Sport: Erstes Duell mit einem Freund

Sie sind seit langem Freunde und haben noch nie gegeneinander gespielt – nun ist es soweit. Almedin Civa wird am Ostersamstag mit dem SV Babelsberg 03 beim Regionalliga-Kontrahenten Rot-Weiß Essen antreten, der gestern Abend in einem Nachholspiel bei Kickers Emden 0:0 spielte und dessen Mannschaftskapitän Michael Lorenz ist. 1998 spielten Civa und Lorenz eine Saison beim damaligen Zweitligisten KFC Uerdingen, ehe sie im Sommer darauf gemeinsam vom Absteiger nach Babelsberg kamen und hier vier Jahre Seite an Seite vorwiegend im Mittelfeld kickten. Erst am Ende der Insolvenz-Saison 2002/03 trennten sich ihre Wege wieder.

„Ich freue mich schon auf Alme“, sagte gestern Michael Lorenz, der nach zweijährigem Paderborner Gastspiel seit 2005 für Rot-Weiß die Töppen schnürt. „Wir sind nach wie vor im Kontakt, werden uns am Samstag aber nichts schenken.“ Gleiches meint Civa, der im Januar dieses Jahres vom inzwischen nicht mehr existenten Oberligisten Yesilyurt Berlin an den Babelsberger Park zurückkehrte und daher beim Essener 3:1-Hinspielsieg beim SVB am 9. September letzten Jahres noch nicht mit von der Partie war. „Ich habe mit Lore vor kurzem erst wieder telefoniert und wir werden uns nach dem Spiel sicher einiges zu erzählen haben – davor aber gilt alle Konzentration unserem eigenen Spiel.“

Mangelnde Konzentration war nach Civas Meinung eine der Hauptursachen für die 0:3-Heimniederlage des SVB am vergangenen Sonntag im Derby gegen den 1. FC Union Berlin, „die besonders weh tat“, so der 35-Jährige. „Das muss nun in Essen besser klappen. Wir müssen ordentlich Gas geben und sollten endlich mal in Führung gehen, damit wir mehr Sicherheit in unser Spiel bekommen.“ Vor fast genau sieben Jahren, am 17. Februar 2001, kickte der Bosnier letztmals in Essen; damals gewann Nulldrei mit ihm und Lorenz 3:0. Diesmal wäre schon ein Babelsberger Punktgewinn Grund zur Freude. „Auf uns setzt keiner mehr einen Pfifferling“, meint Civa. „Wir haben jetzt – im Gegensatz zu Essen – keinen Druck mehr, müssen aber unsere bisherigen Fehler endlich abstellen, und jeder muss hundertprozentig bei der Sache sein. Nur so kann es klappen.“ Er selbst sei bereit, Verantwortung zu übernehmen, „indem ich in Training und Spiel alles gebe und zeige: ich will. Das sollte die Jungen motivieren zu sagen: Was der Alte kann, können wir auch.“ Eine Saison wolle er „auf jeden Fall noch spielen“, erzählte Almedin Civa gestern. Dies könne durchaus beim SVB 03 sein, bei dem er sich wieder sehr wohl fühle.

Babelsbergs Cheftrainer Dietmar Demuth, der auch weiter mit Civa planen will, setzt am Samstag erneut auf den Kampfgeist seines ältesten Spielers. „Essen steht unter Druck und muss uns unbedingt schlagen, um noch auf Tabellenplatz zehn zu kommen. Deshalb erwarte ich einen heißen, aggressiven Gegner.“ Seine eigene Mannschaft wird Demuth übermorgen umstellen müssen – vor allem die Defensivabteilung ist eine Baustelle. Ins Tor rückt am Samstag wieder Carsten Busch. Zu gravierend waren zuletzt gegen Union Berlin die Fehler Sven Roggentins zwischen den Pfosten, als dass der Coach darüber hinweg gehen könnte. „Das war ein schlimmes Spiel, das ich schnell abhaken muss“, meint der Keeper, der durch eigene Patzer die Gäste- Tore mit ermöglichte, gestern selbst. Beim Training am Montag „hat er beim Torwarttraining ordentlich seinen Frust rausgelassen“, berichtete Demuth. „Da wurde eine schöne Einheit absolviert.“

Auch die Abwehr vor Busch muss umgestellt werden, denn Innenverteidiger Björn Laars fällt in den nächsten drei Wochen aus. Er brach sich im Derby am Sonntag die Mittelhandknochen des Zeige- und Mittelfingers der rechten Hand und wurde am Dienstag von Joachim Felderhoff im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus operiert. „Dabei wurden mir einmal vier und einmal zwei Schrauben eingesetzt“, wusste der 33-Jährige zu berichten. Bei welcher Aktion ihm dieses Missgeschick passierte, wusste er gestern allerdings noch nicht, „denn ich habe das nicht gleich gemerkt. Die Schmerzen kamen irgendwann während des Spiels. Ich muss mir nochmal das Video ansehen, um die entsprechende Szene zu finden.“ In der nächsten Woche wolle er wieder mit dem Lauftraining beginnen, erklärte der Routinier.

Für Laars könnten in Essen der wiedergenesene Martin Neubert oder Tom Mauersberger in die Mannschaft rücken – der Einsatz Slavomir Lukacs und Maik Neumanns ist weiterhin fraglich. Beide trainierten zwar gestern wieder mit, doch der Slowake hat immer noch Schmerzen in der linken Schulter und Neumann muss wegen seiner noch nicht völlig auskurierten Achillessehnenprobleme weiter die Zähne zusammenbeißen.

Babelsberg wird übermorgen vor allem auf Essens bisher achtfachen Torschützen Rolf-Christel Guié-Mien achten müssen. Der Ex-Bundesligaprofi traf im Hinspiel zweimal am Babelsberger Park. Michael Lorenz schoss in dieser Saison bisher drei Tore und verkündete gestern: „Wir spielen am Samstag voll auf Sieg.“ Almedin Civa will das Seine dazu beitragen, dies zu verhindern – trotz aller Freundschaft.

Anpfiff am Samstag im Georg-Melches-Stadion Essen ist um 14 Uhr.