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Kurzfilme für Jugendliche zum Studentenfilmfestival

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Zwischen Gras und Blumen sitzen zwei Mädchen. Das ältere der beiden gießt Wodka in ein Glas und gibt es dem jüngeren mit den Worten: „Man gewöhnt sich daran.“ Am Mittwoch zeigte das Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ den Filmblock „Youth“ – in den Kurzfilmen ging es um Liebe, Rassismus, Einsamkeit und Drogen. In dem Film „Teufel“ von Regisseurin Lisa Bierwirth ist Alkohol ein wiederkehrendes Motiv. Die Hauptfigur ist das einsame Mädchen May, das bei den Großeltern aufwächst. Durch den Alltagstrott verbittert redet May nur, wenn es notwendig ist. Sie lenkt sich mit Wodka und dem polnischen Jungen Piotr ab, der das Haus der Großeltern renoviert.

Doch statt einer sommerlichen Romanze entwickelt sich in dem Film eine Verstrickung aus Missverständnissen. Am Ende nehmen die Vorurteile der Großeltern überhand. Sie denken, Piotr habe ihrer Enkelin etwas angetan. Sie lösen das Arbeitsverhältnis auf, Piotr fährt ab. Verhaltener, zaghafter Applaus im Kinosaal. Was das denn für ein blöder Film sei, war aus den hinteren Reihen zu hören. Im Gespräch wurden der Produzent Silvan Zürcher (dffb) und Kameramann Markus Koob dann gefragt, ob sie das Ende noch einmal erklären könnten. Manche aus den Klassen der Jahrgangsstufe 8 und 9 des Film- und des Helmholtzgymnasiums fanden den Film zu konfus, sie konnten die Bilder und Dialoge nicht einordnen.

In „Tryouts“ von Susana Casares sieht man Nayla, ein muslimisches Mädchen, das an einem Cheerleading-Wettbewerb teilnimmt und wegen ihres Kopftuches vorzeitig ausscheidet. Sie darf nur mitmachen, wenn sie ihre Kopfbedeckung abnimmt und ihre Haare zeigt. Doch das verbietet ihre Religion. Um ihren Traum zu leben und gleichzeitig ihre Religion nicht zu beleidigen, rasiert sie sich die Haare ab. Der Kurzfilm überrascht durch den krassen Schluss, der Mut des Mädchens ist beeindruckend.

Der Dokumentarfilm „White Earth“ von Christian Jensen (USA) kam bei vielen Schülern gut an. „Das waren tolle Bilder. Mir hat gefallen, dass die Geschichte aus Sicht der Kinder erzählt wurde“, sagte Maximilian Bosch aus einer 9. Klasse am Filmgymnasium Babelsberg. Gezeigt wurde das Leben von Kindern in North Dakota. Wegen der Jobs der Väter in der Erdölindustrie leben die Kinder in Wohnwagen, oft auf sich allein gestellt. Der Film geht unter die Haut, er zeigt den Kontrast zwischen harter Realität und kindlicher Unschuld. Elisabeth Kropp

Elisabeth Kropp

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