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Links und rechts der Langen Brücke: Entscheidungskultur

Peer Straube zollt Beifall für den Entschluss, die Bibliothek während der Sanierung zu schließen und ein Provisorium einzurichten

Von Peer Straube

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Iris Jana Magdowski beginnt mit einem Paukenschlag. Kaum ein paar Wochen ist die Christdemokratin als neue Kulturdezernentin im Amt, da trifft sie munter Entscheidungen, die schon lange vorher hätten fallen sollen. Gebetsmühlenartig hatte es seit Jahren geheißen, die Bibliothek werde bei laufendem Betrieb saniert. Zweieinhalb Jahre hätten die Nutzer beim Getöse von Presslufthämmern in den Büchern und Zeitschriften blättern und dabei missmutig den Baustaub von den Seiten blasen dürfen. Nun ist die Katze aus dem Sack. Die Bibliothek macht zu. Die Stadt sucht ein Übergangsdomizil zum Schnäppchenpreis, in dem die Mehrzahl der Medien den Lesern zur Verfügung stehen. Ungestörtes Lesen einerseits und ungestörtes Hämmern und Bohren andererseits. Eine vernünftige Idee, auf die man hätte früher kommen können. Es liegt nahe, den größtenteils ungenutzten Fachhochschulkomplex übergangsweise zu nutzen. Erstens entfallen lange Transportwege. Zweitens zöge noch einmal Leben ins Haus. Zudem hätte die Lösung den Charme, dass der Auszug der Fachhochschule mit dem Zeitpunkt zusammenfällt, an dem auch die Bibliothek ihr Provisorium nicht mehr benötigt. Ende 2012 wäre der Betonklotz bis zum Alten Markt hin leer und könnte geschleift werden. Von diesen Erwägungen abgesehen, sorgt Magdowski mit einem anderen Vorschlag für Furore. Sie will die Villa in der Hegelallee aufgeben und mit ihrem Dezernat in die noch freie Etage der sanierten Bibliothek ziehen. Der Verkaufserlös der sanierungsbedürftigen Villa könnte zur Finanzierung des Bibliotheksumbaus herangezogen werden. Und die Kultur- und Bildungsbeigeordnete wäre im neuen Domizil tatsächlich von Kultur und Bildung umgeben. Eine Christdemokratin erwärmt sich für DDR-Architektur – insgeheim dürfte dafür selbst die Linke Beifall spenden. Der neue Baudezernent Matthias Klipp tritt mit seinem Transparenzversprechen ebenso erfrischend auf. Es besteht Hoffnung für zwei lange vernachlässigte Ressorts.

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