
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Erster Wohnungsneubau seit 72 Jahren
Genossenschaft Potsdam-West startet Dachgeschossausbau am Schillerplatz / Festakt zum 75. Geburtstag
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Brandenburger Vorstadt - Zu ihrem 75. Geburtstag macht sich die Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam-West (WBG) selbst ein Geschenk: Zum ersten Mal seit der Erbauung wird der Wohnungsbestand der Siedlung am Schillerplatz buchstäblich aufgestockt. Ab dem Frühjahr soll im Block Schillerplatz 1-5 das Dachgeschoss zu insgesamt fünf Wohnungen ausgebaut werden, sagte WBG- Vorstandschefin Angelika Eckhardt gestern beim Festempfang anlässlich des Genossenschaftsjubiläums.
Die 150 000 Euro teure, aus Eigenmitteln finanzierte Baumaßnahme soll sich über drei Jahre strecken. Im Frühjahr will man mit dem Bau der ersten Wohnung beginnen, je zwei weitere folgen in den kommenden beiden Jahren. Der Bestand wird damit zum ersten Mal in der Geschichte der Genossenschaft die Marke von 500 überschreiten: Seit Errichtung der Siedlung in den Jahren 1935 bis 1938 waren es immer 499 geblieben.
Eckhardt erinnerte in ihrer Ansprache an die Wohnungsnot, die es auch in den 30er Jahren bereits in Potsdam gegeben habe. 3000 vor allem preiswerte „Klein- und Kleinstwohnungen“ hätten gefehlt. Aus diesem Grund habe der damalige Oberbürgermeister Friedrichs den Aufruf zum Bau der Siedlung gestartet. Heute nur noch wenig bekannt sei, dass zwei Nachfolgeprojekte des „Potsdamer Bauvereins für Kleinwohnungen“, wie die Genossenschaft bei ihrer Gründung am 29. März 1935 hieß, bereits in Planung waren: So sollte in der Friedhofsgasse ein Quartier entstehen, ebenso in der heutigen Waldstadt I im Bereich der Käthe-Kollwitz-Straße. Der Zweite Weltkrieg habe dies schließlich verhindert.
Doch nicht nur das. Die Bombennacht des 14. April 1945 riss auch eine große Lücke in die Siedlung am Schillerplatz. Sieben Hausaufgänge mit 48 Wohnungen seien komplett zerstört worden, so Eckhardt. Von 1949 bis 1961 habe man die Häuser originalgetreu wiederaufgebaut. Nach der Wende hätten dann die bislang umfassendsten Arbeiten seit der Entstehung der Siedlung stattgefunden. Für insgesamt 16,5 Millionen Euro sei der Großteil der Wohnungen modernisiert worden, sagte Eckhardt.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) würdigte die Arbeit der Genossenschaft, die dieses „wunderbare Ensemble“ immer „sorgfältig gehegt und gepflegt“ habe. Darüber hinaus lobte er das ehrenamtliche Engagement der WBG, die den Demokratischen Frauenbund unterstütze und sich für die Rekonstruktion der verfallenen Bastion am Schillerplatz einsetze. Für diesen Aussichtspunkt am Havelufer, der 1989 zugeschüttet wurde, sammelt ein Förderverein, dem auch Genossenschaftsmitglieder angehören, Geld. Bekanntlich fehlen derzeit noch rund 60 000 Euro, um das Bauwerk fertigzustellen. Allerdings könnte diese Summe gestern geringer geworden sein. Statt Geschenken hatte die WBG zum Jubiläum um eine Spende für das Wiederaufbauprojekt gebeten. Da noch nicht alle Konteneingänge vorliegen, könne man erst am morgigen Mittwoch die Spendensumme nennen, sagte Eckhardt.
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