Sport: Erfahrungen für die WM 2010
Südafrikanische Delegation besuchte das Fanprojekt des SV Babelsberg 03
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Südafrika will auch von Babelsberg lernen. Um in vier Jahren eine möglichst störungsfreie Fußball-Weltmeisterschafts- Endrunde durchführen zu können, erkundigte sich in dieser Woche eine südafrikanische Delegation der Provinz Gauteng – in deren Hauptstadt Johannesburg die Spiele gleich zweier Gruppen geplant sind – in Deutschland nach hiesigen Erfahrungen mit der diesjährigen WM-Endrunde. Gestern zum Abschluss der von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierten Tour stand auch eine Visite beim Fanprojekt des SV Babelsberg 03 auf dem Programm.
Im Fanladen in der Karl-Gruhl-Straße berichtete Sozialarbeiter und Fanbetreuer Gregor Voehse der Delegation über seine Arbeit und seine Erfahrungen speziell auch während der WM-Endrunde 2006. Er schilderte ihnen die hiesige Fankultur und das Bemühen vieler Jugendlicher, auf den Rängen mit Choreographien zu unterhaltsamen Fußballveranstaltungen beizutragen. Die weit gereisten Gäste hörten ihm nicht nur bei einem Kaffee sehr aufmerksam zu, sondern löcherten anschließend ihn und den ebenfalls nach Babelsberg gekommenen Berliner Fanbeauftragten Ralf Busch – zugleich Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Fan-Projekte – regelrecht mit Fragen. Und die betrafen nicht nur den Fußball, sondern auch hiesige Sozialarbeit allgemein.
„Das ist alles sehr beeindruckend“, meinte hinterher Margaret-Ann Diedericks, die Chefin der Sicherheits-Abteilung der Provinzregierung. „Es gibt hier sehr innovative Ansätze für die Präventiv-Arbeit.“ In Südafrika, erzählte die Politikerin, gäbe es ebenfalls Probleme mit Gewalt in den Stadien. „Deshalb ist es wichtig, dass wir schon jetzt beginnen, uns um die Fans bei uns zu kümmern, und nicht erst 2010“, sagte sie. Außerdem bereite sich Südafrika darauf vor, dass in vier Jahren Gäste aus aller Welt zum WM-Turnier kämen. „Einige von ihnen könnten auch Probleme bereiten, und denen wollen wir rechtzeitig begegnen.“ Zum Thema Hooligans hatten sich die Südafrikaner in den Tagen zuvor schon in Dortmund und in Berlin – dort unter anderem auch im Bundesinnenministerium und bei dessen Stabstelle Sicherheit WM 2006 – informiert.
„Wir nehmen viele interessante Anregungen und Konzepte mit“, erklärte auch Dumisani Ngema, der künftig auf Regierungsebene für die Fußball-WM verantwortlich zeichnen soll, während eines kurzen Abstechers ins Karl-Liebknecht-Stadion. „Eine große Rolle könnten auch bei uns die Public Viewing Events spielen. Wegen der hohen Eintrittspreise werden viele Südafrikaner nicht in die Stadien können, durch Publik Viewing werden sie trotzdem nicht ausgeschlossen, sondern wieder einbezogen.“ In Babelsberg habe ihm auch gefallen, „wie man hier die Fans sozial einbindet und bei ihrer Selbstorganisation unterstützt.“
Dass die Südafrikaner sich gestern im SVB-Fanprojekt umsahen, war beileibe kein Zufall, sondern dem Fan-Dachverband EDFF zu verdanken, der die Delegation in den vergangenen Tagen betreute. „Wir hatten das Programm vorgeschlagen, und Babelsberg war uns dabei wichtig, weil das hiesige Projekt eines der herausragenden Projekte in ganz Deutschland ist“, erklärte Peter Schüngel vom EDFF, ehe er die Gäste zum Flughafen Tegel begleitete. Von dort düsten sie via Zürich zurück in die Heimat.
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