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Landeshauptstadt: Erinnerung an „weiße Nelke“

Einstein-Gymnasium begeht sein 15-jähriges Bestehen mit einer Projektwoche

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Als erstes neues Potsdamer Gymnasium nach der Wende war 1991 das Einstein-Gymnasium gegründet worden. Das 15-jährige Bestehen nimmt die langjährig von Rainer Wertmann und jetzt von Dieter Born-Frontsberg geleitete Einrichtung an der Schopenhauerstraße / Hegelallee zum Anlass für eine Projektwoche, deren Ergebnisse am Sonnabend ab 10 Uhr beim Hoffest öffentlich vorgestellt werden. Morgen findet ein Festakt statt.

Die Projekte verdeutlichen mit Themen wie „Holzwerkstatt“ oder „Papierherstellung“ die Ausrichtung der Schule auf Naturwissenschaften und Technik, gehen aber auch darüber hinaus. Dies zeigt unter anderem ein Potsdam-Führer in spanischer Sprache, in der am Gymnasium bilingualer Unterricht erteilt wird.

Im Grunde ist die Lehreinrichtung weitaus älter als 15 Jahre. Sie geht auf das 1854 begründete Realgymnasium zurück, dessen berühmtester Abiturjahrgang 1925 die Namen von Wilhelm und Louis Ferdinand Prinzen von Preußen verzeichnet, vor allem aber von James Graf von Moltke, als führender Kopf des Kreisauer Kreises wegen seines Widerstandskampfes gegen Hitler nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichtet.

Aus moralischer Verantwortung erwachsende Widerständigkeit zeichnete zahlreiche Realgymnasiasten auch nach dem Kriegsende aus. Sie stellen einen Großteil der nicht weniger als 56 Potsdamer Oberschüler, die wegen ihres Protestes gegen die Übergriffe der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet, erschossen oder zu langjähriger Verbannung in Straflager verurteilt wurden. Am 1. Mai 1946 steckten sie weiße statt roter Nelken an. Auch das wurde als „faschistische Provokation“ gewertet und kostete mehrere Schüler das Leben. Die Aktion „Weiße Nelke“ ist deshalb Thema eines der Schulprojekte zum Jubiläum. Aus Protest gegen die politische Drangsalierung durch den scharfmacherischen Lehrer Peter Wefers flohen 1950 insgesamt 25 Schüler nach West-Berlin. Daraufhin wurde die Oberschule aufgelöst.

Heute lernen am Einstein-Gymnasium etwa 800 Schüler, die von 57 Lehrern unterrichtet werden. Durch neue Fächer wie Wirtschaftswissenschaften oder „Medien und Kommunikation“ hat die Bildungseinrichtung ihr Profil weiter ausgeprägt. Zu den treuesten Förderern und Freunden zählt der Verein ehemaliger Schüler. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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