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Landeshauptstadt: Erfolgreich gegen Korruption

Software aus Potsdam bei LKA Niedersachsen im Einsatz

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Software aus Potsdam bei LKA Niedersachsen im Einsatz Von Karsten Sawalski „Mit einem solchen Erfolg hatten wir nicht gerechnet“, freut sich Rüdiger Butte, Chef des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen. Im Kampf gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität erhielten die Beamten Unterstützung in Form einer Spezial-Software, die von einem Potsdamer Unternehmer entwickelt wurde. Seit Oktober vergangenen Jahres sind etwa 800 Zugriffe auf das Internetangebot des niedersächsischen LKAs gezählt worden, 183 mal gingen anonyme Hinweise ein, 124 Fälle davon erachteten die Ermittler als „strafrechtlich relevant“. „In 56 Fällen wurde darauf ermittelt“, sagt Kenan Tur, Vorstandsvorsitzender der Business Keeper AG mit Hauptsitz in Babelsberg. Der Diplom-Informatiker Tur entwickelte das Business Keeper Monitoring System (BKMS). Das Computerprogramm ist ein neues und einzigartiges Instrument zur Prävention und Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität, weil es den Ermittlern die Möglichkeit gibt, mit einem anonymen Hinweisgeber zusammen zu arbeiten. Wer über BKMS kriminelle Machenschaften in Unternehmen und Behörden anzeigen will, richtet ein Postfach unter einem Pseudonym ein, in dem auch Fragen der Ermittler abgerufen und beantwortet werden können. „Der Hinweisgeber bleibt absolut anonym“, verspricht Tur, „keiner bekommt die Identität heraus – auch wir nicht“. „Anonymer Postkasten“ Ähnliche Maßnahmen, die in der Vergangenheit auf Telefonhotlines setzten, wurden dann problematisch, wenn Gespräche in den Firmen aufgezeichnet wurden oder dadurch, dass der Kontakt zum Hinweisgeber unterbrochen war und nicht wieder hergestellt werden konnte. In dem „anonymen Postkasten“, der auch auf der Internetseite des LKA installiert wurde, kann der Hinweisgeber im Dialog mit dem Hinweisbearbeiter auf Rückmeldungen antworten, Ergänzungen zu bereits bestehenden Fällen und neue Meldungen senden. Vom Hinweisgeber bleibt nur eine Meldungsnummer, die nicht zurück verfolgt werden kann. Zuvor werden Nutzer darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihre Identität nicht durch Daten-Anhänge verraten. Turs Entwicklung ist gefragt. Das System wurde jetzt, nach dem viermonatigen Modellversuch, fest auf der Internetseite des LKA Niedersachsen installiert. Jetzt soll geprüft werden, ob das BKMS auch zur Aufklärung von Sexualdelikten an Kindern eingesetzt werden kann. Interesse haben weitere Landeskriminalämter, wie Bremen, Schleswig-Holstein und Sachsen gezeigt und die Business Keeper AG ist zudem im Gespräch mit der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Bahn. „Nur das LKA Brandenburg hat sich noch nicht gemeldet“, sagt Tur, der für sein System keine große Werbekampagne starten musste. Denn unter www.business-keeper.com erreichen Hinweisgeber das Online-Portal mit dem Tur und seine sechs Mitarbeiter sich selbst in die interne Ermittlung gegen Wirtschaftskriminalität einschalten – ohne die Polizei. Die Business-Keeper werden auf zwei Arten aktiv: Entweder ein Unternehmen tritt der AG bei und verpflichtet sich, im Berufs- und Privatleben bestehende Gesetze einzuhalten. Oder ein anonymer Hinweis kann in die Richtung verfolgt werden, dass ein Tatbestand an die Geschäftsleitung des betroffenen Unternehmens weiter gegeben wird. Mit ihrem System haben die Business-Keeper auf ein gesamtwirtschaftliches Problem reagiert: Fachleute schätzen die Verluste deutscher Unternehmen durch wirtschaftskriminelle Handlungen bis auf 150 Milliarden Euro jährlich.

Karsten Sawalski

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