Landeshauptstadt: Erster Neubau seit 1992
Pete Heuer schließt Lücke am Holländischen Viertel
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Innenstadt - Vier freie Baufelder, an denen bis 1945 zweihundert Jahre alte verklinkerte Häuser standen, weist das Ensemble des Holländischen Viertels entlang der Gutenbergstraße noch auf. Der letzte Neubau stammt von 1992. Gestern feierten die Bauherren Pete Heuer und Stefan Gergen Richtfest für einen neuen Lückenschluss. Ihr Doppelhaus im Stile der angrenzenden Häuser ist auf 19 Betonpfählen gebaut, damit es einen sicheren Stand auf dem sumpfigen Untergrund des früheren Bassins – nachdem der heutige Platz benannt ist – bekommt.
Heuer ist Kreisvorsitzender der PDS, Gergen ist aus dem Saarland nach Potsdam gezogen. Der Ingenieur arbeitet in der VW-Designfabrik an der Schiffbauergasse. Wie sie betonen, werde das Haus ohne Fördermittel errichtet – dafür hat bei dem Neubau aber auch der hiesige Denkmalschutz weniger Mitspracherecht als bei einer Sanierung. Denn auf dem Grundstück Nummer 73 stand seit der Bombardierung von Potsdam im April 1945 nichts mehr. Die Reste des Vorgängerhauses waren abgetragen worden. Nur noch Überbleibsel der früheren Eichenpfahlgründung und des Hausumrisses seien gefunden worden, sagte Jörg Frosch, dessen Babelsberger Baufirma den Auftrag hat, das Haus zu bauen. Das Projekt sei etwas anderes als sonst, sagte der Bauingenieur. Denn derartige innerstädtischen Hausbauten seien selten und der Bauuntergrund, der durch ein Baugrundgutachten beschrieben wurde, sei schwieriger als anderswo. Wegen des schwammigen Bodens sei auf Betondecken verzichtet worden, sagt der Bauingenieur. Leichtere Holzbalkendecken würden den Boden für das Obergeschoss bilden. Über das nach historischem Maß 36 Fuß breite Haus spannt sich ein Satteldach, an die drei Fassadenseiten werden maschinengewaschene Klinker aus Dänemark angebracht. Auch wenn die Denkmalschützer gerne die handgewaschenen Glindower Ziegel gehabt hätte, die Kosten dafür seien zu hoch gewesen, hieß es gestern während des Richtfestes.
Auch auf andere Elemente des Hauses, die einst angebracht gewesen und auf Fotos aus der Kriegszeit noch zu erkennen sind, werden von den Bauherren nicht wieder angebracht, erklärte Nobert Blumert. Der in unmittelbarer Nachbarschaft wohnende freiberufliche Bauhistoriker war zwischen 1984 und 1992 Gebietsdenkmalpfleger und betreute eigenen Angaben zufolge den Wiederaufbau und die Sanierung verschiedener Häuser im Holländischen Viertel. Auch an den beiden Häusern gegenüber dem Potsdam-Museum in der Benkertstraße, die TV-Moderator Günther Jauch derzeit nach historischem Vorbild von 1740 sanieren lässt, geht Blumert oft vorbei, um die Fortschritte auf der Baustelle Holländisches Viertel zu sehen. Denn er sagt, „das Flächendenkmal muss geheilt werden“.
Auch das Grundstück von Heuer und Gergen stand lange Zeit frei, bevor es im Internet offeriert wurde und sich Heuer dafür interessierte. Vor einem halben Jahr lernten sich die Nachbarn kennen, im April begann der Bau, im November soll Einzug sein. jab
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