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Von Henner Mallwitz: Erst shoppen, dann siegen

Hanka Kupfernagel hat den Weltcup vorzeitig gewonnen und will nun ihren WM-Titel verteidigen

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Ein Erfolg, mit dem sie selbst nicht gerechnet hatte: Rad-Welt- und Europameisterin Hanka Kupfernagel sicherte sich am Sonntag im französischen Roubaix vorzeitig den Weltcup-Gesamtsieg im Radcross. Der Fahrerin aus Werder an der Havel genügte im vorletzten Saisonrennen dabei der zweite Platz. Auf dem neuen Parcours am traditionsreichen Velodrom, auf dem in jedem Jahr der Klassiker Paris-Roubaix endet, musste Kupfernagel nur der Amerikanerin Katherine Comton den Vortritt lassen, kam jedoch vor der Niederländerin Daphne van den Brand ins Ziel.

„Dass mir das ausgerechnet auf solch traditionsreicher Strecke gelungen ist, freut mich natürlich besonders“, sagte die 34-Jährige nach dem Rennen. „Ein toller Ort, eine tolle Atmosphäre.“ Beides beflügelte dann allem Anschein nach auch unwahrscheinlich, denn in einer Spitzengruppe, die sich gleich zum Anfang des Rennens gebildet hatte, bestimmte die Amerikanerin von vornherein das Rennen. In einer Sandpassage verlor Hanka Kupfernagel dann ihre Ideallinie und musste dadurch Compton ziehen lassen.

„Allerdings zeigte sie dann in den letzten Runden Konditionsschwächen“, urteilte Kupfernagel. „Nach dreißig Minuten war das Licht aus. Und das war meine Chance, nochmal anzugreifen. Die letzte Runde war meine schnellste. Und das wiederum zeigt mir, dass ich noch was drauflegen kann.“ Ein wenig Zeit, so die Werderanerin, habe jedoch auch ihr Sicherheitsverhalten gekostet. Während die spätere Siegerin die beiden steilen Abfahrten auf dem Rad meisterte, trug Hanka Kupfernagel das Hightech-Gerät lieber durch den schlammigen Boden, der vom Dauerregen aufgeweicht war.

Am kommenden Wochenende könnte sie eigentlich die Beine hochlegen und sich voll auf die anstehenden Weltmeisterschaften im niederländischen Hoogerheide konzentrieren, bei der sie eine Woche später ihren WM-Titel verteidigen will. Aber nein – Hanka Kupfernagel will auch in Mailand beim letzten Rennen der Weltcup-Serie noch einmal alles geben. „Erst werde ich schön shoppen gehen und dann möglichst weit vorn mitfahren“, so das Ziel der ehrgeizigen Profifahrerin, die sich selbst derzeit in Bestform sieht. Schließlich, so sagt sie, gebe es nicht viele Sportarten, bei denen man von Woche zu Woche ein solch hartes Pensum absolvieren müsse. „Aber ich ziehe das durch und bleibe damit im vertrauten Rhythmus.“

Und das soll ihr vor allem in zwei Wochen zugute kommen, wenn es in Hoogerheide um die Titelverteidigung geht. Die Strecke ist ihr – anders als beim Weltcup in Frankreich – bereits bestens vertraut, und auch das sieht sie als gutes Omen. „Ich freue mich sehr darauf“, sagt Hanka Kupfernagel. „Vor allem auf das Publikum, das wieder ganz stark vertreten sein wird.“ Das aber auch die eigenen Leute anfeuern wird. Mit sechs Ausnahme-Fahrerinnen schicken die Holländer das wohl stärkste Team ins Rennen - eine starke Konkurrenz. „Doch die“, so sagt Hanka Kupfernagel, „fürchte ich nicht.“

Henner Mallwitz

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