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Schüchterne Worte. Noch traut sich nicht jeder, seine Texte mit den Anderen zu teilen. Dabei kreieren Nelee Kolber (l.) und ihre Mitstreiter schon zauberhafte Wörterwelten.

© Andreas Klaer

Schreibwerkstatt in der Bibliothek Potsdam: Erste Wörterpoesie

In der Schreibwerkstatt für Jugendliche in der Potsdamer Bibliothek entstehen zauberhafte Texte

Von Sarah Kugler

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Quietschende Züge, ein durchdringendes Kreischen, bedrohlich-schöner Gesang im plätschernden Wasser oder ein geheimnisvolles Knistern in einer zerfallenen Ruine. In der Schreibwerkstatt „Abenteuer Schreiben. Mit Worten (d)eine Welt erfinden“, die am vergangenen Samstag in der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek stattfand, drehte sich alles um die atmospärische Gestaltung von literarischen Texten.

„Bei uns geht es einfach darum, mit der Sprache zu spielen, Spaß an ihr zu haben und herauszufinden, was jeder gerne schreiben möchte“, erklärt Marikka Pfeiffer, Projektleiterin für Kreatives Schreiben und Autorin. In ihrem Kurs, der immer einmal im Monat an einem Samstag stattfindet, sei jeder ab zwölf Jahren willkommen, der Einstieg jederzeit möglich. Am vergangenen Samstag kamen sechs Jugendliche zusammen, die jüngste Teilnehmerin war sogar erst elf, Juri Hübner als ältester Teilnehmer bereits 18. Fantasyliteratur sei seine große Leidenschaft, erzählt er, hier im Kurs erhofft er sich aber auch, sich in anderen Genres auszuprobieren, am liebsten anhand von Kurzgeschichten. „Vor allem finde ich es schön, wenn wir uns gegenseitig inspirieren, uns austauschen und einfach ungehemmt schreiben“, so der 18-Jährige. Und das Schreiben scheint für die jungen Teilnehmer tatsächlich schon selbstverständlich zu sein. Sobald Marikka Pfeiffer eine Schreibübung erklärt hat – etwa einen Gegenstand etwas über die Teilnehmer erzählen zu lassen –, kratzen und rollen die Füller oder Kugelschreiber über das Papier und schreiben Wörter über Wörter. Teilweise entstehen dabei so wunderbare Sätze oder sogar schon Geschichtenanfänge, dass man gebannt den nächsten Satz erwartet, gespannt der folgenden Schreibaufgabe entgegenfiebert.

„Es ist wunderbar zu sehen, was die jungen Leute schon können und wie behutsam, aber eben auch kreativ sie mit der Sprache umgehen“, so Pfeiffer. „Manchmal lerne ich selbst noch etwas davon.“ Ein Richtig oder Falsch gibt es bei ihr nicht, kleine Abweichungen von den Themenvorgaben sind immer willkommen. Schließlich solle sich hier keiner wie in der Schule fühlen, sondern sich gegenseitig helfen und unterstützen. „Feedback ist natürlich ganz wichtig, wenn es darum geht, Texte zu verfassen“, erklärt Pfeiffer. „Schließlich kann sich der Autor noch so viel beim Schreiben denken, wenn das beim Leser nicht ankommt, hat er verloren.“ Im Kurs sollen die Jugendlichen dahingehend auch lernen, mit Kritik umzugehen und selbst behutsame Worte dafür zu finden.

Noch genieren sich die jungen Schreibenden etwas, ihre Texte der Gruppe vorzutragen. Keiner möchte mit dem Vorlesen beginnen, nur schüchtern erheben sich dann die Stimmen. Dabei muss sich hier keiner verstecken, und egal, ob nun im Fantasy-Stil oder nicht, die Geschichten rund um Ruinen, Lokomotiven und Meeresfelsen werden am Ende sicherlich nicht nur die Eltern der jungen Schriftsteller begeistern. Sarah Kugler

Nächste Schreibwerkstatt am 24. Oktober von 14 bis 16 Uhr. Anmeldung unter: www.bibliothek.potsdam.de

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