Landeshauptstadt: Erdwärme für Angerkirche
Wiederherstellung des Babelsberger Baudenkmals vor dem Abschluss / Nutzung als offene Bürgerkirche
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Babelsberg - Eine große rechteckige Baugrube wurde 1,50 Meter tief auf dem Neuendorfer Anger ausgehoben: Auf dem Grund verlegen Handwerker nun auf 200 Quadratmetern ein Netz aus blauen Kapillarrohren. Das gleiche Bild in der 1850 von Schinkelschüler Ziller errichteten Angerkirche. Hier stecken die Rohre schon in den Wänden und im Fußboden des Hauptraums: Sie verschaffen dem Kirchlein eine neue, energiesparende Heizung.
Diese nutzt Erdwärme und bringt sie mittels einer Wärmepumpe ins Gebäude. Um den notwendigen Betriebstrom zu sichern, soll in der Nähe des Angers eine Photovoltaikanlage installiert werden. Für den Förderverein, der das ab 1900 zur Ruine verfallene Gotteshaus wieder herstellt, kann sich Baudenkmalpfleger Roland Schulze auch bei diesem vierten Baubschnitt über Sponsoren freuen, die etwa Rohrmatten oder Wärmepumpen spendeten. Zu den rund hundert Firmen, die die Rettung der Kirche bisher unterstützt haben, sind laut Schulze für den neuen Bauabschnitt 38 hinzugekommen. Ein Ergebnis: In Zukunft wird die Kirchen ohne Kostenaufwand, quasi als Perpetuum mobile, zuverlässig und durch die abstrahlende Wärme auch für das Publikum besonders angenehm beheizt.
Die Arbeiten gehen zügig voran. Wenn der Fußboden aus erhaltenen und in der Glindower Ziegelei nach historischem Vorbild nachgefertigten Steinen wieder geschlossen ist, soll schon Mitte Juni die erste Veranstaltung, eine Taufe, stattfinden. Nächster Abschnitt wird 4,20 m über dem Fußboden der Einbau einer Empore sein, die mit Hilfe von Fotos wie zur Erbauungszeit aussehen soll. Das Holz dafür wurde beim Abriss einer um 1850 errichteten Scheune geborgen. Mit der Empore wird die Zahl der Sitzplätze von 100 auf 124 vergrößert. Nötig ist auch der Ausbau der Sakristei, die eine Teeküche und ein WC aufnehmen soll.
So wie die Rettung des verfallenen Belvederes „Wunder vom Pfingstberg genannt wird, kann die Wiederherstellung des schönen Kirchleins auf den Neuendorfer Anger ein kleines „Wunder von Babelsberg genannt werden. In den 90er Jahren von der inzwischen verstorbenen Pastorin und Bürgerrechtlerin Gisela Opitz auf den Weg gebracht, wird es 2007 vollendet. Dann stehen als letzte Etappe die Außenanlagen an, für deren Planung Dr. Jörg Wacker gewonnen werden konnte, der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Derzeit laufen schon Gespräche über die künftige Nutzung des Baudenkmals. Als offene Bürgerkirche soll sie „allen Veranstaltungen dienen, die der Würde des Hauses entsprechen, erklärt Roland Schulze. Die Palette reicht von Gottesdiensten und Konzerten über Senioren- und Kinderbetreuung, Probestätte für Theater- und Musikgruppen bis hin zu privaten Jubiläumsfeiern.
Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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