Blick voraus auf den nächsten Mittwoch.“

Am 1. April wird Turbine ab 17.30 Uhr das Heimspiel gegen den Dauerrivalen FFC Frankfurt nachholen, der zuletzt durch ein überraschendes 1:2 in Freiburg an Boden im Titelkampf einbüßte. Vom Meistertitel spricht in Potsdam niemand – wohl aber wieder von der neuen UEFA Women’s Champions League. „Der internationale Fußball ist für uns nun wieder möglich“, glaubt auch Bianca Schmidt, der in dieser Saison erst ein Bundesliga- Tor gelang. Am Sonntag könnte sie vielleicht erneut treffen. „Dann wollen wir uns für das Spiel gegen Frankfurt den gleichen Schwung holen wie in der vergangenen Woche mit dem 7:1 gegen Freiburg für die Partie in Duisburg“, meint die Sportschülerin, die übermorgen nicht so in der eigenen Abwehr gebunden sein dürfte wie zuletzt durch Inka Grings.

Anpfiff ist am Sonntag um 11 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })