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Landeshauptstadt: Erinnerungsbücher gegen Alltagsstress Erste Schreibwerkstatt für Eltern in der Potsdamer „Arche“

Drewitz - Die Idee haben viele Eltern, im Alltag gerät der Plan jedoch schnell in Vergessenheit: die wichtigsten und schönsten Erlebnisse mit den eigenen Kindern zu Papier zu bringen. Spätestens wenn der Nachwuchs sprechen lernt, häufen sich die Momente, in denen Eltern ans Aufschreiben denken, es dann aber nie tun.

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Drewitz - Die Idee haben viele Eltern, im Alltag gerät der Plan jedoch schnell in Vergessenheit: die wichtigsten und schönsten Erlebnisse mit den eigenen Kindern zu Papier zu bringen. Spätestens wenn der Nachwuchs sprechen lernt, häufen sich die Momente, in denen Eltern ans Aufschreiben denken, es dann aber nie tun. Das möchte die Schreibtrainerin und Journalistin Barbara Tauber ändern. Sie bietet in der Potsdamer „Arche“ erstmals eine Schreibwerkstatt an, in der Eltern für sich und ihre Kinder Erinnerungsbücher schreiben.

Dafür treffen sich Mütter und Väter einmal pro Woche in der Oskar-Meßter-Straße. Über mehrere Monate lassen sie sich spielerisch, aber professionell von Tauber zum Schreiben anregen. „Schreiben ist eine sehr soziale und kommunikative Tätigkeit“, sagt die 48-Jährige. Der gegenseitige Austausch steht in ihren Schreibwerkstätten im Vordergrund. Nach ihrem Soziologiestudium und vielen Jahren Journalismus hat Tauber auch als Sozialarbeiterin Berufserfahrung gesammelt und nebenbei Schreibwerkstätten angeboten. Aus dem Hobby wurde mehr. Seit 2006 leitet sie die Schreibwerkstatt ManuSkriptur in Caputh, bietet Selbsterfahrungskurse für Erwachsene an und leitet Schreibwerkstätten für Grundschulkinder. „Über das Schreiben entstehen oft schöne Freundschaften“, hat Barbara Tauber bei Kindern und Erwachsenen beobachtet.

Um das Kennenlernen zu erleichtern, hat sie die kostenlose Eltern-Schreibwerkstatt auf zehn Teilnehmer begrenzt. Bei einem ersten Frühstück werden Anekdoten und Erfahrungen ausgetauscht. „Eltern von kleinen Kindern lernen von denen, die schon ältere Kinder haben“, weiß Tauber. Manchmal läuft die Bereicherung auch in umgekehrter Richtung: „In der Pubertät fragen sich Eltern manchmal schon, warum sie eigentlich Kinder bekommen haben. Da hilft der Rückblick auf die schönen ersten Jahre“, sagt Tauber, selbst Mutter zweier pubertierender Söhne.

Damit der lockere Start in den Vormittag auch sichtbare Ergebnisse bringt, gibt Tauber bei jedem Treffen einen neuen Anreiz zum Schreiben. Darüber nachzudenken, wann die Beteiligten das erste Mal ans Kinderkriegen gedacht haben, löst manchmal eine Lawine von Erinnerungen aus. Mütter und Väter erstellen unter Taubers Anleitung Stammbäume aus Personen, die für das Kind besonders wichtig waren und sind. Das können auch Freunde und Nachbarn sein. Das weckt Erinnerungen und bringt die Teilnehmer zum Nachdenken, ins Gespräch und auf neue Ideen, die zu Papier gebracht werden wollen. Auch eine Wortcollage über die eigene Familie kann eine anregende Grundlage für eigene Texte sein. „Die Gedanken gehen dann von der Liebe und der Nabelschnur über das Geld bis hin zur Freiheit.“

Das Arbeiten in der Schreibwerkstatt weckt bei den Eltern durch den Alltagsstress verschüttete Gefühle und Erinnerungen aus der Babyzeit, den Kindergartenjahren und der Schulzeit des Nachwuchses. Barbara Tauber ermutigt die Teilnehmer auch dazu, über Stärken, Schwächen und Interessen der Kinder sowie die eigenen Hoffnungen für deren Zukunft nachzudenken. Für den Anfang empfiehlt sie, im Text die Kinder direkt anzusprechen und auch Probleme mit ihnen nicht auszusparen. „Durch das Schreiben wird den Eltern bewusst, was eigentlich das Großartige an dem Zusammenleben mit den Kindern ist.“

Beim anschließenden Schreiben begrenzt Tauber die Zeit auf 20 Minuten, damit noch Zeit zum Vorlesen bleibt. Sie will insbesondere Eltern ermuntern, die sich zunächst nicht zutrauen, etwas für sich und ihre Kinder aufzuschreiben. „Das Notieren von Gedanken, Geschichten und Erinnerungen ist ein Gewinn für die Seele, das Selbstbewusstsein, die Fantasie und die Kreativität“, ist Barbara Taubers Überzeugung. Und: „Am Ende sind alle immer so stolz auf ihre Texte, dass sie den anderen das Geschriebene unbedingt vorlesen wollen.“ Maren Herbst

In der Eltern-Schreibwerkstatt ist noch Platz für weitere Teilnehmer. Die Gruppe trifft sich mittwochs von 9 bis 12 Uhr in der Potsdamer Arche, Oskar-Meßter-Straße 2. Kontakt unter Tel.: (0331) 230799-0

Maren Herbst

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