Landeshauptstadt: „Es geht bei solchen Unfällen um Leben und Tod“
Fahrradclub-Chefin Lea Hartung über typische Gefahren für Radler und Potsdamer Fahrradstreifen
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Frau Hartung, in Potsdam ist am Montag eine Radfahrerin nach einem schweren Unfall gestorben. Was können Radler tun, damit sie möglichst sicher unterwegs sind?
Beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) nennen wir das Tipps zum Überleben: Radfahrer sollten sich vor allem dem extremen Kräfteungleichgewicht im Vergleich zu Autos und Lastkraftwagen bewusst sein und entsprechend immer auch mit dem Fehlverhalten der anderen Verkehrsteilnehmer rechnen. Man sollte darauf achten, gesehen zu werden. Wir appellieren jedoch auch an die Autofahrer, die Verkehrsregeln einzuhalten und umsichtig zu fahren. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Zauberwort.
Im aktuellen Fall wird nun gegen einen Lkw-Fahrer ermittelt, dessen Fahrzeug die Radlerin beim Abbiegen erfasst hat
Gerade solche Abbiegeunfälle in Zusammenhang mit Lastkraftwagen sind typisch, und sie gehen zumeist tödlich aus, auch wenn die Unfallbeteiligten meist nicht schnell fahren. Das Problem ist, dass Lkw-Fahrer in diesen Fällen einen großen toten Winkel nicht einsehen können. Daher fordert der ADFC auch den generellen Einbau von Abbiege- und Bremsassistenten in Lastwagen, die mit Sensoren arbeiten, die Fahrer auf andere Verkehrsteilnehmer hinweisen und notfalls einen Wagen auch automatisch abbremsen können. Wie man sieht, geht es bei solchen Unfällen um Leben und Tod. Generell weist der ADFC auf die Pflicht von Auto- und Motorradfahrern hin, Rücksicht zu nehmen: Sie haben Geschwindigkeitsbegrenzungen und einen Seitenabstand von 1,5 Metern einzuhalten – diese Verkehrsregeln sollte man immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Was kann ein Radler praktisch an seinem Fahrrad tun? Und wie wichtig ist ein Helm?
Natürlich müssen Räder so ausgestattet sein, dass sie den gesetzlichen Vorgaben entsprechen – also dass sie eine funktionierende Lichtanlage besitzen und die Bremsen gehen. Ob ein Radfahrer einen Helm aufsetzt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Für den ADFC ist es aber wichtiger, bestimmte Unglücksursachen generell zu vermeiden – wie etwa die beschriebenen Lkw-Abbiegeunfälle oder Unfälle, die durch mangelhafte Radverkehrsanlagen entstehen.
In Potsdam gibt es vielfach Fahrradstreifen, bei denen Radler auf der Fahrbahn fahren. Der aktuelle Unfall passierte auf einem markierten Radweg. Wie bewertet der ADFC solche Radwege?
Aus unserer Sicht bieten Radstreifen auf der Fahrbahn eine höhere Sicherheit. Das klingt zunächst erstaunlich. Doch zeigen die Statistiken, dass sich die meisten Unfälle ereignen, wenn Radfahrer von einem Bordsteinradweg auf die Straße fahren – das deutet sich ja auch in dem aktuellen Fall an. Daher sagt der ADFC: Radfahrer gehören innerstädtisch auf die Straße, damit sie besser als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden.
Die Fragen stellte Henri Kramer
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