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Von Birgit Lißke: Erst einmal kam die Ernüchterung

Das Designstudium an der Fachhochschule Potsdam ermöglicht sehr individuelle Studienverläufe

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Als Constanze Vogt 1999 an die Fachhochschule Potsdam kam, hatte sie einen „losen Begriff von Kreativität“ und wie sie heute einschätzt eine eher naive, stark an Illustration ausgerichtete Vorstellung von Design. Sie hatte das Glück, gleich beim ersten Mal die Eignungsprüfung zu bestehen und direkt nach der Schule Kommunikationsdesign studieren zu können. Schon als junges Mädchen war sie fasziniert von Kunst und kultureller Geschichte, hat viel gelesen und sich frühzeitig eigenständig die Kunstwelt durch Ausstellungsbesuche und Reisen erschlossen.

Doch in den ersten Studiensemestern kam die Ernüchterung. Das Designstudium an der Fachhochschule Potsdam ermöglicht sehr individuelle Studienverläufe, es gibt eine Vielzahl von Wahlangeboten und die Kurse bauen nicht zwingend aufeinander auf. Infolge dessen treffen in den Lehrveranstaltungen Studierende unterschiedlicher Semester aufeinander. Für Constanze Vogt wirkte der Wissensvorsprung der anderen Seminarteilnehmer aus höheren Semestern eher einschüchternd. Die ersten Semester waren mit dem Gefühl des Scheiterns verbunden, sie war kurz davor, ihr Studium abzubrechen und sich neu zu orientieren.

Ihr Glück war es, dass mit Betina Müller und Matthias Beyrow zwei Professoren auf sie aufmerksam wurden, sie gezielt förderten und darin bestärkten, im Hauptstudium den Schwerpunkt auf Buchgestaltung und Corporate Design zu legen. „Von da an ging das Studium los“, erzählt Constanze Vogt. „Ich arbeite seit dem 5. Semester neben dem Studium in Design-Büros und habe dabei unterschiedliche Gestaltungs-Welten kennengelernt: große Werbeagenturen mit einem bestimmten Begriff von Kundenumgang und Teamarbeit, kleine Büros, in denen man sehr nah – beinah familiär – miteinander arbeitet und deren spezialisierte Profile mir erlaubten, die Produktionsbedingungen – vom Briefing des Kunden, über die ersten Entwürfe bis hin zur Umsetzung kennen zu lernen und Design manchmal auch pragmatisch als Handwerk zu erfahren.“ Heute weiß die Designerin, dass Gestaltung viel mehr mit Denken und Begreifen als mit gutem Zeichnen zu tun hat. Es gehe um die Wahrnehmung des Gegenübers und der Umwelt, um Verständnis, Übersetzung und Vermittlung. „Insofern ist Kommunikationsdesign wirklich ein treffender Begriff.“

Constanze Vogt hat im Juli 2008 ihr Diplom als Kommunikationsdesignerin gemacht als „eine der besten Absolventinnen, die wir hier je hatten“, so der Dekan des Fachbereichs Design, Professor Rainer Grahn. Sie hat sich dafür länger Zeit genommen als üblich, insgesamt 18 Semester. Dies aber auch, weil sich die Schwerpunkte zwischen Studium und Arbeiten im Laufe der Zeit immer wieder verschoben haben, sie auf der Höhe der technischen Entwicklungen bleiben wollte und stets neue Herausforderungen gesucht hat.

Projekte sind für Constanze Vogt zunächst „Widerstände“, denen es sich anzunähern und gegen die es „kleine Siege“ zu erringen gilt. Fast wie ein Rausch ist dieser Schaffensprozess für sie, in dem es um permanentes Hinterfragen, Verknüpfungen und die Bereitschaft zur Revision geht. Dass dabei nicht alle Projekte realisiert werden, ist für Constanze Vogt, die unter anderem im Jahr 2007 – gemeinsam mit Martin Jordan – den 1. Preis im Wettbewerb „Neue Kommunikationsstrategien für das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ gewonnen hat, eher nachrangig. „Mit dem endgültigen Entwurf ist so etwas wie ein ,Reinzustand“ erreicht, die Umsetzungsphase dagegen ist häufig mit Abstrichen und Kompromissen verbunden.“

Studienanfängern rät Constanze Vogt, zahlreiche Erfahrungen auf unterschiedlichen Gebieten zu sammeln, sich viel anzusehen und anzulesen, Verständnis für Abläufe zu entwickeln und möglichst den gesamten Produktionsprozess kennen zu lernen. Für Constanze Vogt ist die Fachhochschule Potsdam „eine reichhaltige Schule“ mit praxisorientierten Studienmöglichkeiten und interessanten Lehrenden. „Allerdings sollte niemand, der hier studiert, darauf warten, dass ihm gesagt wird, wie gutes Design“ geht“, sagt die Absolventin. „Im Gegenteil, Studierende sollten das Selbstbewusstsein und den Mut haben, sich von den Lehrenden das zu holen, was sie brauchen, und sich dann auf den eigenen Weg machen."

Für Constanze Vogt geht dieser Weg erst einmal in dem Design-Büro weiter, in dem sie die letzten Jahre als freie Gestalterin gearbeitet hat. Sie schließt aber auch nicht aus, dass sie an die Hochschule zurück kommt, um ihren Master zu machen. Sie hat sogar große Lust dazu, denn wie gesagt: „Die FHP ist eine tolle Schule!“.

Birgit Lißke

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