Landeshauptstadt: Erst Autos, nun Brötchen
Patrick Kober hat auf dem Kiewitt einen kleinen Backshop eröffnet
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Patrick Kober hat auf dem Kiewitt einen kleinen Backshop eröffnet „Hoffentlich halten Sie lange durch.“ Diesen Satz hat Patrick Kober in den vergangenen neun Wochen vor allem von den älteren Bewohnern auf dem Kiewitt oft gehört. Seit dieser Zeit betreibt der 27-Jährige als Ich-AG im letzten Hochhaus vor der Fähre einen kleinen Backshop und stieß damit genau in eine Marktlücke. „Nach der Schließung der Superspar-Halle steht nun auch das Ende für den Lidl-Supermarkt an“, erzählt der Potsdamer. „In unserem Kiez wohnen fast 80 Prozent Senioren. Denen können lange Wege zum Einkaufen einfach nicht zugemutet werden.“ Und so krempelte der arbeitslose Kfz-Schlosser die Ärmel hoch, sprach mit der Gewoba und übernahm schließlich das einstige Versicherungsbüro im Wohnhaus seiner Eltern. Alles machte er selbst, Vater Harry und Mutter Evemarie halfen kräftig mit. Das Holz kam preiswert aus dem Baumarkt, der Tresen wurde als Schnäppchen bei eBay ersteigert, neue Farbe an die Wände – und schon ging''s los. Seitdem kommen neben den älteren Damen, die der junge Unternehmer vor allem mit Brötchen und Brot, Kuchen und Torten versorgt, auch Bauarbeiter aus der Umgebung zu ihm. Belegte Brötchen, heiße Bockwurst, Kaffee und Zeitung. Selbst stellt Patrick Kober seine Waren in dem kleinen Laden natürlich nicht her: Als Zulieferer fand er die traditionsreiche Bäckerei Schröter an der Charlottenstraße. Von dort holt er allmorgendlich seine Ware, hat einen Rabatt ausgehandelt und fühlt sich wohl. Trotz des Risikos. Denn: „Der Bäcker nimmt nichts zurück, da muss ich gut planen“, sagt Kober. Aber so sei das Geschäft eben. Manchmal arbeite er für zwei Euro am Tag, dann falle wieder ein guter Gewinn ab. Bereut hat er seinen mutigen Entschluss nicht, obwohl der Backshop ziemliche Umstellungen mit sich brachte. Vorbei mit dem Ausschlafen – um 5.20 Uhr klingelt nun der Wecker. „Das macht aber nichts, ich hab mich lange genug ausgeruht“, gibt er zuversichtlich zu. Vor allem mit der Wahl des Standortes ist Kober sehr zufrieden. Die Eltern im selben Haus: Da ist Familienhilfe selbstverständlich. Der Reiz an der neuen Arbeit? „Der liegt nicht nur im Verkaufen“, hat er schon die Erfahrung gemacht. „Das Gespräch über den Ladentisch, das gerade für die Älteren so wichtig ist. Manchmal bin ich auch der Kummerkasten, dem man sich gern anvertraut.“ Und schon hat der frisch gebackene Unternehmer neue Pläne. Wenn Lidl seine Pforten geschlossen hat, will er auch andere Lebensmittel mit ins Angebot nehmen. Die Kunden haben schon nachgefragt. hm
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