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Von Michael Meyer: Erfolgstrainer kämpft um Genesung

Kanu-Coach Rolf-Dieter Amend wird heute 60 und will wieder in seinen Job zurückkehren

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Für Rolf-Dieter Amend verläuft die nach- olympische Saison bislang alles andere als optimal. Nachdem die von ihm trainierten Potsdamer Rennkanuten Ronald Rauhe, Tim Wieskötter, Lutz Altepost und Torsten Eckbrett mit Silber und Bronze von den Olympischen Spielen aus Peking heimgekehrt waren, musste sich ihr Erfolgscoach mehreren operativen Eingriffen unterziehen. Daher fehlte der Kajakmänner-Bundestrainer, der heute im heimischen Neu Fahrland seinen 60. Geburtstag feiert, auch im Wärmetrainingslager des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), das nach knapp dreiwöchiger Dauer heute in Sabaudia endet.

„Meine Sportler sind jahrelang unter meiner Regie gefahren – die wissen jetzt auch mal ohne mich, was zu machen ist“, meint Amend, den in Paddelkreisen alle nur „Achmed“ nennen. „Außerdem ist Ecki auch ein erfahrener Mann und auf einer Wellenlänge mit mir.“ Eckehard „Ecki“ Sahr, Frauen-Bundestrainer und wie Amend meist im Potsdamer Luftschiffhafen oder auf der Havel davor tätig, hat derzeit ein Auge auf „Achmeds“ Schützlinge. Wann Amend nach einer Herz- und Darm- und nun einer erneuten Schulteroperation wieder in seinen Trainerjob einsteigen kann, ist noch ungewiss. „Jetzt beginnt erst einmal meine Reha. Die Entscheidung darüber, wann ich wieder arbeiten kann, überlasse ich ganz meinen Ärzten“, sagte der gebürtige Magdeburger. „Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten viel in den Sport investiert – jetzt muss ich erst einmal in meine Gesundheit investieren.“

Amend ist seit dem 1. September 1979 Trainer in Potsdam. Da kam der Kanuslalom-Olympiasieger von 1972 in München und spätere Slalom-Coach aus Leipzig, wo die Kanuslalom-Sparte des damaligen Armeesportclubs geschlossen wurde, an die Havel. „Diesen Wechsel hierher und vom Slalom- zum Kanurennsport habe ich nie bereut“, erklärt der Familienvater, der seit über dreieinhalb Jahrzehnten mit seiner Heidi aus dem thüringischen Hachelbich verheiratet ist und den seine Töchter Daniela und Grit mittlerweile zum stolzen Opa Linas (8), Taylors (2) und Malins (6 Monate) machten. In den 90er Jahren führte Rolf-Dieter Amend die Potsdamer Kanuten Kay Bluhm und Torsten Gutsche zu drei Olympiasiegen und sieben WM-Titeln im Zweierkajak; Gutsche wurde unter seiner Leitung gar elffacher Weltmeister. Mit Manuela Mucke und Katrin Wagner – jetzt Wagner-Augustin – führte er auch Potsdamer Paddlerinnen zu Olympia- und WM-Gold, seit 2000 sind vor allem Tim Wieskötter und Ronald Rauhe mit ihrem Olympiasieg 2004 und sieben WM-Titeln im K2 seine Gold-Jungs.

„Ich will keinen meiner einstigen oder jetzigen Sportler hervorheben. Alle hatten und haben Ecken und Kanten, mit allen machte und macht das Arbeiten Spaß“, sagt Amend, der die Früchte seiner Tätigkeit am liebsten still für sich genießt. In Peking holten Martin Holstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) unter seiner Regie Gold im Zweierkajak über 1000 Meter, Anfang Dezember 2008 kürte der Deutsche Olympische Sportbund Amend zu „Deutschlands Trainer des Jahres“. Er war erst der dritte Coach, der diese mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt. „Achmed ist enorm wichtig für den deutschen Kanurennsport und aus Potsdam nicht wegzudenken“, erklärt Jürgen Eschert, der Teamchef des Kanu-Clubs Potsdam.

Nun kämpft der Erfolgstrainer und Hobby-Angler um seine Genesung. Ende Juni werden auf dem Brandenburger Beetzsee die diesjährigen Kanu-Europameister ermittelt. „Dann wäre ich gern schon wieder im Amt“, meint Rolf-Dieter Amend. Heute aber wird er erst einmal ganz in Familie anstoßen. Auf seinen „60.“ und auf neue, stabile Gesundheit.

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