zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Erster Wahlkampf beendet

Spaltender Sturz des Systems Niekisch ist abgeschlossen, Katherina Reiche will die Lager wieder vereinen

Stand:

Die Potsdamer CDU hat ihren ersten Wahlkampf in diesem Jahr bereits hinter sich: Sieben Monate lang haben die Kritiker des Kreisvorsitzenden Wieland Niekisch in unzähligen Veranstaltungen und mit vielschichtigen Attacken eine Mehrheit gesammelt, die am Dienstagabend mit dem Sturz des Systems Niekisch geendet hat. 152 Mitglieder der CDU haben für Katherina Reiche als neue Kreisvorsitzende der Landeshauptstadt gestimmt, 129 waren für den Potsdamer Hans-Wilhelm Dünn. Ein Ergebnis, nach dem die zuvor zerstrittenen Seiten zur Einigkeit aufrufen. „Ich habe Frau Reiche meine volle Unterstützung zugesagt“, erklärte Dünn gestern. Der 29-Jährige will im Kreisvorstand bleiben und bei der Kommunalwahl am 28. September als Spitzenkandidat des Ortsvereins Babelsberg in die Stadtverordnetenversammlung einziehen.

CDU-Landeschef Ulrich Junghanns hat die Mitglieder des Kreisverbandes gestern dazu aufgerufen, gemeinsam für einen Erfolg bei der Wahl zu kämpfen. Die Wahl am Dienstag habe zu klaren Verhältnissen geführt. Reiche ist nach Ansicht von Junghanns erfahren und kompetent. Er habe sie beglückwünscht und mit ihr vereinbart, gemeinsam für einen Wahlerfolg der Partei zu kämpfen. Zugleich würdigte der Landesvorsitzende die faire Auseinandersetzung zwischen Reiche und Dünn vor der Wahl. Weil Reiches Mann Sven Petke ist und Dünn der Referent von Junghanns, galt der Wahlkampf in Potsdam als Stellvertreterkrieg der beiden Frontmänner in der Landes-CDU.

Reiche gilt unter CDU-Mitgliedern als doppelt gute Wahl. Denn einerseits wird ihr die Fähigkeit zugetraut, den Kreisverband erfolgreich in den Wahlkampf zu führen. Andererseits wurde auch die Auseinandersetzung der Niekisch-Gegner Peter Schultheiß und Michael Schröder gefürchtet, sollte Dünn gewinnen. Schon vor der Wahl hatte Schultheiß in einer E-Mail an die Schatzmeisterin des Kreisvorstandes erwähnt, dass die Wahl angefochten werden könnte, wenn Dünn gewinne. Hintergrund war damals, dass der Kreisvorstand auf seiner letzten Sitzung die Aufnahme von Neumitgliedern verhindert hatte. Sie galten als Reiche-Anhänger, Schultheiß vermutete daher eine Benachteiligung bei der Wahl. Schultheiß war einer der wenigen in der Potsdamer CDU, der den seit langem angestrengten Sturz Niekischs öffentlich verteidigte, während Sven Petke als Landtagskollege von Wieland Niekisch die Nichtöffentlichkeit wählte.

Seit Dienstag schauen die CDU-Mitglieder verbunden mit der Hoffnung, dass der Streit nun aufhört, in die Zukunft. „Der absolut faire Ablauf gibt mir das Signal, dass dies gelingen kann“, sagte Steeven Bretz. Er hatte im Vorjahr wegen Niekisch das Handtuch geworfen, nun stehe er für neue Aufgaben im Kreisvorstand bereit, sagte er. Zur Kommunalwahl tritt der frühere Potsdamer Fraktionschef nicht mehr an, im Kreisvorstand will er aber bleiben.

Bereits am kommenden Donnerstag soll die erste Sitzung des Kreisvorstandes unter neuer Führung stattfinden. „Es wird sich nicht wiederholen, was letztes Jahr passiert ist“, sagte Horst Heinzel gestern. Im Vorjahr hatte Bretz mit dem kleinstmöglichen Rückstand gegen Niekisch verloren, seit dem betrieben die Niekisch-Kritiker verstärkt die Abwahlbegehren. So etwas werde es nun nicht geben, ist Heinzel zuversichtlich. Auch wenn der jetzige Kreisvorstand nicht so besetzt ist, dass er für Reiche gestimmt hätte. Heinzel ist stellvertretender Kreisvorsitzender und hatte Dünn als Nachfolger von Niekisch vorgeschlagen. Von der neuen Vorsitzenden erwartet er, dass sie die Zügel fest in die Hand nimmt und die Potsdamer CDU „mit Taten, nicht mit Worten“ in den Wahlkampf führt.

Im nächsten Jahr steht die nächste turnusmäßige Wahl des Kreisvorsitzenden an. Dass Reiche dann erneut kandidiert und sich auf die Potsdamer Oberbürgermeisterwahl im Jahr 2010 vorbereitet, sieht zumindest Schultheiß als nicht abwegig an: „Wer hätte früher gedacht, dass die Christdemokratin Frau Tiemann in der Industrie- und Arbeiterstadt Brandenburg einmal Oberbürgermeisterin wird?“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })