Landeshauptstadt: Erst links, rechts und wieder links Puppentheater der Polizei besucht Potsdamer Schulen/Verstärkte Verkehrskontrollen
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Von Anja Gaentzsch „Was macht man denn, wenn die Ampel rot ist?“ „Warten!“ Tönt es aus den Mündern von 65 Erstklässlern. „Und vorher?“ „Gucken, zuerst links, dann rechts und wieder links.“ „Richtig“, lobt der schwarze Plüschtierrabe, auf den sich die ganze Aufmerksamkeit der Kinder richtet. Als nächstes erscheinen Hans und Susi auf der Bühne, zwei Handpuppen, die mit ihrem Ball spielen. Hans möchte sich den Weg zum Spielplatz sparen und lieber auf der Straße spielen - prompt wird der Ball von einem Auto überrollt. Daraus ziehen sie nun ihre Lehre und machen sich doch auf den Weg zum Spielplatz. So spielt das Puppentheater Situationen durch, die als Gefahrenschwerpunkte für Kinder im Straßenverkehr gelten. Zwischendurch erklärt der Rabe Kasimir die Regeln: nicht mit Fremden gehen, Fußgängerüberwege nutzen, die Straße nicht zum Spielplatz umfunktionieren, pünktlich zu Hause sein. Die Kinder sind sichtlich begeistert und bekräftigen ihn mit einem lauten „Jaaa!“. Hinter Hans und Susi verstecken sich eigentlich Bernd Seidel und Sylvia Jung, Polizeihauptwachmeister und zuständig für die Puppenbühne der Polizei. Ihr Stück soll Kinder zur Vorsicht im Straßenverkehr erziehen, dieses Thema stand gestern im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung für die Schulanfänger der Grundschule „Wilhelm Busch“. Dazu kamen neben der Puppenbühne zwei Verkehrserzieherinnen in die Klassenräume. So begann der erste Schultag für die Neulinge schon früh morgens, lange vor Unterrichtsbeginn. Es sei wichtig, Kindern von kleinauf Grundlagen der Verkehrssicherheit beizubringen, weiß Polizeiobermeisterin Ilona Bergmann, denn „durch Vorsicht können Unfälle verhindert werden“. Mit Hans, Susi und Kasimir waren sich die Erstklässler schnell einig, was Umsichtigkeit im Verkehr betrifft. Doch ob die Theorie in die Praxis umgesetzt wird, hängt von mehr ab. Die klassische Rollenverteilung des Puppenspiels, in dem die brave Susi die Regeln eigentlich kennt, von Hans jedoch immer wieder zum Verstoß verleitet wird, träfe im Alltag selbstverständlich nicht zu, so Polizeiobermeisterin Cathrin Weist. Kinder, ob Junge oder Mädchen, seien je nach Elternhaus unterschiedlich gut auf sicheres Verhalten im Straßenverkehr vorbereitet. Da Erwachsene jedoch oft eine negative Vorbildfunktion übernehmen, indem sie etwa bei roter Ampel über die Straße laufen oder sich nicht anschnallen, haben es Lehrer und Verkehrserzieher nicht immer leicht. Um Eltern an ihre Pflichten zu erinnern, bekamen die ABC-Schützen neben einer kleinen Schultüte auch ein Heft mit dem Titel „Schulanfang - sicherer Schulweg“ geschenkt. Außerdem wird die Polizei in den nächsten Wochen verstärkt Kontrollen im Schutzbereich Potsdam durchführen. Auf Geschwindigkeit und korrektes Verhalten an Ampelanlagen werde geachtet, aber auch auf Kindersicherung im Auto. So sollen zum Beispiel im Umkreis von Schulen Polizisten plaziert werden, die achtgeben, ob Sicherheitsgurte angelegt werden. Vergisst ein Elternteil, sein Kind im Auto anzuschnallen, drohten eine Strafe von 40 Euro und einem Punkt in Flensburg. Vergangenes Jahr habe es keine Schulwegunfälle in Potsdam gegeben, so Bergmann, doch passieren die meisten Unfälle im Freizeitbereich. Ilona Bergmann und Cathrin Weist sind nun seit zehn Jahren als Verkehrserzieherinnen tätig. Während dieser Zeit sei ihnen aufgefallen, dass die Kinder unaufmerksamer geworden sind, zum Teil an Konzentrationsschwächen leiden und in Tests zur Verkehrssicherheit insgesamt schlechter abschneiden, obwohl Erwartungen schon heruntergeschraubt wurden. Um dem entgegenzuwirken, wollen sie in diesem Schuljahr alle Potsdamer Grundschulen besuchen und mindestens eine Stunde Zeit pro Klasse investieren. Zunächst mahnt jedoch Kasimir: „Viel Spaß, gute Lernergebnisse und vergesst eure gelben Mützen nicht!“ Die hatten sie zur Einschulung von der Verkehrswacht bekommen, um besser sichtbar zu sein.
Anja Gaentzsch
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