Landeshauptstadt: Erst der Mars, dann Potsdam
3-D-Stadtplan der Landeshauptstadt mit Zoom auf Straßen und Gebäude
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Virtuell über die Dächer der Landeshauptstadt fliegen, sich einer Straße oder einem Platz nähern und dort auch noch ein bestimmtes Gebäude besichtigen – das will die Remote Sensing Solutions GmbH (RSS) möglich machen. Im Potsdamer Centrum für Technologie (pct) arbeitet das Unternehmen derzeit an einem dreidimensionalen Potsdam-Plan. Bis auf 150 Meter Flughöhe können Nutzer sich an die plastisch aufgebaute Stadtstruktur heranzoomen und bei etwa 2500 wichtigen Gebäuden auch die Originalfassade bewundern. Für München und Berlin gibt es bereits solche virtuellen Stadtpläne auf DVD, der Potsdamer wird voraussichtlich im September fertig sein. Der Preis dafür steht noch nicht genau fest, wird aber etwa im Bereich des Berlin-Plans liegen. Dieser kostet 49,95 Euro.
Um solche 3-D-Stadtpläne anzufertigen, benutzt RSS eine Kamera, die Gerhard Neukum im Auftrag des Deutschen Institutes für Luft- und Raumfahrt für die Erkundung des Mars konstruierte. Sie verrichtete ihre Arbeit mit einer solchen Akribie, dass inzwischen erstaunliche Oberflächenaufnahmen vom roten Planeten existieren. Die wiederum sah der Münchner Professor Florian Siegert vor drei Jahren und hatte die Idee, die Kamera auch erdnah einzusetzen – zuerst in seiner bayrischen Heimat, dann rund um die Zugspitze für eine Wanderkarte, für den Berliner 3-D-Stadtplan und nun auch für einen Potsdamer Plan. Er gründete die RSS GmbH, die an ihrem Sitz in Potsdam vier Mitarbeiter beschäftigt.
Für den Potsdamer Stadtplan ist ein Leichtflugzeug bereits in 3000 Meter Höhe über die Stadt geflogen und die an Bord befindliche Mars-Express-Kamera hat aufgezeichnet, was sie sah, auch die Höhenunterschiede. Dass sie die erkennen kann, ist das Neue, das Besondere am weltraumerprobten Gerät. Die Daten werden nun aufbereitet und von 100 auf sechs Gigabyte für eine DVD heruntergerechnet, damit sie ein normaler Rechner auch „schlucken“ kann. Die Informationen reichen aber allemal, um die Autos auf der Straße oder den Sonnenschirm auf Nachbars Terrasse zu erkennen.
Um markante Gebäude mit der Originalfassade ausrüsten zu können, sind nach dem Flug noch einmal Mitarbeiter der Firma losgezogen, um die Bauten zu fotografieren. Unter der Regie des Diplom-Geografen Regin Lippold ist man in der Dennis-Gabor-Straße nun dabei, die speziellen Ansichten auszuformen. Wie auf einem Tablett präsentiert sich da zum Beispiel die Nikolaikirche, die im fertigen Stadtplan später per Sinkflug umrundet und von allen Seiten betrachtet werden kann. Das soll ebenfalls bei den Schlössern und Parks geschehen, denn sie sind schließlich Potsdams attraktivste Zierde. Doch beim Kunstgenuss allein bleibt es nicht, auch öffentliche Gebäude wie das Rathaus können angeflogen werden und es sind Hotels und Gaststätten verzeichnet. Per Link sind zudem Anschrift und Telefonnummer zu erfahren.
Die Zusammenarbeit mit der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB) sicherte RSS Informationen über insgesamt 50 000 städtische Gebäude, Straßen und Plätze. Die LGB war aber nicht nur Zuarbeiter, sie ist auch stark am Endprodukt interessiert. Ebenso wie Stadtplaner, Architekten und andere Fachleute und Privatleute, die den virtuelle Flug über und in die Stadt genießen möchten. Die Software lieferte das Hasso-Plattner-Institut, das schon weitere Entwicklungen ins Auge gefasst hat. Gearbeitet wird zum Beispiel an der Möglichkeit, den Stadtplan auch mobil einzusetzen, zum Beispiel ihn aufs Handy herunterzuladen. Dann könnte das zum „Miniflieger“ werden. dif
Der 3-D- Stadtplan ist ab September in Buchhandlungen und über www.stadtplan3d.de erhältlich
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