Landeshauptstadt: „Erfolgsgeschichte“ für Existenzgründer
Stadt, IHK und Handwerkskammer bieten seit drei Jahren Beratung für den Gang in die Selbstständigkeit
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Zugegeben, besonders fluffig klingt der Satz nicht: „In Potsdam lässt es sich nicht nur gut leben, sondern auch gut gründen.“ Die kühne These stammt aus einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung. Doch bestätigt wird sie von gleich zwei Schwergewichten – der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer Potsdam. Beide haben in Kooperation mit dem Rathaus vor drei Jahren eine „zentrale Anlaufstelle für Existenzgründer“, den sogenannten Gründer-Service ins Leben gerufen.
Die Vision: Wer sich als Unternehmer selbstständig machen will, soll vor diesem Schritt eine Rundum-Sorglos-Beratung erhalten. Alle Infos aus einer Hand – von der Steuerberatung über notwendige Behördengänge bis zu Förderoptionen, exakt zugeschnitten auf den jeweiligen Einzelfall und die Branche. Habe es im ersten Jahr noch 80 solcher Beratungsgespräche gegeben, seien es 2009 bereits 300 gewesen, zog Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern Bilanz. Es gebe eine kostenlose Telefon-Hotline für Existenzgründer, zudem die Internet-Plattform www.gruenden-in-potsdam.de. Allein im letzten Jahr sei letztere 700 000 mal angeklickt worden, sagte Jakobs.
IHK-Hauptgeschäftsführer René Kohl lobte das gemeinsame Projekt als „Erfolgsgeschichte“. Inzwischen bereiteten sich auch künftige Unternehmer besser vor. „Die Leute machen sich Gedanken – was ist mein Produkt und was mein Markt.“ Dies sei nicht immer der Fall gewesen. Am häufigsten leiste man Hilfestellung bei betriebswirtschaftlicher Unternehmensführung, auch von Marketing hätten Existenzgründer oft nur vage Ahnung. Anfangs herrsche bei vielen „ein verklärter Blick auf die Kassenlage“. Kohls Amtskollege bei der Handwerkskammer, Wolfgang König, kümmert sich mit seinen Mitarbeitern vor allem um die rund 1800 Potsdamer Handwerksbetriebe – der Service ist der gleiche.
Bei der Landesregierung war das Konzept der drei Partner von Anfang an auf Wohlwollen gestoßen – und so wurde bereits 2007 der Geldhahn für eine Anschubfinanzierung aufgedreht. „Wir waren schnell überzeugt, dass da etwas Gutes entsteht“, sagte Ralf Kaiser, beim Wirtschaftsministerium zuständig für Existenzgründungen. Denn es entstünden Arbeitsplätze, und das sei in Brandenburg „das Maß aller Dinge“. Kaiser betrübte indes, dass Potsdam mit dem Modell eines Gründer-Service im Land noch allein auf weiter Flur steht. Zumindest auch die anderen kreisfreien Städte hätten Potenzial dafür, sagte er. Einen – vergeblichen Vorstoß – hat die IHK bereits unternommen, in der Stadt Brandenburg. Die Resonanz sei leider „verhalten“ gewesen, bedauerte Kohl.
Bei zwei Potsdamer Extistenzgründerinnen bot die Dienstleistungsofferte des Trios nach eigenem Bekunden unschätzbare Hilfe. Sabine Dörr, langjährige Sprecherin der Sparkasse und inzwischen Inhaberin einer Kommunikationsagentur, lobte die Beratung und Begleitung während der Unternehmensgründung in den höchsten Tönen. „Ein Rad griff da ins andere.“ Und Maren Fischer, Kosmetikerin und Uhrmacherin, sprach von einer „rundum super Betreuung“. P. Straube
P. Straube
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