Landeshauptstadt: Erfolgreicher Selbstheilungsprozess
Das Klinikum „Ernst von Bergmann“ blieb trotz Krise städtisch – und besteht dennoch im Wettbewerb
Stand:
Das zweite Jahr in Folge kann das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ auf einen jeweils verbesserten wirtschaftlichen Jahresabschluss verweisen: Nach einer ersten Erlösverbesserung um eineinhalb Millionen Euro im Jahr 2006 gegenüber 2005 hofft das Großkrankenhaus, „einen gleichgroßen Erlös-Sprung in 2007“ hinlegen zu können, erklärte Klinikums-Geschäftsführer Steffen Grebner gestern vor Journalisten und in Gegenwart des Potsdamer Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) und der Sozialbeigeordneten Elona Müller. Die exakte Bilanz 2007 stehe noch nicht fest, doch nach einer schwierigen Situation vor zwei Jahren habe das 1000-Betten-Krankenhaus „das Ruder erfolgreich herumgerissen“, schätzt Jakobs ein. Grebner zufolge ist das Potsdamer Klinikum eines der wenigen Krankenhäuser in Deutschland, das in den letzten Jahren eine Umsatzsteigerung im Krankenhausbudget aufweisen kann.
Zu Verarbeiten war das Scheitern der Fusion mit dem Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus sowie die Einführung der so genannten DRGs (Diagnosis Related Groups - Diagnosebezogene Fallgruppen), ein Fallpauschalensystem zur Abrechnung der Krankenhausbehandlungen bei den Krankenkassen. In dieser Situation entschieden die Stadtverordneten im Dezember 2005, das Klinikum in städtischer Trägerschaft zu behalten, es aber einem Transformationsprozess zu unterziehen mit dem Ziel, das Haus wettbewerbsfähig zu machen. Dieser Prozess dauere noch bis 2010 an, trage aber bereits erste Früchte, so Jakobs. Die Umgestaltung des Klinikums werde nicht „Top-down“ gestaltet, nicht von oben nach unten, nicht vom grünen Tisch aus, sondern unter Beteiligung der Mitarbeiterschaft. Mit dem Erwerb des Gesundheitszentrums und des Altenpflegeheims in der Geschwister-Scholl-Straße sei ein großer Schritt zur Schaffung eines erfolgreichen Gesundheitskonzerns vollzogen worden. 1980 Mitarbeiter habe das nach dem Carl- Thiem-Klinikum Cottbus zweitgrößte Klinikum im Land Brandenburg derzeit; diese könnten optimistisch in die Zukunft blicken, so der Oberbürgermeister.
Durch standardisierte Verwendung von Medikamenten und dem Beitritt zu einem Einkaufsverband mit der Sana Kliniken AG hat das Bergmann-Klinikum Einsparungen „im siebenstelligen Bereich“ erzielen können, so Grebner. Zudem würden die Erlöse gesteigert, in dem zunehmend schwierigere, komplexere Fälle im Haus behandelt werden können. So ist der CMI-Wert, der größer wird, je schwieriger die behandelten Fälle sind, von 1,0 (Bundesdurchschnitt: 1,0) im Jahr 2006 auf 1,1 in diesem Jahr gestiegen, erklärt der ärztliche Direktor, Prof. Dr. Hubertus Wenisch. Zudem sei auch die Zahl der stationär behandelten Fälle gestiegen, von 34 000 im Jahr 2006 auf 35000 in 2007. Die Notaufnahme habe in diesem Jahr 43 000 Patienten behandelt – 1995 waren es Prof. Wenisch zufolge nur 18000. Die 2007er Zahl werde mit der ab dem 14. Dezember voll geöffneten neuen Notaufnahme weiter steigen. Ein Beitrag zur Effizienzsteigerung stelle die Schaffung von neun Zentren wie das Bauch- oder das Lungenzentrum dar. Diese seien Grebner zufolge „kleine schnelle Einheiten“, die selbstständig agieren könnten und mit den Worten Prof. Wenischs eine „schlankere Ablauforganisation“ besitzen.
Zum Transformationsprozess gehört, dass die Stadt Potsdam künftig auch etwas von ihrer Krankenhaus-Trägerschaft hat: Laut Jakobs werde das Klinikum ab 2008 aus seinem Erlös einen Beitrag zur Konsolidierung des städtischen Haushalts leisten. Dies müsse nicht unbedingt mit einem Geldbetrag geschehen, das Klinikum könne auch spezifische Aufgaben der Stadt übernehmen, sagte Jakobs ohne dies näher erläutern zu wollen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: