Sport: Ernüchternde Einer-Rennen
Für Potsdam gab es bei den Kleinboot-Meisterschaften im Rudern auf dem Beetzsee nur einmal Bronze
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Enttäuschend für die Skull-Elite der Potsdamer Ruder-Gesellschaft verliefen die Deutschen Kleinboot-Meisterschaften – Teil eins der Olympia-Qualifikation für Peking – gestern auf dem Brandenburger Beetzsee: Es gab für sie nur einmal Bronze bei den Frauen durch die Einer-Dritte Christiane Huth, dazu Platz fünf durch Titelverteidigerin Kathrin Boron sowie Rang vier durch Karsten Brodowski, dem einzigen Potsdamer im A-Finale der Männer. „Das war sehr ernüchternd“, gestand PRC-Chef Gerhard Selle, dessen Verein 2007 je einmal Gold und Silber sowie zweimal Bronze gewonnen hatte. Stephanie Schiller – in den vergangenen drei Jahren als Schlagfrau des Doppelvierers zweimal Vizeweltmeisterin sowie einmal WM-Dritte und gestern nur D-Finalistin – ist erst einmal raus aus der Mannschaft, die nun für den ersten Weltcup Mitte Mai in München gebildet wird. „Es lief alles schief, was schief laufen konnte“, sagte die 21-Jährige. Und für Leichtgewichts-Ruderin Daniela Reimer – 2005 Zweier-Weltmeisterin und gestern abgeschlagene Sechste im Einer – ist die Olympia-Saison bereits beendet.
„Das war nicht das, was ich mir vorgestellt habe“, räumte Christiane Huth ein, die hinter der Berlinerin Britta Oppelt und der Überraschungs-Zweiten Annekatrin Thiele aus Leipzig einkam. Auf den ersten 500 Metern ruderte die 27-Jährige vorneweg, dann fiel sie auf den dritten Platz zurück. „Ich habe versucht, wieder vorn ranzukommen, hatte aber nichts gegen zu setzen und konnte nicht mehr mithalten.“ Ihre Trainerin Katrin Rutschow- Stomporowski meinte: „300 Meter vor dem Ziel dachte ich: jetzt legt sie los. Machte sie aber nicht. Christiane hat heute ihre Chance gehabt, aber nicht umsetzen können.“ Huths Absicht, in Peking den Einer zu rudern, erhielten damit zumindest einen Dämpfer, denn Britta Oppelt, die erstmals Meisterin im Soloboot wurde, hat nun ebenfalls die Chance zum Einer-Start und erklärte auf dem Siegersteg: „Ich behalte mir zunächst mal alle Optionen offen.“ Skull-Bundestrainerin Jutta Lau aus Potsdam stellte dazu fest: „Christiane Huth hat ihre Einer-Ambitionen heute nicht nachgewiesen.“
In Heinrich Mederows Brust schlugen beim Zieleinlauf zwei Herzen. Der Potsdamer trainiert seit dem Herbst sowohl Oppelt als auch Kathrin Boron, die sich gestern auf Platz fünf hinter dem genannten Trio sowie Manuela Lutze aus Magdeburg wiederfand. „Ich freue mich für Britta, die reif für den Titel war“, erklärte Mederow. „Bei Kathrin muss etwas passiert sein, denn sie zeigte nicht die Leistung, die sie bringen kann.“ Auch Boron selbst wirkte etwas ratlos. „Ich ärgere mich maßlos“, sagte die 38-Jährige. „Es lief vom ersten Schlag an nicht richtig.“ Trotzdem hat die 38-Jährige weiter alle Chancen auf ihren fünften Olympiasieg. Im Doppelzweier-Rennen, das Jutta Lau am Nachmittag noch ansetzte, wurde Boron mit ihrer Klubkameradin Juliane Domscheit, der Siegerin des B-Finals, Dritte hinter Huth/Thiele und Oppelt/Lutze.
Bei den Männern ruderte sich Karsten Brodowski im Endlauf von Platz sechs noch auf Rang vier hinter Marcel Hacker (Frankfurt/Main), René Bertram (Magdeburg) und Stephan Krüger (Rostock). „Damit kann ich leben, nachdem ich mich durch meine Verletzung im Winter und meine Bronchitis zuletzt im Trainingslager Sevilla nicht optimal vorbereiten konnte“, erklärte der von Dieter Öhm trainierte 22-Jährige, der auch noch alle Chancen aufs Peking-Ticket besitzt. Ebenso wie seine Klubkameraden Clemens Wenzel und Falko Nolte als Erster und Zweiter des B-Finals. Die beiden Schützlinge von Coach Bernd Landvoigt waren am Samstag im Halbfinale auf den Außenbahnen nicht mit dem seitlichen Schiebewind und dem daraus resultierenden Wellengang klar gekommen. Ebenso wenig wie Hans Gruhne, der als letztjähriger Doppelvierer-WM-Dritter sogar nur im C-Finale landete, das er gestern gewann. „Das war ein bisschen durchwachsen“, bilanzierte denn auch Bernd Landvoigt, dessen drei Schützlinge weiter Olympia-Hoffnungen hegen können. Zumindest bis Mittwoch – dann müssen sie erneut auf dem Beetzsee im Test der Doppelzweier Farbe bekennen.
Vorher wird heute der Trainerrat des Deutschen Ruderverbandes beraten. „Einige Athleten werden aus dem bisherigen Top Team Peking ausscheiden“, kündigte DRV-Sportdirektor Michael Müller gestern schon an. „Wir werden alles genau analysieren.“ Einigen Ruderern, die an diesem Wochenende „mal einen schlechten Tag hatten“, werde man eine zweite Chance geben, erklärte Müller und nannte in diesem Zusammenhang auch Stephanie Schiller und Hans Gruhne. Dabei müsse man aber fair gegenüber den Besten der Kleinboot-Meisterschaften sein. Und der stellvertretende DRV-Vorsitzende Stefan Grünewald-Fischer sagte: „Es gab einige Überraschungen auf dem Beetzsee.“ Für Potsdam waren es keine positiven.
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