Sport: Ernüchterung trotz starker Kämpfe
Motor Babelsberg beendet die Box-Bundesliga-Saison als Letzter. Die Zuschauer kümmert das kaum
Stand:
Mit einem 9:9-Unentschieden endete der letzte Kampf der Babelsberger Motor-Boxer in der diesjährigen Bundesliga-Saison gegen den Boxring Hanau, und am Ende gab es viele Zufriedene und einige Unzufriedene. Zufrieden mit den meisten der sechs Kämpfe am Samstagabend schienen die etwa 300 Zuschauer zu sein, die sich um den letzten Tabellenplatz der Motor-Boxer nicht zu scheren schienen und erneut zahlreich kamen. Unzufrieden waren dagegen die Macher und die Boxer – auch sie nicht mit den Leistungen, aber mit dem letzten Tabellenplatz nach insgesamt acht Kampftagen.
Auch Kapitän Athde Gashi stellte sich die Frage, wie man mit einer „Bombenmannschaft wie unserer“ am Tabellenende steht. „Wir wurden mehr beschissen als in den letzten Jahren“, sieht Gashi die Schuld bei den Kampfrichtern . Dass Motor während der Saison einige, entscheidende Kämpfe überraschend am Wertungstisch verlor, war von den Verantwortlichen häufiger zu hören. Er selbst, sagt Gashi, fühle sich als achtfacher Sieger der Saison – auf dem Papier aber stehen lediglich vier Erfolge und zwei Unentschieden, darunter ein einstimmiger Punktsieg am Samstag gegen Hamid Bouji.
Vor allem in den vier unteren Gewichtsklassen sei Motor nicht zu schlagen, sagt der Leichtgewichtler Gashi selbstbewusst. Neben sich selbst zählt er dazu Zdenek Chladek (Halbweltergeweicht), der am Donnerstag mit Fieber und Brechreiz absagen musste, Eimantas Stanionis (Weltergewicht) und Joseph Attanajoui (Mittelgewicht).
Zum Shooting-Star hat sich der 19-jährige Litauer Eimantas Stanionis entwickelt, der am Samstag auch den achten Saisonkampf gewann. „Weltspitze“, sagt Gashi, ohne mit der Wimper zu zucken, „und er ist noch nicht einmal ausgereift.“ Stanionis ließ sich vom schlaksigen, einen Kopf größeren Rinad Karimow nicht auf Distanz halten und trieb den Hanauer durch den Ring. Ihn selbst schien seine 100-Prozent-Bilanz kaum zu beeindrucken. „Ich habe meinen Job gemacht“, sagte Stanionis ruhig, „es war ein gutes Jahr, um Erfahrung zu sammeln.“ In diesem Jahr würde der Sportstudent aus Kaunas noch gern an den Studentenweltmeisterschaften teilnehmen, 2015 ist die Qualifikation für die olympischen Spiele 2016 in Rio des Janeiro sein großes Ziel. „Die Olympischen Spiele, die sind mein Traum“, sagt er. In Litauen hat er, wie er selbst sagt, derzeit keine Konkurrenz zu fürchten. Motor-Trainer und Manager Ralph Mantau geht davon aus, ihn auch in der kommenden Saison bei Motor zu haben – wenn nicht die Box-Weltliga Ansprüche anmeldet.
„Wir werden uns mit dem letzten Platz nicht zufriedengeben und im nächsten Jahr wieder angreifen“, sagt Mantau, der seine Mannschaft ebenfalls unter Wert platziert sieht. Man habe einen Haufen Kraft, Geld, Elan investiert – „das wurmt natürlich“. Auch für Saison 2014/15 will Motor wieder für die 1. Bundesliga melden. „Meine Familie steht dahinter, die Sponsoren stehen dahinter“, sagt Mantau.
Für einen Publikumsliebling, der mit Motor durch gute und durch schlechte Zeiten ging, scheint der Abschied allerdings näherzurücken. Für Vitalijus Subacius, der mehr als zehn Jahre lang als Schwergewichtler oft den letzten Kampf des Abends bestritt und dabei meist den erfolgreichen „Rausschmeißer“ gab, lagen die Goldenen Boxhandschuhe schon bereit, um ihn am Samstag zu verabschieden. Der inzwischen 35-Jährige, der den deutschen Meister Erik Pfeifer gut boxte, aber ohne echte Chance war, wollte diese Entscheidung aber verschieben.
Babelsberg - Hanau: bis 58 Kilogramm: Gashi - Bouji (Sieger: Gashi n.P.), bis 65 Kilogramm: Daschjan - Prtenjaca (Prtenjaca n.P.), bis 70 Kilogramm: Stanionis - Karimow (Stanionis n.P.), bis 76 Kilogramm: Attanajoui - Kerber (Attanajoui nach Aufgabe von Kerber 2. Runde), bis 82 Kilogramm: Abdulai - Teziev (Teziev n.P.), über 82 Kilogramm: Subacius - Pfeifer (Pfeifer n.P.) Ingmar Höfgen
Ingmar Höfgen
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