
© Jan Kuppert
Sport: Erste Nullnummer
Die frischgebackene Afrikameisterin Genoveva Anonma spielte mit Turbine Potsdam 0:0 gegen Freiburg
Stand:
Mittwochfrüh um kurz vor acht kam Genoveva Anonma nach sechsstündigem Flug aus 30 Grad in ihrer Heimat Äquatorialguinea im kalten Berlin-Tegel an, und am Abend um kurz vor sechs war sie froh, aus plus drei Grad wieder in die warmen Katakomben des Babelsberger Karl- Liebknecht-Stadions zu können. „Es war schön zu Hause, wo ich nach dem Titelgewinn aber keine Zeit für Partys hatte, weil ich dauernd zu Empfängen musste“, so die Stürmerin Turbine Potsdams, die am Sonntag mit ihrem Nationalteam zum zweiten Mal nach 2008 Afrikameister geworden war. „Und jetzt bin ich froh, wieder zurück in der Mannschaft hier zu sein. Dass ich gleich wieder 90 Minuten gespielt habe, war kein Problem.“
Nicht froh war Genoveva Anonma allerdings mit der Nullnummer des Deutschen Frauenfußball-Meisters gestern unter Flutlicht im Nachholspiel daheim gegen den SC Freiburg. Das 0:0 vor 1350 Zuschauern war Turbines erstes Remis in dieser Saison und bedeutete zwei verlorene Punkte im Meisterschaftskampf. Ein Verlust, der schwer wiegt, zumal Verfolger VfL Wolfsburg am Abend zu Hause gegen den FSV Gütersloh mit 10:0 gewann und damit die Tabellenspitze übernahm.
„Wir müssen heute froh sein über den Punkt, denn Freiburg war der erwartet schwere Gegner, der sich hier verdient einen Punkt holte“, sagte nach dem Abpfiff Potsdams Cheftrainer Bernd Schröder, ehe er zur Buchpräsentation Theo Zwanzigers nach Berlin verschwand. Er hatte – anders als vorab angekündigt – Anonma gleich nach ihrer Rückkehr wieder ins Bundesliga-Feuer geworfen. „Wir können kein Risiko eingehen“, sagte er dazu vor der Partie, in der er nämlich erstmals Stürmerin Yuki Ogimi auf die Spielmacher-Position hinter dem Angriffs-Trio beorderte. Die Japanerin sollte dort den Ausfall der verletzten Patricia Hanebeck und der derzeit um ihre Form ringenden Keelin Winters kompensieren. Das Experiment misslang allerdings, denn Ogimi konnte Turbines Spiel nicht wie gehofft lenken und leiten.
Leidtragende des gestern nur mittelmäßigen Potsdamer Mittelfeldspiels war der Angriff mit Anonma, Lisa Evans und der etatmäßigen Mittelfeldakteurin Antonia Göransson, bei denen zu selten präzise Zuspiele ankamen. „Wir hatten zu viele Fehlpässe schon aus dem Mittelfeld heraus“, monierte Schröder, der zu Anonma meinte: „Sie war nicht das Problem. Sie hat ihr Spiel gemacht.“ Die 23-Jährige selbst zeigte sich jedoch unzufrieden mit der eigenen Leistung: „Ich habe heute nicht gut gespielt“, so Genoveva Anonma, die beim Afrika-Cup gegen die DR Kongo (3 Tore beim 6:0), Senegal (5:0), Halbfinalist Kamerun (2:0) und Endspielgegner Südafrika (4:0) insgesamt sechsmal getroffen und gestern einige wenige gute Szenen hatte. Zunächst fing Freiburgs Torfrau Laura Benkarth nach schönem Zuspiel Göranssons das Leder kurz vor der Afrikanerin (11.), dann ging Anonmas Heber über das Gäste-Tor (44.), später war Beinkarth erneut vor ihr am Ball (70., 84.).
Auch Göransson (44., 73.), Ogimi (34., 55.), Jennifer Cramer (39.) sowie Winters und anschließend Heleen Jaques mit ihrem Kopfball aus Nahdistanz (63.) hatten gute Chancen für Potsdam. Auf der Gegenseite verfehlten Melanie Leupolz (14.) und Sylvia Arnold Turbines Tor knapp, während Alyssa Naeher mit tollen Paraden gegen Juliane Maier (24.), Sara Däbritz (42., 54.), Carmen Höfflin (45.) und Jobina Lahr (77.) zur Stelle war. Lahr verletzte sich kurz vorm Abpfiff am linken Knie, und da Freiburg schon dreimal gewechselt hatte, besaß Potsdam in den letzten vier Spielminuten numerische Überlegenheit, die jedoch ungenutzt blieb. „Wir können mit dem Punkt gut leben“, erklärte Freiburgs Coach Milorad Pilipovic später. „Für uns war das 0:0 nicht gut“, meinte dagegen Genoveva Anonma.
Turbine: Naeher; Jaques, Draws, Singer; Mirlach (46. Winters), Doorsoun, Ogimi, Cramer; Evans Anonma, Göransson.
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