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Landeshauptstadt: Erlebnisfahrt statt Idylle im Spreewald Bei Burg fließt die Spree derzeit doppelt so schnell
Burg - Hafenmeister Dirk Meier runzelt die Stirn. „Es gibt noch keine Entwarnung“, teilt der 47-Jährige seinen Kahnfährleuten und den vielen Paddelboot-Touristen im Spreehafen mit.
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Burg - Hafenmeister Dirk Meier runzelt die Stirn. „Es gibt noch keine Entwarnung“, teilt der 47-Jährige seinen Kahnfährleuten und den vielen Paddelboot-Touristen im Spreehafen mit. Er meint die derzeit starke Strömung auf den etwa 20 Kilometer langen Fließen der Hauptspree rund um die Ortschaft Burg. Sie macht die beliebten Kahn- und Paddeltouren zu nicht ganz ungefährlichen Erlebnisfahrten. Mit 22 Kubikmetern pro Sekunde braust der verzweigte Fluss derzeit etwa doppelt so schnell wie normalerweise durch die idyllische Spreelandschaft.
Grund für die heikle Situation sei der „Aderlass“ aus der Talsperre Spremberg, sagt Meier. Seit etwa drei Wochen seien die Schleusentore geöffnet, und das angesammelte Hochwasser werde mit hoher Geschwindigkeit abgelassen. Es verursache vor allem in den Burger Fließen der Hauptspree einen hohen Wasserstand und erhebliche Strömungsgeschwindigkeiten.
„Da stimmt etwas nicht mit dem Hochwassermanagement“, kritisiert der Hafenmeister das Landesumweltamt. An den Hochwasserschutzanlagen der Talsperre Spremberg, am Nordumfluter in Neu Zauche und an der Kannomühle im Oberspreewald werde gleichzeitig gebaut. Möglichkeiten zur Umleitung des Hochwassers um Burg seien wahrscheinlich nur ungenügend geprüft worden.
Der Cottbuser Regionalleiter des Landesumweltamtes Wolfgang Genehr weist die Vorwürfe zurück. „Wir mussten die Baustelle am Auslaufbecken der Talsperre Spremberg fluten, weil der Wasserstand den kritischen Punkt erreicht hatte“, sagt er. Die Talsperre sei die „Stellschraube“ für den Spreewald. Auf den erhöhten Wasserstand müssten sich die Kahnfährmänner und Paddler vermutlich noch bis Anfang September einstellen. „Wir machen kein Hochwassermanagement für die Kahnfährleute und Touristen, sondern länderübergreifend mit Sachsen für den Hochwasserschutz“, betonte Genehr.
„Bei der ungewohnten Fließgeschwindigkeit müssen unsere Kahnfährmänner höllisch aufpassen und sind wesentlich schneller unterwegs“, sagt der Hafenmeister. Auf den Rücktouren in den Spreehafen kämen sie gegen die starke Strömung nicht ohne Hilfe des Motors an.
Auch für die zumeist ungeübten Paddler sei die schnelle Hauptspree gegenwärtig eine fast zu große Herausforderung, mahnt Meier. Viele verzichteten deshalb auf die beliebten Touren und wichen auf die etwa 180 Kilometer langen, kleineren Fließe in dem rund 35 Quadratkilometer großen Burger Streusiedlungsgebiet aus.
„Besonders nachgefragt ist der im vergangenen Jahr kreierte 'Kahn der Sinnè, so Meier. Der „Entspannungskahn“ für vier Personen sucht sich seine Touren jetzt auf den Nebenfließen der Burger Spree.
Britta Beyer
Britta Beyer
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