Landeshauptstadt: „Es hat mich positiv überrascht“ Kiezdeutsch-Forscherin Heike Wiese über „Babo“
Frau Wiese, „Babo“ ist zum Jugendwort des Jahres gekürt worden. Überrascht Sie die Entscheidung?
Stand:
Frau Wiese, „Babo“ ist zum Jugendwort des Jahres gekürt worden. Überrascht Sie die Entscheidung?
Es hat mich positiv überrascht, weil es ein Wort ist, das man kennt. Früher kannte die Jugendwörter des Jahres, etwa „Gammelfleischparty“, niemand. Der Langenscheidt-Verlag will das Thema „Jugendsprache“ in die Medien bringen. Er lässt Vorschläge im Internet einreichen, was das Humorige fördert. Das ist keine sprachwissenschaftliche Methode, soll es ja aber auch nicht sein. In diesem Fall hat es aber funktioniert, vielleicht eher ein Zufallstreffer, aber das Wort wird tatsächlich auch von Jugendlichen verwendet.
Ist es ein gebräuchliches Wort?
Ja, es kommt aus dem mehrsprachlichen Kontext, im Kurdischen oder Türkischen gibt es „Baba“ – für Vater. Ich habe es als Anrede gehört: „Wie geht’s, Babo?“ Es geht in Richtung „Chef“ und wird ironisch gebrochen benutzt. In Berlin wäre es mit „Meister“ zu vergleichen.
Inwiefern kann Kiezdeutsch eine Bereicherung für die deutsche Sprache sein?
Keiner spricht nur Kiezdeutsch – wenn wir mit den Jugendlichen reden, sprechen die eine standardnahe Umgangssprache. Das Deutsche wird dadurch reicher, dass wir eine Variante mehr haben. Kiezdeutsch ist ein dynamischer neuer Dialekt.
Die Fragen stellte Caroline Bock
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: