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Landeshauptstadt: Erster Sieg für den Wald

Umweltausschuss lehnt Bebauungsplan-Änderung für Investor Aldinger ab

Von Peer Straube

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Kirchsteigfeld - Im Streit um das Waldstück im Kirchsteigfeld deutet sich für Investor Henrik Aldinger eine politische Niederlage an. Der Umweltausschuss stimmte am Donnerstagabend überraschend deutlich gegen die von der Stadt vorgeschlagene Änderung des Bebauungsplans, wonach fünf Hektar Wald neben der Autobahn A 115 für Gewerbe und Einzelhandel gerodet werden sollen.

Aldinger hatte zusätzlich zur Gewerbebrache an der Ricarda-Huch-Straße vor zwei Jahren insgesamt zwölf Hektar Wald erworben, den größten Teil davon vom Land. Mindestens fünf Hektar davon will er opfern, um Einzelhandel und Gewerbe anzusiedeln. Nur dann ließen sich Gewinne erzielen, aus denen er den Bau eines Autobahnanschlusses bezahlen könne, argumentiert Aldinger. Dafür ist aber zunächst eine Umwidmung des Waldes im Flächennutzungsplan erforderlich. Das entsprechende Papier wird den Stadtverordneten im Dezember vorgelegt. Folgen sie der Empfehlung des Umweltausschusses, müssten sie auch die Änderung des Flächennutzungsplans ablehnen. Bislang ist der Wald dort als Erholungswald ausgewiesen.

Ilka Haudek von der Bürgerinitiative Kirchsteigfeld hatte im Ausschuss noch einmal die Argumente der Waldbefürworter vorgebracht: Er diene den Kirchsteigfeld-Bewohnern als Naherholungsgebiet, die rund 5000 Bäume fingen die Schall-, Schadstoff- und Feinstaubemission der nahen A 115 auf und seien schon deswegen unverzichtbar. Zudem seien entlang der Trebbiner Straße zwei neue große Gewerbegebiete geplant. Das Kirchsteigfeld, prophezeite sie, mutiere dann von einem beliebten Vorort-Idyll zur „schmutzigen Industrievorstadt“. Unterstützung erhielt die Initiative vom Stadtteilbeirat Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld. Das mit Anwohnern der Stadtteile besetzte Gremium habe sich „einhellig“ gegen eine Abholzung des „funktionierenden Waldes mit seinem sehr alten Baumbestand“ ausgesprochen, erklärte Jacqueline Krüger, die außerdem als sachkundige Einwohnerin für die FDP im Ausschuss sitzt.

Der Vorschlag der Verwaltung für die Änderung des Bebauungsplans galt von vornherein als ungeliebter Kompromiss, weil die Positionen von Aldinger, Bürgerinitiative und Rathaus so weit auseinander liegen, dass es praktisch keine Schnittmengen gibt. Während die Bürgerinitiative den Wald in Gänze erhalten will, stimmen Verwaltung und Investor zumindest darin überein, fünf Hektar des Waldes einer Entwicklung zu opfern. Aldinger möchte die Flächen am liebsten gänzlich für Einzelhandel nutzen, weil damit höhere Gewinne zu erzielen sind. Das Rathaus favorisiert dagegen die Lösung, auf den fünf Hektar ausschließlich Gewerbe anzusiedeln, damit kein neuer Handelsstandort als Konkurrenz zur Innenstadt entsteht. Die den Stadtverordneten vorgelegte Variante ist ein Destillat: Auf 1,5 Hektar Wald soll Handel erlaubt sein, 3,5 Hektar stünden für Gewerbeflächen zur Verfügung. Die Bürgerinitiative glaubt, dass sich die Gewerbebrache an der Ricarda-Huch-Straße auch ohne den Wald gewinnbringend vermarkten lässt.

Aldinger gibt sich derweil gelassen. „Ich bin zuversichtlich“, sagte er am Freitagabend den PNN, „dass die Stadtverordneten anders entscheiden.“

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