
© Manfred Thomas
Von Peer Straube: Erstes Nein zum Drewitz-Center
Kuriose Abstimmung im Umweltausschuss der Stadtverordneten / Aldinger speckt noch einmal ab
Stand:
Kirchsteigfeld - Im politischen Tauziehen um das geplante Fachmarkt-Center „Drewitz-Park“ hat das 80-Millionen- Euro-Projekt eine erste Niederlage erlitten. Im Umweltausschuss kam es am Donnerstagabend zu einer kuriosen Abstimmung, in deren Verlauf zunächst zwei Änderungsanträge von Linken und Bündnisgrünen sowie der SPD jeweils eine Mehrheit fanden – anschließend jedoch der Ursprungsantrag von CDU/ANW und SPD, einen Bebauungsplan für die Gewerbebrache aufzustellen, knapp durchfiel.
Linke und Grüne wollten zunächst durch ein Gutachten prüfen lassen, in welchem Umfang Gewerbe und Handel auf dem Areal angesiedelt werden können, ohne dass es im Widerspruch zum Einzelhandelskonzept steht. Die SPD wollte durchsetzen, eine möglichst breite Bürgerbeteiligung während des gesamten B- Plan-Verfahrens zu gewährleisten. Obwohl beide Vorschläge eine Mehrheit fanden, wurden sie durch die Ablehnung des Ursprungsantrags Makulatur.
Auch, wenn das Votum des Umweltausschusses für die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung von eher untergeordneter Bedeutung sein dürfte, machten Diskussion und Abstimmungsverhalten doch bereits deutlich, dass es für das Vorhaben eng werden könnte. Projektentwickler Henrik Aldinger bestätigte den PNN gestern, dass er den „Drewitz-Park“ noch einmal abspecken will. So sollen die Verkaufsfläche des geplanten Edeka-Lebensmittelmarkt um 1000 Quadratmeter auf dann 5500 Quadratmeter reduziert und außerdem Bestandsgarantien für die umliegenden Nahversorger im Havel-Nuthe-Center und am Marktplatz des Kirchsteigfeldes gegeben werden. Von der zwölf Hektar großen Waldfläche im Süden des Gebiets könne durch Umplanung ein Viertel gerettet werden. Dafür muss der geplante Decathlon-Sportmarkt ein Stück verschoben werden. Mit diesen Zugeständnissen sei das Ende der Fahnenstange erreicht, sagte Aldinger.
Wie die Stadtverordneten sich zum Wald positionieren, könnte für den „Drewitz-Park“ zum Zünglein an der Waage werden. Für das Projekt sei „Visualität“ zwingend, sagte Aldinger. „Von der Autobahn aus muss man das sehen können.“ Er verwies noch einmal auf den von den Stadtverordneten beschlossenen Flächennutzungsplan, worin der Wald komplett zum Gewerbegebiet umgewidmet wurde. Auch die Linke habe das mitgetragen, so der Projektentwickler.
Doch hat die Linke nun ihr Herz für den Wald offenbar wiederentdeckt. So fand es Ralf Jäkel im Umweltausschuss „befremdlich, dass die Hälfte der gesamten Baumasse auf dem Wald“ stehen soll. Allenfalls eine Erschließungsstraße könne er sich vorstellen. „Da machen wir nicht mit“, warnte Aldinger gestern.
Auch der Naturschutzbund (Nabu) wandte sich gestern ebenfalls „entschieden“ gegen die Rodung des Waldes. Dies führe zum Verlust „siedlungsnaher Erholungsflächen“ und von Lebensraum für bedrohte Tierarten wie dort lebende Fledermäuse. Auch sei die Errichtung eines Einkaufscenters dieser Dimension mit 40 000 Quadratmetern Verkaufsfläche „generell infrage zu stellen“, so der Nabu.
Dies tun auch die Geschäftsführer des Holzfachzentrums Potsdam, von Brun & Böhm Baustoffe sowie der örtlichen Toom-Baumärkte. Im Namen des mittelständischen Baustoff- und Holzhandels haben sie die Rechnung aufgemacht, welche Auswirkungen allein der geplante Hornbach-Baumarkt auf die hiesige Branche hätte. Im Einzugsgebiet haben die Unterzeichner sieben Baumärkte, neun Baustoff- und Holzhändler, fünf Fliesen-, Naturstein- und Sanitärbetriebe sowie neun weitere Gewerbebetriebe mit Sortimentsüberschneidungen zum geplanten Hornbach-Markt gezählt. Zusammen seien dies mehr als 1000 feste Arbeitsplätze, die durch Hornbach bedroht wären.
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