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Sport: „Es fehlt einer, der mal dazwischen haut“

Alexander Haase, Trainer des Handball-Regionalligisten, über Vergangenheit und Zukunft beim VfL

Stand:

Alexander Haase, Trainer des Handball-Regionalligisten, über Vergangenheit und Zukunft beim VfL Alexander Haase, nach einer turbulenten Spielzeit in der Handball-Regionalliga Mitte schafften Sie mit dem 1. VfL Potsdam am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt. Einfach war das nun beendete Spieljahr für Sie als Trainer sicher nicht, oder? Es war schon eine ziemlich komplizierte Saison. Aus den ersten sieben Spielen sechs Niederlagen mitzunehmen; da stellt man sich schon Fragen und man stellt sich auch selbst in Frage. Dann war der Knackpunkt, dass wir im Spiel gegen Staßfurt am 13. Spieltag zu Hause richtig mit vier Toren verloren haben (26:30/ d. Red.). Und in den anschließenden Spielen haben wir es nicht geschafft, uns im oberen Mittelfeld zu etablieren, sondern wir mussten im Gegenteil weiterhin gegen den Abstieg spielen. Und dadurch waren Sie vor allem als Psychologe gefordert? Na ja, das sagt sich immer so leicht, dass es eine Kopfsache ist. Ich denke auch, vieles war eine Kopfsache. Wir haben sicherlich viel gesprochen, aber am Ende muss trotzdem auf dem Feld jeder seine Leistung abrufen, egal ob du vorher dreimal geredet hast oder einmal. Haben Sie denn immer den Rückhalt des Umfelds gespürt? Also, dass es nach einem verlorenen Spiel immer einen Schuldigen gibt, das war mir von vorneherein bewusst, das ist ja keine neue Situation. Ich glaube aber, dass ich bei einem Großteil der Mannschaft oder auch bei wichtigen Spielern einen Rückhalt habe. Ich muss auch attestieren: Der Vorstand stand hinter mir. Entscheidend zum Saisonende war auch die Steigerung der Neuzugänge. John Lenser hatte sicherlich eine schwierige Saison bei uns, wobei man ganz klar sagen muss, dass er auf längere Sicht als Verstärkung gedacht ist. Ich habe immer gesagt, wir brauchen Zeit miteinander. Natürlich ist man zwischendurch trotzdem enttäuscht, wenn es nicht läuft. Aber zum Schluss hat man ja gesehen, dass John seine Chance nutzt, wenn er Vertrauen bekommt und Zeit hat sich zu integrieren was ja auch beim anderen Neuen, Kreisläufer Steffen Böhme, ähnlich schien? Er hat uns viel weiter geholfen in Abwehr und Angriff, obwohl er ganzjährig durch eine Bauchmuskel-Verletzung gehandicapt war. Aber gerade bei Kreisspielern hängt auch viel vom gemeinsamen Training ab, dann kommen die Pässe auch irgendwann – und so wurde er dann ja immer mehr ins Spiel eingebunden. Für die neue Saison kommt Victor Pohlack von den Reinickendorfer Füchsen zurück. Was erwarten Sie sich von ihm? Ich habe ja lange und unmittelbar mit ihm zusammengespielt. Er kann unserer Abwehr noch mehr Stabilität verleihen und ist natürlich im Angriff immer für sechs, sieben Tore gut. Werden noch weitere Verpflichtungen getätigt? Wir wollen einen Rückraum-Mittelspieler holen und eventuell noch auf einer weiteren Position nachbessern. Achtet der Verein dabei auch auf die menschliche Seite, nachdem vergangene Saison Neuzugang Kai Preuss nicht ins Team zu passen schien? Bei Kai Preuss habe ich mir eigentlich nichts vorzuwerfen. Ich habe ihn in vier Spielen beobachtet und er war auch zweimal beim Probetraining. Irgendwann hat sich aber gezeigt: es geht nicht. Ich habe auf alle Fälle daraus gelernt, auch das Umfeld eines Spielers, der in Frage kommt, noch mal näher zu ergründen und daraus Schlüsse zu ziehen. Vielleicht ja auch unter dem Gesichtspunkt von Führungsqualitäten? Manchmal wirkt der VfL ja zu lieb Richtig, es ist auf alle Fälle so, dass einfach zu lieb miteinander umgegangen wird. Wir sind natürlich schon eine Einheit und wenn wir diese Einheit herauskehren, sind wir eine unglaublich starke Mannschaft, die jeden schlagen kann. Aber ab und zu fehlt mal einer, der im richtigen Augenblick dazwischen haut. Und das kann nicht immer nur der Trainer sein. Der Trainer kann allerdings einen Ausblick auf die neue Saison geben, oder? Also die wird wesentlich davon abhängen, wie die Mannschaft letztendlich genau zusammen gesetzt ist. Ich will das Team dann auch ein Stück mehr mit in die Zielsetzung einbeziehen, also sehen, was es selbst erreichen will. Das Gespräch führte Benjamin Unger

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