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Student Michael Kreutzer arbeitet im Pfarramt und organisiert Studententreff
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Student Michael Kreutzer arbeitet im Pfarramt und organisiert Studententreff Friedlich liegt das Studentendorf zwischen S- und Regionalbahngleisen. Es scheint menschenleer an diesem klirrend kalten Wintertag. Michael Kreutzer in Kapuzenshirt und Jeans gekleidet, macht sich auf den Weg zum Waschraum. Er will schauen, ob in dem Waschsalon der Studierenden für den Abend alles in Ordnung ist. Michael Kreutzer lebt im Studentendorf Griebnitzsee und organisiert dort das „Schleudertrauma“ mit. Seit drei Jahren treffen sich die „Dorfbewohner“ alle vier bis sechs Wochen zwischen den Waschmaschinen im „Waschraum“. Sie stellen ausrangierte Sofas und Sessel auf, hören Musik, trinken Cocktails und Bier und quatschen. Michael Kreutzer fühlt sich hier wohl. Vor knapp vier Jahren bezog er sein Zimmer im Studentendorf, direkt an der Landesgrenze zu Berlin. Mit zwei Mitbewohnern teilt er sich Küche und Bad. An den Unistandorten Griebnitzsee und Babelsberg begann er sein Studium der Verwaltungswissenschaft. An seiner Zimmertür kleben vergilbte Bilder und Artikel aus Zeitungen. Mit rotem Filzstift und Kugelschreiber hat Michael Kreutzer sie kommentiert: das Leben von Showstars und politische Entscheidungen. Auf dem grauen Linoleumfußboden liegen gelesene Tages- und Wochenzeitungen. „Ich bin ein Zeitungsjunkie“, beschreibt sich der 25-Jährige. Mit seiner Leidenschaft verdient Michael Kreutzer inzwischen ein Zubrot. Im April 2004 absolvierte er ein Praktikum im Stadtkirchenpfarramt, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und übergemeindliche Veranstaltungen des Kirchenkreises, wie die Gedenkwoche zum 20. Juli 1944 und die alljährlich stattfindende Friedensdekade im November. Aus dem Praktikum ergab sich eine Anstellung. Dreimal wöchentlich erstellt er seitdem Pressespiegel, Sitzungsprotokolle, Briefentwürfe und erledigt „tausend andere kleine Dinge“. Immer wieder staune er, wie vielfältig die Kirche im gesellschaftlichen Leben aktiv ist. „Ein spannender Erfahrungsraum.“ Der Student ist beeindruckt von engagierten Menschen, die mit ihrer haupt- und ehrenamtlichen Arbeit ihren Beitrag zur sozialen und geistlichen Kultur der Stadt leisten. „In meinen Augen ein unschätzbares Potenzial“, meint Michael Kreutzer. „Überall wird neuerdings wieder nach bürgerschaftlichem Engagement gerufen. In der Kirche hat es Tradition.“ Und in Potsdam ist es am Wachsen, wie in der Initiative zur Bürgerstiftung, in der der Wahlpotsdamer seit letztem Sommer mitarbeitet. Von klein auf ist Michael Kreutzer christlich geprägt. Bis zum Abitur und dem Weggang aus der Heimatstadt Perleberg habe er in verschiedenen Jugendgruppen der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde und der evangelischen Kirche mitgemacht. Michael Kreutzer nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Er wirkt nervös, unsicher. Er überlegt laut, denkt nach und formuliert neu. Er habe seinen Weg gefunden. In den vergangenen Jahren sei er fast unmerklich einen Schritt nach dem anderen in eine berufliche Richtung gegangen, die er sich perspektivisch vorstellen kann: die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Da war der Militärdienst, den er im Bereich Öffentlichkeitsarbeit in Strausberg absolvierte, später ging er zur Expo nach Hannover. Dort führte er zunächst Besucher übers Ausstellungsgelände, später kümmerte er sich um die Unterbringung der internationalen Gäste im Haus des Christlichen Vereins Junger Menschen. In Potsdam angekommen, fand er bald den Weg zu „Potsdam per Pedales“ unweit des Uni-Campus im S-Bahnhof Griebnitzsee. Seitdem führt er Besuchergruppen mit dem Fahrrad durch seine neue Heimatstadt.Überhaupt ist Sport für Michael Kreutzer ein Thema. Früher spielte er gern Volleyball und machte Karate. Mittlerweile läuft er regelmäßig. Bereits dreimal nahm er am Berlin-Marathon teil. Michael Kreutzer freut sich auf den Abend. Noch stehen in dem weiß gefliesten Waschraum neben den vier Waschmaschinen Tische für Wäschekörbe, später werden sie zu einer kleinen Bar umgestellt. Statt der grellen Neonröhren werden Lichterketten und Kerzen die kühle Stimmung vertreiben. Wenn das „Schleudertrauma“ öffnet, treffen sich Leute, die sich im Alltag kaum über den Weg laufen. Michael Kreutzer ist froh, dass dieser Treffpunkt die vermeintliche Anonymität des studentischen „Dorflebens“ durchbricht. Ulrike Strube
Ulrike Strube
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