Landeshauptstadt: Equal-Projekte warten auf 700 000 Euro
Berufsintegrationsnetzwerk erfahren in der Vermittlung von Migranten, aber ungenutzt von der Paga
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Die Potsdamer Teilnehmer an der EU-Gemeinschaftsinitiative Equal warten auf ihr Geld – zum Teil schon seit 2003. Allein bei der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft (BBAG) sei bereits ein Betrag in Höhe von 400 000 Euro aus drei Projekten aufgelaufen, bei mehreren kleineren Trägern seien insgesamt 300 000 Euro offen, sagt BBAG-Geschäftsführer Kilian Kindelberger. Um Equal – Konzepte gegen Diskriminierung und Ungleichheit am Arbeitsmarkt – umsetzen zu können, seien alle Träger in Vorleistung gegangen, auch die kleinen wie Flüchtlingsrat und Ausländerbeirat, die aufgrund der schleppenden Zahlungen des „Weiterreichers“ Bundesarbeitsministerium jetzt an ihr Existenzminimum kämen. Darum wandte sich Kindelberger gestern an seinen Gast, die Potsdamer SPD-Bundestagabgeordnete Andrea Wicklein. Diese sicherte zu, sich direkt an Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) zu wenden.
Der BBAG-Chef, aber auch der Geschäftsführer der Urania Potsdam Ullrich Simchen sowie Uwe Bläsing von der Gesellschaft für Arbeit, Beratung und Integration (Gabi) beklagten außerdem die „mangelnde Anerkennung“ ihrer geleisteten Arbeit. Unter der Trägerschaft von „Gabi“ hatten sich bereits 1999 zehn Gesellschafter zu einem Berufsintegrationsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten – gefördert von EU und Bund – zusammengetan. Dieses bleibe aber ungenutzt von der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender (Paga). Die könne aus ihrem Datensatz Migranten gar nicht auslesen, sagt Kindelberger, da sie nicht kenntlich gemacht seien. Diese Klientel aber brauche besondere Hilfestellungen. Schätzungsweise 2000 Menschen mit Migrationshintergrund lebten zurzeit in Potsdam; 200 durchliefen Projekte des Berufsintegrationsnetzwerkes. „Dabei nutzen wir die Kenntnisse der Migranten und bilden sie beispielsweise als Fremdsprachensekretärin oder Mitarbeiter im Außenhandel aus“, erklärt der BBAG-Chef. Wenn aber die Paga Integrationsprojekte auflege, „werden wir nicht einmal gefragt.“ Man müsse sich darum bewerben. In Potsdam tummele sich eine Fülle von Trägern, die die Projekte hemme. Anders in Potsdam-Mittelmark, erzählt Simchen. Die dortige Arbeitsgemeinschaft Maia habe einen festen Trägerstamm, mit dem sie gemeinsam auf Zielgruppen zugeschnittene Maßnahmen erstelle: für Migranten sogar individuelle Integrationspläne. In Potsdam aber fehle ein solches Trägernetzwerk und auch ein „Netzwerkmanagement“, kritisiert Simchen. Man wolle nicht mehr Geld, betont Kindelberger, aber einen effizienteren Einsatz der Mittel: „Wir könnten vielmehr machen.“ Kein unlösbares Problem, meint Bundestagsabgeordnete Wicklein, die jetzt Paga, Arbeitsagentur und Netzwerkträger an einen Tisch holen will. N. Klusemann
N. Klusemann
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