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Sport: „Es gab Licht und Schatten“

Bob-Bundestrainer Carsten Embach aus Potsdam über die nun zu Ende gehende Saison und die Anschieber aus dem Luftschiffhafen

Stand:

Carsten Embach, wie sind Sie als Bundestrainer Bob mit der nun zu Ende gehenden Saison zufrieden?

Es gab Licht und Schatten. Die Medaillen bei den Welt- und Europameisterschaften gehörten natürlich zum Licht. Dass André Lange beim Saison-Höhepunkt, den WM, zu Gold und Bronze fuhr, ist durchaus positiv zu sehen, ebenso Gold und Silber bei den Frauen. Die Weltcup-Serie hat ebenfalls gezeigt, dass wir weiter zu den Besten der Welt gehören, was mit der Einführung der Einheitskufe zu Saisonbeginn zunächst fraglich erschien. Bei den Teams Deutschland II und III zeigte sich aber immer wieder das Problem, dass die Startleistungen nicht für Platzierungen im vorderen Bereich genügten. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass auch diese Mannschaften schlagkräftig genug werden, um beim Start den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen und so überhaupt Podiumsplätze erreichen zu können.

André Lange hat keine Startprobleme, beklagte aber auch am Wochenende wieder Materialprobleme mit seinem Vierer.

Dabei geht es noch um Abstimmungsprobleme. Es ist uns im Saisonverlauf nicht gelungen, die zu beseitigen, nachdem wir anfangs dachten, wir seien auf dem richtigen Weg. Das Gerät ist noch nicht so schnell, wie wir uns das vorstellen. Aber André sieht das als Herausforderung für die nächsten Jahre an, um bis 2010 ein Gerät zu haben, mit dem wir wieder ganz vorn mitfahren können.

Die Beschaffenheit des Bobs ist also trotz Einheitskufen immer noch ausschlaggebend für den Erfolg?

Ja, denn das Gesamtsystem Bob trägt entscheidend zum Erfolg bei. Das Zweier-Gerät dominiert im Weltmaßstab schon. Aber nicht alles, was dort funktioniert, ist auch eins zu eins auf den Vierer übertragbar.

Wurde denn Ihr Potsdamer Schützling Kevin Kuske in dieser Saison seinem Ruf als Ausnahme-Anschieber gerecht?

Ja. Kevin hat eine sehr anstrengende Saison hinter sich, denn er ist fast alle Weltcup-Rennen gefahren, und hat dabei wieder gezeigt, dass das System Lange/Kuske im Zweier, aber auch im Vierer hundertprozentig funktioniert. Für seine Ausnahmestellung ist er mit vier Medaillen bei den WM und EM belohnt worden, auch wenn dort nicht alle Wünsche aufgingen.

Wie sehen Sie die Bilanz der anderen Potsdamer Anschieber, die Sie daheim im Luftschiffhafen trainieren?

Andreas Barucha wird nicht ganz zufrieden sein, weil der Vierer Matthias Höpfners – den er anschob – nicht ganz so lief und daher nicht alle seine Wünsche aufgingen. Woran man auch immer die Abhängigkeit der Anschieber vom Piloten sieht. Bei Mirko Pätzold sind durch die Verteilung der Weltcups ebenfalls nicht alle Wunschträume aufgegangen, aber seine zwei vierten Plätzen bei den Europameisterschaften in Cortina waren aus meiner Sicht ein Erfolg für ihn, da er in den letzten Jahren nicht dabei war. Alexander Metzger hat immer als Ersatzmann fungiert und hier seinen Job gemacht, ist aber auch nicht zufrieden. Er wird im nächsten Jahr wieder Bestandteil der Mannschaft René Spies sein, die in diesem Jahr verletzungsbedingt ausfiel. Bitter war der verletzungsbedingte Ausfall Thomas Pöges zu Saisonbeginn . Thomas wird für die neue Saison sein Training wieder planmäßig aufnehmen können.

In Königssee schließen sich den Weltcup-Rennen in dieser Woche gleich die Deutschen Meisterschaften als Saisonabschluss an. Welche Potsdamer werden dann nochmal welche Bobs anschieben?

Kevin Kuske wird wie immer die Lange-Bobs anschieben, Mirko Pätzold wird mit dem Team Florschütz noch einmal antreten. Ob Andreas Barucha bei Matthias Höpfner dabei sein wird, soll sich noch entscheiden. Auch die jungen Potsdamer Anschieber werden am Start sein. Alexander Metzger wird mit Spies hier Material fahren; das heißt, sie nehmen nicht am Wettkampf teil, testen als Spurbob aber schon ihr Material für die nächste Saison.

Der Papierform nach wird Lange doch sowieso beide Deutschen Meistertitel gewinnen.

So einfach ist das nicht. Jetzt beim Weltcup hier in Königssee war ja beispielsweise Höpfner mit seinem Vierer vor ihm. Der A- und B-Kader wird hier mit der Einheitskufe fahren, der C-Kader mit den Kufen, die in der vergangenen Saison noch möglich waren.

Im Potsdamer Luftschiffhafen stehen mit Sascha Schelter und den Junioren-Vizeweltmeistern Lucas Kuske und René und Peter Tiefert weitere hoffnungsvolle Anschieber in den Startlöchern. Wie bewerten Sie als Potsdamer das?

Sehr positiv. Ein Kompliment an die Jungs, die in Potsdam bei Heinz Rieger trainieren. Vor allem auch an Lucas, der sich erneut als Anschieber zur Verfügung stellte. Das wird sich auf die Piloten-Ambitionen, die Lucas weiter verfolgen wird, sicher positiv beeinflussen, weil er es mit seiner WM-Medaille in den C-Kader-Bereich geschafft hat. Und das erleichtert einiges.

Nach den Titelkämpfen in dieser Woche wird dann endlich Urlaub gemacht, oder?

Ich selbst habe noch keine Zeit für Urlaub. Jetzt gilt es, die Saison gründlich auszuwerten und die neue Jahresplanung aufzustellen. Dazu kommen Gespräche bei den einzelnen Stützpunkten. Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison.

Können wenigstens Potsdams Anschieber erstmal die Beine hochnehmen?

Mit ihnen bin ich wie in den letzten Jahren schon so verblieben, dass sie den März zur Regeneration nutzen. Das planmäßige Training beginnt dann wieder in der ersten oder zweiten Aprilwoche. Wir wollen nicht zu lange Pause machen.

Das Interview führte Michael Meyer

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