Von Thomas Gantz: Erst spät den Spaß am Spiel gefunden
Die Volleyballerinnen des SC Potsdam verloren DVV-Pokalspiel gegen den Schweriner SC mit 0:3
Stand:
Kurz vor Ende der Partie stellte sich auf ganz spezielle Weise die Sinnfrage. Volker Knedel nahm beim Stand von 18:24 eine Auszeit. In einem Meisterschaftsspiel der 2. Volleyball-Bundesliga Nord der Frauen wäre der Trainer des SC Potsdam Gefahr gelaufen, für diese Aktion verlacht zu werden. Im von den Potsdamerinnen am vergangenen Samstag mit 0:3 (9:25, 14:25, 20:25) verlorenen DVV-Pokal-Achtelfinale daheim gegen den Schweriner SC jedoch diente die Spielunterbrechung sicher vorrangig dazu, die Magie der Momente noch ein wenig länger beizubehalten. Wann schließlich bekommt man in Potsdam wieder einmal Gelegenheit, einer Vertretung des nationalen Volleyball-Hochleistungsbereiches beim Spielen zuzusehen?
Was der derzeitige Tabellenvierte der Bundesliga vor 320 Zuschauern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee im er sten Satz an Leistung anbot, war nach den Worten von Schwerins Trainer Edwin Benne der Standard, mit dem der mehrmalige Deutsche Meister und Pokalsieger in den Erstliga-Punktspielen agiert.
Schon vom Service weg übte der Schweriner SC zu Beginn durch Julia Retzlaff und Denise Hanke derartigen Druck aus, dass die Gastgeberinnen nach gutem Auftakt und dem Zwischenstand von 6:6 in eine Art Schockstarre verfielen, die sich erst Mitte des zweiten Spielabschnittes löste.
Fortan war deutlich zu spüren, dass der Zweitliga-Tabellenführer sich nun nicht länger mit Selbstzweifeln beschäftigen, sondern doch lieber einen bemerkenswerten Beitrag zu einem unterhaltenden Spiel leisten wollte. Insbesondere Julia Großner und Maria Kleefisch gelangen einige spektakuläre und punktbringende Aktionen am Netz. Auch die über weite Phasen der Partie zuspielende Lisa Riedel agierte in Vertretung der verletzt fehlenden Kristina Bognar und Susanne Langer weitgehend frei von Beklemmungen. Nach hinten heraus glich die Partie einem Wechselspiel: In der Art, wie der Schweriner SC nach schneller Klärung der Fronten Milde walten ließ, fanden die Gastgeberinnen Spaß an der Tagesaufgabe, die von vornherein nicht erfolgreich zu lösen und nach 66 Minuten zu Ende war.
„Man hat sofort gesehen, dass Schwerin dieses Spiel sehr ernst genommen hat und hier nichts anbrennen lassen wollte. Nach dem katastrophalen ersten Satz haben wir uns gefangen und die Partie mit Anstand zu Ende gebracht“, so Knedel hinterher. Im Nachsatz sprach der SC-Trainer auch darüber, dass der Abstand zum Spitzenbereich der 1. Frauenvolleyball-Bundesliga für sein Team noch riesig sei. Derzeit habe man genug damit zu tun, an das Niveau des unteren Tabellendrittels heran zu kommen.
Die Frage, ob ein Aufstieg in die 1. Bundesliga für den SC Potsdam überhaupt erstrebenswert ist, beschäftigte das sachkundige Publikum vorgestern nur am Rande. „Die Sache muss einfach Sinn machen und man muss sich ihr als Verein mit aller Konsequenz stellen“, gab Schwerins Teammanager André Wehnert zu bedenken. Wehnert erzählte davon, dass die Erstliga-Aufsteiger aus Aachen und Chemnitz aktuell noch „ein bisschen besser“als der SC Potsdam seien. Ihnen fällt es jedoch schwer, im Oberhaus auch nur einigermaßen Schritt zu halten.
Thomas Gantz
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