Aus dem GERICHTSSAAL: Erbitterte Nachbarschaftsfehde
Bedrohung, Körperverletzung, Nötigung in 68 Fällen
Stand:
Als der neue Nachbar Ende 2004 in die Siedlung zog, ging der Ärger los. Erwin E.* (inzwischen 68) fühlte sich von dem nur einen Katzensprung entfernt wohnenden Ehepaar Gerlinde* und Gerd G.* sowie deren Nachbarn Heinz H.* nicht wohlgelitten. Monatelang soll das Trio mit seinen Radios das Grundstück von Erwin E. ohrenbetäubend beschallt haben, oft den lieben langen Tag lang. Dann sollen sie Erwin E. und seine Gattin in ihrem Haus mit starken Scheinwerfern geblendet haben. Im Mai 2005 – so die Anklage – habe Gerlinde G. den mit Elektrowerkzeug arbeitenden Mann mit ihrem Gartenschlauch bespritzt. Im Juni soll das Ehepaar ein Fass mit stinkendem Inhalt direkt an der Grundstücksgrenze aufgestellt haben. Im selben Monat schlug Gerd G. laut Staatsanwaltschaft mit einem 40 Kilogramm schweren Zaunpfahl auf Erwin E. ein, verletzte ihn dabei an der Schulter. Die Aktionen sollen teilweise von üblen Beschimpfungen des älteren Herrn begleitet worden sein.
Seit gestern müssen sich Gerlinde G. (49), Gerd G. (60) und Heinz H. (53) wegen Nötigung in 68 Fällen, Bedrohung, Beleidigung und Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Ursprünglich listete die Anklage noch weit mehr vermeintliche Untaten der gebürtigen Potsdamer auf, deren Ziel es gewesen sein soll, Erwin E. von Grund und Boden zu vertreiben. Alles Unsinn, konterte Gerd G. zu Prozessbeginn. „Wir wollen den Mann nicht vergraulen. Wir reden gar nicht mit dem. Und das ist sein Problem.“ Ehefrau Gerlinde G. ergänzte: „Ich arbeite den ganzen Tag. Wenn ich nach Hause komme, will ich meine Ruhe.“ Doch die würde Erwin E. dem Paar einfach nicht gönnen. Bei jeder passenden Gelegenheit würden sie von dem Rentner bespitzelt. Ständig stünde er mit Fernglas oder Kamera hinter seiner Gardine. Hätten sie Gäste, würde er die Gespräche mit einem Tonbandgerät aufnehmen. „Manchmal drehen wir das Radio dann lauter, einfach, damit er nicht mitkriegt, was geredet wird“, räumte die Angestellte ein. „Wir hören eigentlich ständig Radio, aber immer nur in Zimmerlautstärke“, berichtete Gerd G. „Wenn ich auf dem Grundstück arbeite, ist das Radio an. Das stand – als die Terrasse noch nicht überdacht war – in der Hundehütte.“ Die Lautstärke hätte nicht einmal den Schäferhund gestört. „Der hat sich sogar daneben gelegt“, erzählte der Angeklagte. Die „stinkende Flüssigkeit“ in dem Fass sei Brennnesselsud zum Düngen der Hecke gewesen, der Angriff mit der Zaunlatte eine Lüge. „Ich habe Herrn E. einmal beleidigt. Da sind mir die Nerven durchgegangen“, räumte Gerlinde G. ein. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga
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