Landeshauptstadt: Es fehlt an Übersicht
Experten der Runden Tische zu den kulturpolitischen Konzepten stellten vorläufige Ergebnisse vor
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Innenstadt - Für manchen Beteiligten ist es eine Diskussion über Luxusprobleme: Die Gespräche über die kulturpolitischen Konzepte. Am Samstag waren Mitglieder der Runden Tische im Alten Rathaus zum zweiten Mal offiziell zusammengekommen, um nach zweistündiger Sitzung die vorläufigen Ergebnisse ihrer internen Runden vorzustellen. Ende April waren 80 Experten an acht Runden Tischen zum ersten Mal zusammen gekommen, um ein 42-seitigen Entwurf so zu diskutieren und überarbeiten, dass daraus spätestens im Dezember eine beschlussfähige Vorlage für Potsdams Stadtverordnete wird. Für fünf Jahre sollen die Konzepte dann Handlungsgrundlage für die Kulturpolitik in Potsdam sein.
Wie Birgit-Katharina Seemann, Fachbereichsleiterin Kultur und Museum, gegenüber den PNN am Rande der Veranstaltung sagte, gehe es derzeit darum, an den Runden Tischen eine Bestandsaufnahme der Probleme der einzelnen Kulturträger zu erstellen und daraus Handlungskonzepte für die Verwaltung zu formulieren. Bei stagnierender oder gar zurückgehender Förderung muss in Potsdam ein Umdenken erfolgen, wie Kultur in Zukunft finanziert und besser vermarktet werden kann. Bei der Vielfalt der Angebot in dieser Stadt für manche ein Luxusproblem.
Dieter Wiedemann, Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, sagte am Runden Tisch „Film und Medien“, das Potsdam zu viel wolle. Mit „Kulturhauptstadt, Stadt der Wissenschaften und Sportstadt“ zählte er nur einige der ambitionierten und nicht selten gescheiterten Vorhaben Potsdams auf. Zu oft laufen kulturelle Veranstaltungen in dieser Stadt unkoordiniert nebeneinander oder überschneiden sich. Hier müsse mehr Koordination zwischen der Verwaltung und den einzelnen Veranstaltern geschaffen werden, die aber über die Kulturvereine hinausgeht und wissenschaftliche Institute und Unternehmen mit einschließt, so Wiedemann.
Bei allen Diskussionen über finanzielle Probleme und personelle Unterbesetzungen der Kulturträger an den einzelnen Runden Tische war es Konsens, dass ein effektives Marketing und Management, das die bestehende kulturelle Vielfalt der Stadt bündelt, Touristen und Potsdamern die Stadt in übersichtlicher Form zugänglich macht und so die vorhandenen Potenziale ausschöpft, Schwerpunkt der zu künftigen Kulturpolitik sein muss. Der gemeinsame Diskussionsprozess soll auch dazu dienen, festzustellen, wo die Stadt als Förderer auftritt und wo durch Eigeninitiative und die viel beschworenen Netzwerke Akzente gesetzt werden können. Und egal wie die kulturpolitischen Leitlinien für die nächsten fünf Jahre gewichtet werden, einige der Runden Tische wollen auch nach Abschluss des Diskussionsprozesses regelmäßig zusammenkommen, um Probleme und gemeinsame Strategien zu besprechen.
Birgit-Katharina Seemann sagte, dass in den kommenden Wochen der Prozess der Schwerpunktsetzung beginne, bei dem nicht alle Vorschläge der Runden Tische berücksichtigt werden können. Doch die zukünftigen Leitlinien sollen flexibel sein und jedes Jahr auf ihre Wirkung hin überprüft werden. Dirk Becker
Dirk Becker
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