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Zusammen reden. Flüchtlinge und Arbeitgeber kommen an einen Tisch.

© Andreas Klaer

Arbeit für Flüchtlinge in Potsdam: Erste Kontakte

Potsdams Arbeitsagentur will Flüchtlinge und Chefs zusammenbringen. Doch die Hürden sind hoch.

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Dicht gedrängt stehen die Teilnehmer um den Infostand von Waldemar Schmidt. Einige folgen leicht nervös tippelnd den Erklärungen zu allerhand Schläuchen, Metallröhren und Schrauben auf dem Tischchen, auf einer Tafel ist das Innenleben eine Solaranlage zu sehen. Der Innungsmeister Sanitär, Heizung, Klima erzählt den knapp 30 Flüchtlingen in aller Ruhe, wie es so ist, als Anlagenmechaniker zu den Kunden zu fahren und das Bad wieder in Schuss zu bringen. „Wir sorgen nur dafür, dass es warm in der Wohnung ist und Wasser aus der Dusche kommt“, witzelt der aus Rinow (Teltow-Fläming) stammende Mann. Doch dahinter stecke mittlerweile jede Menge Technik. Dann prasseln die Fragen auf ihn ein, wie es denn sei mit einem Job, ob eine Ausbildung möglich sei.

Schmidt war am gestrigen Mittwoch einer von drei Unternehmern, die bei einer Veranstaltung der Potsdamer Agentur für Arbeit ihren Beruf vorstellten und nach möglichen Nachwuchskräften Ausschau hielten. „Es ist ein praktischer Versuch, um ins Gespräch zu kommen“, sagte die Leiterin der Agentur, Ramona Schröder, tief stapelnd bei der Begrüßung. Die deutsche Sprache sei das A und O, sagte dazu auch die Potsdamer Unternehmerin Kerstin Laabs. Zwei Übersetzer halfen – auf Englisch, Arabisch und Französisch – bei der Verständigung. Auch das Alter vieler Flüchtlinge sei ein Problem. „Aber endlich passiert mal was. Es wird nicht nur geredet“, so Laabs mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Flüchtlingskrise. Und einige hätten schon gut Deutsch gesprochen, sagte sie.

Es sei schwierig, einen über 30 Jahre alten Mann in eine Ausbildungsstelle zu vermitteln, sagte auch Erik Debertshäuser, Geschäftsführer des Fachverbandes Sanitär, Heizung und Klima. Ähnlich sieht es auch die Bundesagentur. Blieben nur noch Hilfsarbeiter-Jobs. Für einen Praktikanten könnten sich die Firmeninhaber aber durchaus erwärmen. Einer davon wäre Ismael Suleyman aus dem Tschad, auffällig gekleidet mit einer Kunstlederjacke und einer Weste, die Haare teils blond gefärbt. Der 38-Jährige war mehrfach im Zwiegespräch mit den potenziellen Chefs. Oder Masoudi Ezatullah aus Afghanistan, der bereits seit mehr als einem Jahr in Deutschland ist. Er sei früher Journalist gewesen, sagte der etwa 25 Jahre alte Mann in fast akzentfreiem Deutsch.

Tatsächlich sucht die Branche händeringend nach Nachwuchs. Schlechter Ruf, kaum Karrierechancen, trotz guter Werbung der Innung, so die Agentur für Arbeit. „Wir haben nie nach Lehrlingen gesucht. Die sind einfach gekommen, meist über Bekannte. Das ändert sich gerade“, sagte der Potsdamer Klempner- und Installationsmeister Giebert Rühlemann. 52 Lehrstellen seien in diesem Ausbildungsjahr immer noch unbesetzt, sagte Debertshäuser. Und den Flüchtlingen „fällt die Decke auf den Kopf“. Es müsse gelingen, einen Kontakt zu den Firmen herzustellen. Auch wenn es nicht auf Anhieb klappt. Stefan Engelbrecht

Stefan Engelbrecht

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