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Akrobatik, Musik und Kulinarisches. Zur Erlebnisnacht lockte in Potsdams Innenstadt ein vielfältiges Angebot, rund 50 000 Besucher ließen sich von der Atmosphäre begeistern.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Entspanntes Spektakel

50 000 Besucher feierten am Samstag die Erlebnisnacht in der Innenstadt – friedlich. Nach den jüngsten Anschlägen zeigte auch die Polizei mehr Präsenz

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Ganz entspannt in der Friedrich-Ebert- Straße auf den Gleisen der Straßenbahn spazieren gehen – das geht bei der Potsdamer Erlebnisnacht ausgezeichnet. Am Samstag hatten zahlreiche Geschäfte der Innenstadt und des Holländischen Viertels bis spät in die Nacht geöffnet und lockten Besucher mit Sonderangeboten. 50 000 Menschen feierten bis spät in die Nacht in der für Autos gesperrten Innenstadt; Bühnen für Live-Musik, Imbiss- und Getränkestände prägten das Bild.

Brigitte Schütze sitzt am Brunnen auf dem Luisenplatz und schiebt sich gerade das letzte Stück Kuchen in den Mund. „Es schmeckt wirklich besser als aus dem Laden“, findet sie und ihr Ehemann Helmut ergänzt: „Hier findet man Sachen, die man sonst selten isst.“ Zum zweiten Mal besuchen die beiden Potsdamer die Erlebnisnacht – vor allem das gute Wetter zieht sie vor die Tür. Das Angebot an regionalen Spezialitäten auf dem Luisenplatz nutzten viele Besucher. „Vor allem Heidelbeeren werden gekauft“, sagt Dirk Johl, Mitarbeiter des Spargel- und Erlebnishofs Klaistow, der mit einem kleinen Verkaufsstand zum 5. Mal auf dem Event vertreten ist. Neben den Früchten bietet Johl kleine Schnäpse, Liköre oder Brotaufstriche an. „Aber es geht vor allem darum, Präsenz zu zeigen. Viele kommen vorbei und denken sich: Da müssen wir mal wieder hin.“

Gut gestärkt zieht es viele Besucher anschließend in die Brandenburger Straße, wo die Einzelhändler mit besonderen Angeboten locken. Yvette Naujoks ist mit ihrer zweijährigen Tochter Emma unterwegs. „Wir waren schon öfter hier. Ich finde es immer interessant, zu sehen, was los ist und welche Stände es gibt“, sagt die 26-jährige Potsdamerin. „Wir kommen einfach, um zu schlendern.“ Von der Neugier der Besucher wiederum profitieren viele Einzelhändler der Stadt. Katja Passler hat in der Hermann-Elflein-Straße ein Hunde-Fachgeschäft und ist gerade dabei, Snacks und Getränke vorzubereiten. „Sobald Musik gespielt wird, ist hier immer etwas los“, sagt sie. Vor genau sieben Jahren hat sie ihren Shop zur Erlebnisnacht eröffnet – und war seitdem jedes Mal dabei. „Das ist immer ein schöner Tag, an dem neben Stammkunden auch mal neue Leute aus dem Umfeld vorbeischauen“, sagt Passler, die selbst eine Parson-Russell-Terrier-Hündin besitzt. Zu jeder Erlebnisnacht denkt sie sich etwas Spezielles aus – dieses Mal hat sie beispielsweise die sonst etwas teureren Lederhalsbänder im Angebot. Und natürlich schließt die Ladentür auch nicht wie sonst um 19 Uhr.

Viele Geschäfte haben länger auf als üblich. So auch der Body Shop in der Brandenburger Straße. Bis 21 Uhr bieten die Mitarbeiter des Beauty-Ladens anlässlich der Erlebnisnacht Makeup- und Hautpflege-Beratungen an. Dazu holen sie sich Unterstützung von Saskia Neumann aus Berlin. „Das Angebot wird wirklich gut angenommen“, erzählt sie. Glow- und Bronzetöne seien in diesem Sommer besonders beliebt und von vielen Kunden gewünscht.

Andere landen eher zufällig bei der Erlebnisnacht – wie Natascha Block. Die 36-Jährige ist gemeinsam mit ihren Eltern aus Groningen in den Urlaub nach Berlin gefahren. Nach einer Busrundfahrt durch Potsdam bleiben sie in der Innenstadt: „Jetzt freuen wir uns, dass so viel los ist hier, da fahren wir nicht zurück nach Berlin. Ich finde alles sehr gemütlich und wir genießen die Musik.“

Selig war am Sonntag auch Gitty Oeckel vom Erlebnisnacht-Veranstalter P3 Projekt: „Wir sind sehr glücklich und sehr zufrieden.“ Zunächst habe das Wetter, das den Organisatoren in den vergangenen Jahren oftmals einen Strich durch die Rechnung machte, in diesem Jahr einwandfrei mitgespielt. Was Oeckel aber ganz besonders freut ist, dass das neue Konzept der Erlebnisnacht aufgegangen sei: Die Foodtrucks auf dem Bassinplatz, die kulinarische Besonderheiten aus verschiedenen Kontinenten anboten, kamen ebenso gut an wie das ebenfalls neue Straßentheater, das von vielen Einzelhändlern explizit als Alternative zur Live-Musik gewünscht wurde. „Das zog ein fröhliches, entspanntes Publikum an.“

Oeckel versucht trotz ihrer organisatorischen Aufgaben viel mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. „Wir wollen nicht nur Ansprechpartner sein, sondern auch Gesicht zeigen“, sagt die 51-Jährige, deren Veranstaltungsagentur das Event von Anfang an und damit zum zwölften Mal begleitete. „Man sagt ja über den Potsdamer, dass er zum Lachen in den Keller geht. Auf der Erlebnisnacht wird das widerlegt. Ich sah zum Beispiel eine Gruppe junger Menschen, die von einer Bierbank aufstanden, um einer älteren Frau Platz zu machen. Da geht einem das Herz auf.“ Den Eindruck vom entspannten Publikum bestätigt auch Udo Häusler von der Potsdamer Polizei. Alles sei ruhig geblieben, sagte er den PNN. „Uns wurden nicht mal Diebstähle gemeldet“, sagt er. Angesichts der Vorfälle der vergangenen Woche wurde auch das Sicherheitskonzept der Veranstalter angepasst, sagt Oeckel. „Wir waren im engen Kontakt mit der Lenkungsgruppe der Polizei, es gab viele Mannschaftswagen außerhalb, Polizisten waren in zivil und in Uniform unter den Gästen. Klar sind es verstörende Zeiten, aber man darf sich nicht verrückt machen lassen.“

Anne-Kathrin Fischer

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