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MAUERTote: Ertrunken am 28. 7. 1964

Norbert Wolscht hatte immer vorgehabt, nach Südafrika auszuwandern. Der Mauerbau zerstörte die Zukunftspläne des noch nicht 18-Jährigen.

Stand:

Norbert Wolscht hatte immer vorgehabt, nach Südafrika auszuwandern. Der Mauerbau zerstörte die Zukunftspläne des noch nicht 18-Jährigen. Doch seinen Traum von einem Leben am anderen Ende der Welt gab er nicht auf. Monatelang trainierte er mit Rainer Gneiser Langstreckenschwimmen. Außerdem bauten sich die beiden eine Taucherausrüstung. Unter dem Vorwand, zum Zelten zu fahren, brachen sie am 25. Juli 1964 mit dem Motorrad von Freiberg nach Potsdam auf. Mit Sauerstoffgeräten, Schwimmflossen und Taucheranzügen ausgerüstet schwammen sie in der Nacht zum 28. Juli vom Tiefen See aus Richtung Babelsberger Enge, um von dort nach West-Berlin zu gelangen. Norbert Wolscht wurde am nächsten Vormittag tot aus dem Fluss gezogen. Sein letztes Lebenszeichen war ein Frachtbrief an seine Eltern, der dokumentierte, dass er am Vortag seine Campingausrüstung von Potsdam nach Freiberg geschickt hatte. Um Aufschluss über die Todesumstände zu bekommen, wandte sich sein Vater an den zuständigen Arzt, der versicherte, keine äußeren Verletzungszeichen gefunden zu haben. Vielmehr sei anzunehmen, dass der Tod infolge einer Kohlendioxydvergiftung eingetreten war. Anscheinend hatte bei dem selbstgebauten Tauchgerät die Absorption des Dioxyds durch Atemkalk nicht einwandfrei funktioniert.

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