Sport: Erhöhter Mitleidsfaktor
Beim 27:25 über die HSG Varel halfen dem Handball-Zweitligisten VfL Potsdam auch zwei Pohlack-Tore
Stand:
Es war am vergangenen Freitag spät geworden, als sich der Mannschaftsbus der Gäste endlich für die lange Rückreise in Bewegung setzte. Erst reichlich zwei Stunden nach Spielende waren die Verzögerungen ausgestanden, mit denen ein Feldspieler der HSG Varel bei der Dopingkontrolle zu kämpfen hatte. Zuvor waren die Norddeutschen vom VfL Potsdam erst in den Schlusssekunden niedergekämpft worden. Der Tabellenfünfte der 2. Handball-Bundesliga Nord, der über weite Phasen der Partie Probleme mit dem schnell und flüssig vorgetragenen Offensivspiel der Niedersachsen hatte, gewann am Ende knapp mit 27:25 (PNN berichteten). Wer länger blieb, dem entging keinesfalls das Unbehagen, mit dem insbesondere Varels Trainer Peter Kalafut zu tun hatte. Erst die unglückliche Niederlage, dann das nervende Warten und dann auch noch der weite Weg zurück durch die Nacht. Wer mochte da kein Mitleid haben?
Der insgesamt vierzehnte Saisonsieg der Potsdamer resultierte wieder einmal aus dem gemeinschaftlichen Sich-Einbringen aller Spieler. Torhüter Matthias Frank überzeugte neuerlich, Enrico Bolduan verwandelte in der spielentscheidenden Phase drei Siebenmeter, Jan Piske behielt gegen Varels Stammtorhüter Christoph Dannigkeit zweimal aus wenig erfolgversprechender Position die Übersicht und verwandelte. Zwanzig Minuten vor Spielende kam Victor Pohlack nach langer Verletzungspause zu seinem ersten Einsatz in der Meisterschafts-Rückrunde. Mag dem 31-jährigen Berliner auch noch ein wenig Spielpraxis fehlen - seine beiden Tore waren überaus wertvoll.
Pohlack kehrte zurück, Alexander Schmidt tat es ihm am Spieltag im übertragenen Sinne gleich. Der VfL-Rechtsaußen unterzog sich vor drei Tagen in Berlin einer ambulanten Meniskus-Operation. „Ich konnte sofort wieder nach Hause und erhole mich derzeit“, sagte der Sportstudent gestern. Der Eingriff wurde erforderlich, weil sich der 21-Jährige vor neun Tagen beim 26:24-Auswärtssieg in Wilhelmshaven in der Anfangsphase der Partie das Knie verdrehte. Schmidts Fehlen fiel gegen Varel nicht ins Gewicht. Auch nicht die Zwangspause, die sich Ariel Panzer auferlegen musste, weil er sich unmittelbar vor der Partie einen Muskelfaserriss in der Wade zuzog. Im Fall des Deutsch-Argentiniers glaubt der Verein daran, dass ein Weggang des leistungsstarken Torhüters noch längst nicht entschieden sei. Er begründet dies auf der eigenen Internet-Seite damit, dass er die eigenen Vertragsgespräche noch nicht zum Abschluss gebracht hat. Panzer selbst nervt der Umgang mit diesem Thema, wie sich vor drei Tagen zeigte. In seinem Fall ist Mitleid jedoch unangebracht. Die erforderlichen Absprachen sind gelaufen, Panzers Torhüter-Karriere geht wohl andernorts weiter.
Andernorts tritt der VfL am kommenden Sonntag wieder in Aktion. Die Reise geht dann zu Eintracht Hildesheim. Die Partie an einem der namhaftesten Handball-Standorte, die die 2. Handball-Bundesliga Nord zu bieten hat, beginnt um 17 Uhr. Thomas Gantz
Thomas Gantz
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