Landeshauptstadt: Erster Gegenwind für Klipp
Ansätze für ein Leitbauten-Konzept fand im Bauausschuss wenig Gefallen / Tack: „Das ist inkonsequent“
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Innenstadt - Mit seinen Grundzügen eines bis Jahresende zu erarbeitenden Leitbauten-Konzeptes für die Potsdamer Mitte ist Matthias Klipp im Bauausschuss auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der bündnisgrüne Baubeigeordnete hatte am Dienstagabend einen schweren Stand, als er erklären musste, warum das Konzept nicht auch die Alte Post einbezieht, an deren Stelle derzeit noch das Haus des Reisens steht. „Das ist inkonsequent“, so die Ausschussvorsitzende Anita Tack (Die Linke).
Klipp erklärte, ein gestern erstmals tagender Workshop mit namhaften Architekten wie Christian Wendland und Prof. Ludger Brands werde das Aussehen des Nachfolgebaus an der Ecke Yorckstraße/Friedrich-Ebert-Straße klären. Dieser Workshop war von den Stadtverordneten beschlossen, dann aber durch die Bauverwaltung zu „einen Fassadenworkshop reduziert worden“, monierte Tack. Dem Baubeigeordneten zufolge könne die vom Bauherren Pro Potsdam gezeigte und stark kritisierte Fassade „qualifiziert werden“. Dem hielt Anita Tack entgegen: „Wir haben einen öffentlichen Architektenwettbewerb beschlossen.“ Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) warf ein, sie werde „ziemlich sauer“ sein, falls der Workshop nicht ergebnisoffen stattfindet. „Wir haben ein erweiterteres Leitbauten-Verständnis im Vergleich zu Dresden“, sagte Hüneke in Anspielung auf die frühere Wirkungsstätte von Oliver Graumann, Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege. Auch Christian Seidel (SPD) erklärte, im Workshop müsste anders diskutiert werden, „wenn das ein Kandidat für ein Leitbau ist“. Klipp entgegnete, Pro Potsdam wolle „irgendwann wirklich bauen“, eine Rekonstruktion der Alten Post würde „zur Belastung für Pro Potsdam“.
Das Leitbauten-Konzept soll klären, welche Gebäude im Umfeld des Alten Marktes, die 1945 oder zu DDR-Zeiten zerstört wurden, kulturhistorisch derart prägend waren, dass sie rekonstruiert werden sollten. Als Kandidaten hierfür gelten das Palais Barberini oder der Palazzo Pompei an der Humboldt-Straße.
Seidel kritisierte ferner, dass dem von Fachbereichsleiter Graumann erstellten Vorkonzept zufolge auch Fragen der künftigen Nutzung und der Verkehrserschließung untersucht werden sollen. Bei einer Verkopplung von Leitbauten-Konzept mit einem Nutzungs- und Verkehrskonzept bestehe die Gefahr, „dass es nicht mehr transparent ist“, mahnte Seidel. Er fragte: Was ist, wenn sich ein Bau durch seine architektonische und kulturhistorische Qualität als Leitbau empfiehlt, sich dafür aber keine Nutzung findet oder dieser Bau dem Verkehr im Wege steht? Wird er dann nicht rekonstruiert? Klipp dagegen verteidigte den Ansatz für ein integriertes Konzept: Es sei eine wichtige Frage, ob sich für ein Gebäude wie das Palais Barberini mit seinen 5,50 Meter hohen Räumen überhaupt „heute noch eine Nutzung findet“. Wichtig sei ihm, so der Beigeordnete, dass es frühzeitig einen politischen Konsens über die Leitbauten gibt, „damit die Bauherren darauf vertrauen können“.
Gleichermaßen kritisiert wurde der äußere Rahmen des Konzepts. Er solle sich lediglich auf die Umgebung des Alten Marktes beziehen, auf den Bereich, der in der Planungswerkstatt Potsdamer Mitte 2006 behandelt wurde. Auch daran fand der Ausschuss kein Gefallen: Hünicke, Björn Teuteberg (FDP) und auch Seidel wollten den Betrachtungsrahmen in westlicher Richtung bis zum Stadtkanal ausgedehnt wissen. Der Lange Stall und die beiden Häuser links und rechts des Brockschen Hauses müssten als Leitbauten betrachtet werden. Guido Berg
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