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Landeshauptstadt: Erbe Friedrichs teures

Das Neue Palais ist eine der größten Baustellen der Schlösserstiftung. Und die Schäden am Bauwerk sind größer als angenommen

Von Matthias Matern

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Vom Neuen Palais gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Die Sanierung der mehr als 60 Tonnen schweren Deckenkonstruktion aus Holz zwischen dem Grotten- und dem Marmorsaal ist nach rund einjähriger Arbeit bereits abgeschlossen. Die schlechte: Der Zustand des Sockels, auf dem das Schloss zum Schutz vor der erheblichen Bodenfeuchte errichtet wurde, ist in einem weit schlechteren Zustand als befürchtet. Dass sich dadurch aber die Restaurierung des Schlosses insgesamt verzögere, sei vorerst nicht zu erwarten, sagte Ayhan Ayrilmaz von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) am Freitag auf einem Rundgang über die Baustelle. Auch das bislang zur Verfügung stehende Gesamtbudget in Höhe von 25 Millionen Euro werde wohl nicht gesprengt. „Was teurer wird, versuchen wir an einer anderen Stelle wieder einzusparen“, versicherte Ayrilmaz.

Bis Ende 2015 sollen die letzten Säuberungs- und Restaurierungsarbeiten an der Decke des Grottensaals und am Fußboden des darüberliegenden Marmorsaals abgeschlossen sein. Dann soll der Boden sogar wieder eingeschränkt begehbar sein, berichtete Neues-Palais-Projektleiterin Heike Zeymer. Vor rund sechs Jahren mussten der Grottensaal und der Marmorsaal, die beiden unbestrittenen Hauptattraktionen des Schlosses, wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen werden. Vor allem zur Fensterseite hin hatte Kondenswasser über die Jahre aufgrund von Temperaturschwankungen das Gebälk stark beschädigt. Die Arbeiten an der ohnehin nach Einschätzung der Restauratoren sehr waghalsigen Konstruktion hatten sich als ausgenommen schwierig erwiesen. So waren die Holzbalken teilweise so stark mit Holzschutzmitteln kontaminiert, dass die Arbeiter nur mit Schutzanzügen zu Werke gehen konnten. Besonders stark verrottete Balkenköpfe wurden durch eine Art Prothese ersetzt. „Teilweise haben die Teams parallel von unten an der Decke des Grottensaals und von oben am Marmorfußboden gearbeitet“, sagte Zeymer.

Bis Ende 2017 will die Schlösserstiftung mit allen bislang geplanten Maßnahmen am Neuen Palais durch sein. „Möglicherweise dauert es wegen des Sockels auch bis 2018“, räumte Ayrilmaz ein. Für den Masterplanchef ist das Schloss, das 1763 nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges unter Friedrich dem Großen begonnen und bereits 1769 fertiggestellt wurde, nur eine von vielen Baustellen. Mit einem Sonderinvestitionsprogramm in Höhe von 155 Millionen Euro wollen Brandenburg, Berlin und der Bund die preußischen Schlösser vor dem weiteren Verfall retten. Der Masterplan gilt bis 2017, ab dem kommenden Jahr soll über eine Fortsetzung verhandelt werden.

Am Neuen Palais soll neben der maroden Holzdecke zwischen den beiden Prunksälen und dem Schlosssockel auch das Dach saniert werden. Dafür sind laut Ayrilmaz 4,3 Millionen Euro vorgesehen und für die Decke knapp fünf Millionen Euro. Für die Ausbesserung des Sockels sind bislang zwölf Millionen Euro eingeplant. „Eigentlich gilt dieser Teil immer als der beständigste Teil eines Gebäudes. Die auf den ersten Blick unspektakulärste Maßnahme hat sich dann aber als die spektakulärste erwiesen“, so Ayrilmaz.

Schuld an der unerfreulichen Überraschung war Pfusch am Bau bei Restaurierungsversuchen aus früheren Zeiten, vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren. „Die Vorgänger haben zum Teil alles andere als sachgemäß gearbeitet“, berichtete Ayrilmaz. Die nachträglich aufgetragene Betonverschalung sei so sehr mit dem Gebäude verschweißt gewesen, dass sie kaum habe entfernt werden können, ohne historische Bausubstanz in Mitleidenschaft zu ziehen, ergänzte Zeymer. Teilweise seien einfach Materialien kombiniert worden, die nie hätten zusammen verbaut werden dürfen.

Notwendig geworden waren die Arbeiten am Sockel ebenfalls aufgrund von Schäden durch eindringende Feuchtigkeit. „Eigentlich steht das Neue Palais auf dem denkbar ungünstigsten Baugrund, einer feuchten Wiese“, erläuterte Zeymer. Da Friedrich II. das Schloss aber genau dort haben wollte, hätten die Konstrukteure es auf einen 1,50 Meter hohen Sockel gestellt. Anfänglich habe die Durchlüftung des darunterliegenden Gewölbes noch einigermaßen funktioniert, später seien die Freiräume zunehmend mit technischen Anlagen und anderem verbaut worden. Die aus der Wiese aufsteigende Feuchtigkeit habe nicht mehr abziehen können, so die Projektleiterin. „Das hat zu Schimmel im Schloss geführt.“

Selbst wenn die Arbeiten am Sockel im Zeitrahmen abgeschlossen werden können, sind die Folgen der alten Bausünden noch nicht beseitigt. „Was sich über Jahrzehnte an Feuchtigkeit angesammelt hat, ist nicht in fünf Jahren weggetrocknet“, so Zeymer. Abhilfe soll eine extra eingebaute Entlüftung schaffen. Aber auch so bleibt am Schloss noch viel zu tun. Die Stiftung schätzt den Gesamtbedarf auf rund 120 Millionen Euro. An einem weiteren Paket in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro werde gerade gestrickt, gab Masterplan-Leiter Ayrilmaz bekannt.

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