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Eingehüllt. Als erstes soll der einzeln stehende Pylon (l.) der Kolonnaden der Glienicker Brücke restauriert werden. Dafür wurden am Montag im Beisein vieler Schaulustiger zunächst die beiden Sandsteinfiguren per Kran hinuntergehoben. Noch vor Winterbeginn sollen die 40 000 Euro teuren Arbeiten abgeschlossen sein.

© Rebecca F. Miller

SANIERUNG: Erste Hilfe für die Glienicker Brücke

Die Sanierung der Kolonnaden hat begonnen. Doch es wird noch jede Menge Geld benötigt.

Von Peer Straube

Stand:

Neun Tonnen wiegt die allein Säule, weitere 37 Tonnen ihr Unterbau. Ein massiver Pfeiler aus Sandstein. Der einzeln stehende Pylon vis-á-vis der Villa Schöningen ist das erste Stück der Kolonnaden der Glienicker Brücke, das saniert werden kann. Am Montag gab Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) offiziell den Beginn der Arbeiten bekannt. „Wir dachten, das ist ein ganz passendes Datum“, sagte er in Anspielung auf den 51. Jahrestag des Mauerbaus und die Bedeutung der Glienicker Brücke als langjähriges Symbol der deutschen Teilung.

Im Mai 2011 hatte die Stadt gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einen Spendenaufruf zur Rettung der Kolonnaden gestartet. 20 000 Euro wurden seitdem gesammelt. Vor allem Kleinspender haben sich für das Bauwerk als Mäzene betätigt: „Von 20 Euro bis über 1000 Euro hatten wir an Spenden alles dabei“, sagte Heide Gerber von der Denkmalschutz-Stiftung. Die Stadt verdoppelte den Betrag, sodass nun 40 000 Euro zur Verfügung stehen.

Das Geld reicht nun zunächst für den einzeln stehenden Pylonen, dessen Schäden jedoch exemplarisch für die gesamten Kolonnaden stehen: Der Wünschelburger Sandstein, aus dem das Bauwerk besteht, weist Risse auf. Der Grund sind die gut 100 Jahre alten Stahlverbindungen, die im Laufe der Zeit immer mehr gerostet und aufgequollen sind und den Sandstein von innen heraus sprengen.

Am Montag wurden zunächst die beiden Sandsteinsulpturen mit einem Kran von dem Pylonen heruntergehoben. Anschließend werden Gesims und Architrav abgebaut, bis das obere Säulenstück freiliegt – dann können die alten korrrodierten Stahlanker durch neue aus Edelstahl ersetzt werden. „Das hält dann hoffentlich länger als 100 Jahre“, sagte Bauingenieur und Steintechniker Thomas Bolze, der die Arbeiten plant und die Bauleitung innehat. Wenn die Stahlanker ausgetauscht und der Pylon wieder zusammengebaut ist, werden die Risse verfugt und verklebt. Als letztes wird der Sandstein gereinigt. Noch vor dem Beginn des Winters soll der Pylon fertig saniert sein. Von den bei der Arbeit gemachten Erfahrungen will man auch bei den beiden Kolonnaden profitieren. Auf je 300 000 Euro werden die Kosten für die Instandsetzung geschätzt.

Weitere 10 000 Euro für den nächsten Bauabschnitt hat die Denkmalschutz-Stiftung bereits eingeworben – die nächste Sammelaktion ist für den Tag des offenen Denkmals am 9. September geplant.

Fernziel ist es, auch die im Laufe der Zeit verloren gegangenen Teile der Brücke zu rekonstruieren, was eine weitere Million Euro kostet. So war etwa der Pylon, der jetzt saniert wird, einst mit zwei schmiedeeisernen Toren mit der nördlichen Kolonnade verbunden. In der Mitte befand sich ein Springbrunnen. Auch zwei Sandsteinfiguren – Titanen, die ein Pferd und einen Stier niederringen – fehlen. Vermutlich, glaubt Bolze, sind sie zu DDR-Zeiten verschwunden, als die Brücke die Grenze zwischen Potsdam und Westberlin markierte und auf dem Bauwerk Häuser für die Grenzsoldaten standen. Nach zwei Holzbrücken, von denen die erste bereits unter dem Großen Kurfürsten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde, und einer von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Steinbrücke ist die derzeitige Stahlkonstruktion bereits der vierte Havelübergang an dieser Stelle. Nachdem die Schinkel-Brücke trotz Protesten von Denkmalschützern zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen wurde, bekam die Duisburger Firma Harkort den Auftrag zum Bau der Stahlträgerkonstruktion. 1907 wurde sie für den Verkehr freigegeben. Die das Bauwerk rahmenden Kolonnaden stammen vom preußischen Architekten Eduard Fürstenau, die Sandsteinplastiken schuf der Bildhauer Stephan Walter.

Nach ihrer Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Glienicker Brücke von 1947 bis 1949 wieder aufgebaut. Berühmtheit erlangte das Bauwerk während des Kalten Krieges wegen verschiedener Agentenaustausche zwischen Ost und West.

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