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Landeshauptstadt: „Erschreckende Dinge“ im Behindertenbericht

Sozialausschuss lobt die Erhebung, der zufolge sich die Zahl der Betroffenen in Potsdam stark erhöht

Stand:

Der Sozialausschuss hat den Behindertenbericht der Stadt ausdrücklich gelobt. Gleichzeitig beinhalte er mit den Worten von Sigrid Müller (Die Linke) „erschreckende Dinge“. Dem Bericht zufolge waren am 31. Dezember 2006 genau 18574 Potsdamer anerkannt behindert mit einem Schweregrad von mindestens 30 Prozent. Damit ist jeder achte Einwohner behindert, 12,6 Prozent der Einwohnerschaft. Im Jahr 1993 lag der Anteil noch bei 6,2 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Behinderten in Potsdam von 1993 bis 2006 um 53,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Zahl der Schwerbehinderten um 30,3 Prozent. Dass die Zahl der Behinderten in Potsdam über dem Bundesdurchschnitt liegt, sei nach Angaben der Stadtverwaltung mit der guten medizinischen Infrastruktur in der Stadt zu begründen. Ebenso spiegele sich in den hohen Zahlen die Tatsache wieder, dass Potsdam ein bevorzugter Alterswohnsitz ist. Der größte Teil der Behinderten ist laut Bericht über 55 Jahre alt und über die Hälfte der Schwerbehinderten haben das 65 Lebensjahr bereits überschritten.

Der Anteil der Schwerbehinderten ist bei den Männern größer als bei den Frauen, was die Berichterstatter immer noch auf kriegsbedingte Schädigung zurückführen. Zudem seien Männer noch häufiger erwerbstätig und „hätten als Erwerbstätige bzw. Arbeitssuchende ein noch größeres Interesse an der Behinderteneigenschaft, als Nichterwerbspersonen“, heißt es in dem Bericht. Grund hierfür sei der Schutz Schwerbehinderter durch das Schwerbehindertenrecht im Arbeitsmarktbereich.

Als „auffällig“ wird im Bericht die mit 2505 Personen hohe Zahl geistig, nervlich oder seelisch Erkrankter genannt. Laut Bericht sollte daher ein Ausbau der ambulanten Betreuung in der Stadt angestrebt werden. Zweithäufigster Grund für Behinderungen sind Erkrankungen der Gliedmaßen. Dem Bericht zufolge sind 55 Prozent der Potsdamer Schwerbehinderten gehbehindert – 7544 Personen. 3656 Potsdamer benötigen eine Begleitperson und 2483 Schwerbehinderte sind von den Rundfunkgebühren befreit. Als Schlussfolgerung der Erhebung fordern die Berichterstatter etwa eine Erhöhung der Anzahl barrierefreier Wohnungen. gb

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