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Schnelle Führung. Stefanie Draws (Mitte), die hier das Leder Richtung Holstein-Tor schlenzt, traf für Turbine schon kurz nach dem Anpfiff zum 1:0.

© Manfred Thomas

Von Michael Meyer: Erst top, dann ein Flop

Turbine Potsdam gewann im DFB-Pokal-Achtelfinale daheim gegen Holstein Kiel mit 7:0

Stand:

Siebenmal getroffen und doch unzufrieden – der Deutsche Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam haderte am Sonntagnachmittag nach einem 7:0 (7:0)-Heimsieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den Zweitligisten Holstein Kiel mit zwei völlig verschiedenen Spielhälften. Halbzeit eins war top, Halbzeit zwei ein Flop. Kurz vorm Abpfiff riefen Turbine-Fans trotz der deutlichen Führung gar „Abpfeifen!“.

Dabei hatte die Partie im Karl-Liebknecht-Stadion vor 1012 Zuschauern noch gar nicht richtig begonnen, da stand es schon 1:0 für den Favoriten. Anpfiff, Angriff über Corina Schröter auf der rechten Außenbahn, Flanke nach innen, wo Stefanie Draws angerauscht kam und das Leder nach gerade mal 34 Sekunden Spielzeit in den rechten oberen Winkel donnerte. „Ich habe einfach draufgehalten“, erzählte Draws später über ihr Tor, nach dem sie freudestrahlend zur Ersatzbank lief, um dort Carolin Schiewe und Monique Kerschowski zu herzen. „Ich hatte den beiden ein Tor versprochen“, sagte die 20-Jährige, die erneut im linken Mittelfeld spielte, zu dieser Szene.

Mit der frühen Führung im Rücken spielte sich Turbine in der ersten halben Stunde in einen regelrechten Torrausch. Nach Vorlage Nadine Keßlers traf Jennifer Zietz mit schönem 25-Meter-Flachschuss zum 2:0 (5.). Leni Larsen Kaurin erhöhte nach Vorarbeit Fatmire Bajramajs von links auf 3:0 (9.). Bajramaj selbst schloss ein sehenswertes Solo von links mit dem 4:0 ab (15.). Keßler hämmerte den Ball aus 30 Metern hoch in den linken Dreiangel (18.). Zietz traf nach einem Foul Tessa Schildts an Bajramaj vom Elfmeterpunkt aus sicher zum 6:0 (29.). Erneut Bajramaj war nach einer Eingabe Kaurins von der rechten Grundlinie zum 7:0 zur Stelle (37.). Davor und danach gab es weitere Chancen – Potsdam hätte zur Pause schon zweistellig führen können.

Wer das nach der Pause erwartet hatte, sah sich am Ende enttäuscht. Turbine- Coach Bernd Schröder, der Torfrau Desiree Schumann und Nationalstürmerin Anja Mittag pausieren ließ, schickte nach der Pause Marie-Louise Bagehorn für Bajramai auf den Rasen, holte später auch Schröder und Keßler vom Spielfeld, um sie für das Punktspiel am nächsten Sonntag daheim gegen den FFC Frankfurt zu schonen. Doch ohne Bajramaj gelang plötzlich nicht mehr viel gegen die weiter harmlosen Kielerinnen, deren ersten und einzigen Torschuss Stephanie Güldenzoph nach über einer Stunde rechts neben den Kasten setze (63.). Auf der Gegenseite boten sich Jessica Wich (62.), Keßler (64., 65.), Schiewe (73.) und Bagehorn (84.) durchaus Chancen zur Resultats-Erhöhung.

„Mit einem 7:0 zur Pause ist es schwer, die Spannung hoch zu halten. Eine Mannschaft mit unseren Ansprüchen hätte trotzdem weiter treffen müssen. Das war gar nichts“, erklärte Turbine-Spielführerin Jennifer Zietz nach dem Abpfiff. „In der ersten Halbzeit lief alles perfekt, aber mit dem Spiel gegen Frankfurt im Kopf fiel es schwer, 90 Minuten volles Tempo zu gehen“, gestand Nadine Keßler. Trainer Schröder wurde prinzipieller. „Es reicht nicht für die zweite Reihe, der Anspruch einiger junger Spielerinnen stimmt mit der Wirklichkeit nicht überein“, grummelte er. „Wir wollten einigen jungen Leuten die Chance geben sich einzuspielen, aber wir sind dabei eingeschlafen, haben viel zu leidenschaftslos gespielt.“ Man müsse vor über 1000 Zuschauern auch von jungen Spielerinnen verlangen, dass sie sich den Allerwertesten aufreißen, so Schröder, der ankündigte: „Wir müssen sehen, ob wir im Januar im Trainingsteam der ersten Mannschaft einiges verändern.“

Turbine Potsdam: Sarholz; Schmidt, Peter, Henning; Schröder (69. I. Kerschowski), Keßler (69. Schiewe), Zietz, Draws; Bajramaj (46. Bagehorn); Kaurin, Wich.

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