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Landeshauptstadt: „Er war besessen von seiner Aufgabe“ Verkehrserzieher Emil Karaus im Alter von 85 Jahren gestorben

Ehemaligen Volkspolizisten flicht die Nachwelt keine Kränze. Emil Karaus, der vor wenigen Tagen im Alter von 85 Jahren starb, hat jedoch eine Würdigung verdient.

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Ehemaligen Volkspolizisten flicht die Nachwelt keine Kränze. Emil Karaus, der vor wenigen Tagen im Alter von 85 Jahren starb, hat jedoch eine Würdigung verdient. Mehr als drei Jahrzehnte setzte er sich in Potsdam unermüdlich für die Verkehrserziehung ein. Dabei stand für ihn der Schutz der Kinder vor Verkehrsunfällen an erster Stelle. Auf dem Übungsparcours am Pionierhaus (heute Treffpunkt Freizeit) drehten tausende Schüler mit dem Fahrrad ihre Runden, lernten die Verkehrszeichen kennen und die Vorfahrtsregeln beachten. Zuvor wurden Reifen, Lenkung und Bremsen der Räder überprüft und wenn nötig, in einer kleinen Selbsthilfewerkstatt instand gesetzt.

Fast jede in der Nähe von Hauptstraßen gelegene Schule besaß damals eine Gruppe von Schülerlotsen, die den Schulweg sicherte. Auch die in den Großbetrieben bestehenden Verkehrsicherheitsaktive (VSA) leitete Emil Karaus an. Er ging sogar in die Krankenhäuser, um mit Unfallverletzten zu sprechen. Nahezu jede Woche brachte er einen verkehrserzieherischen Beitrag in die „Neuesten Nachrichten“. Zu Höhepunkten wurden die gemeinsam mit unserer Redaktion im Haus der Offiziere (Konzerthaus) veranstalteten, mit einem Verkehrsquiz und der Auszeichnung von Verkehrshelfern verbundenen bunten Abende.

„Er war besessen von seiner Aufgabe“, sagt seine Witwe Helene Karaus, die nach mehr als 40 Jahren Ehe nun ohne ihn auskommen muss. „Seit der Pensionierung haben wir alles gemeinsam unternommen, auch einige schöne Urlaubsreisen mit dem Enkel.“ Als die beiden zusammenfanden, hatten sie ein ähnliches Schicksal hinter sich: Helene war 1945 als Vertriebene aus Polen, Emil aus der Tschechei ins Brandenburgische gekommen. Nach der Arbeit beim Bauern ließen sich beide von der Polizei anwerben.

In mehr als drei Jahrzehnten Dienstzeit hat es Emil Karaus nur zum bescheidenen Rang eines Oberleutnants gebracht. „Ihm ging es um die Sache, nicht um die Karriere“, schätzt seine Frau ein. „Politisch hat er sich nicht hervorgetan, blieb immer vernünftig, anständig und bescheiden.“Auch deshalb haben ihn Tausende seiner früheren Verkehrsschüler in guter Erinnerung behalten. Wenn er einem wiederbegegnete, ging er noch bis in seine letzten Lebensmonate mit freundlichem Lächeln auf ihn zu und suchte das Gespräch. Nicht zuletzt diese von Herzen kommende gütige, später väterliche Art hatte ihn zu einer stadtbekannten Persönlichkeit werden lassen. Emil Karaus wird am Donnerstag, dem 16. Februar, um 9 Uhr auf dem Neuen Friedhof beerdigt.

Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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